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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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in Zweifel ziehen konnte.
    â€žDie Vorhaut ist völlig wundgerieben, und Sie sagen, Sie hätten es nie getan. Habe ich Sie richtig verstanden?“
    â€žIch schwör’s Ihnen, ich schwör, das ist die Wahrheit!“
    â€žSoll ich das dann also so verstehen, dass Sie mit Männern Verkehr hatten?“
    Oh, er hätte den Arzt erschlagen können, aber die Schmerzen brachten ihn um. Wie konnte er so etwas auch nur entfernt in Betracht ziehen? „Aber ich bin Katholik, Herr Doktor! Homosexualität wird von der Kirche absolut nicht geduldet!“
    â€žDann hatten Sie also keinen sexuellen Kontakt zu Männern.“ Der Arzt legte eine Kunstpause ein, um den nächsten zwei Wörtern besonderen Nachdruck zu verleihen. „Oder Frauen.“
    â€žBei uns zu Hause gibt es nur meine Mutter, meine Großmutter und meine Schwester.“
    â€žUnd die Knutschflecken an Ihrem Hals sind ganz von selbst erschienen, wie Stigmata, richtig?“
    â€žJa. Ja, genau, Herr Doktor. So muss es passiert sein!“
    â€žNa, dann ist ja alles in bester Ordnung. Sie können nach Hause gehen.“
    Eddie war erleichtert, nach Hause gehen zu dürfen, aber natürlich nur mit einem Rezept für etwas Ultrawirksames, das seiner Qual ein Ende bereiten würde.
    â€žSie können sich wieder anziehen und gehen.“
    Als Eddie die Füße zaghaft auf den Boden setzte, bohrte sich ein Korkenzieher aus Schmerz in ihn hinein. Vielleicht hatte er sich ja verhört. Wie sonst konnte Dr. Bharucha ihn fortschicken, ohne ihn behandelt zu haben? Auch die Studenten schauten verdutzt drein.
    â€žVerschreiben Sie mir denn nichts, Herr Doktor?“ Eddies Stimme zitterte.
    â€žWozu, Mr Coutinho? Da Sie keinen Geschlechtsverkehr hatten, können Sie sich auch nichts geholt haben. Es muss alles Einbildung sein.“
    â€žTun Sie mir das nicht an, Herr Doktor, bitte! Der Schmerz bringt mich um! Es tut so weh, dass ich nicht mal pinkeln kann!“
    â€žAber lügen können Sie noch ganz gut.“
    Eddie brachte keine Antwort mehr heraus. Ihn hatte offenbar die Schwanzflosse eines Wals niedergestreckt. Als er wieder zu sich kam, lag er auf dem Fußboden. Er versuchte, sich hochzustemmen, brach jedoch wieder zusammen. Einer der Studenten streckte die Hand aus, um ihm aufzuhelfen, aber der herzlose Arzt bedeutete ihm mit einem erhobenen Zeigefinger und ungerührter Miene, sich nicht einzumischen.
    â€žIch geb’s ja zu, ich habe mit einer Frau geschlafen! Ich hab alles, absolut alles getan, was ich nicht hätte tun dürfen! Unternehmen Sie etwas, Herr Doktor! Bitte! Geben Sie mir etwas gegen diese fürchterlichen Schmerzen!“ Mit Hilfe von ein paar Studenten hob ihn Dr. Bharucha hoch und legte ihn auf den Untersuchungstisch. Der Wal war offenbar zurückgekehrt, denn die Welt schwankte wieder um Eddie.
    Dr. Bharucha wandte sich an den Assistenzarzt. „Der Mann gehört ins Bett.“
    â€žTut mir leid. Die Venerologie ist vollkommen überfüllt, da ist nicht mal mehr auf dem Fußboden Platz.“
    â€žIch werde mit dem Verwaltungschef reden und zusehen, dass er in die Lungenabteilung aufgenommen wird. Er braucht sofortige Behandlung.“

    Im J.J. Hospital war von 16.00 bis 19.00 Uhr Besuchszeit, und Ravan schaffte es gerade mit Müh und Not, um fünf vor sieben da zu sein. Als Eddie ihn sah, leuchtete sein Gesicht auf. Er war allerdings viel zu schwach, um sich aufzurichten, und außerdem hing er am Tropf. Er winkte Ravan matt heran.
    â€žWie geht’s, mein Freund? Ich hab dir ein wenig Obst mitgebracht.“ Ravan stellte eine braune Papiertüte auf den Nachttisch und setzte sich zu Eddie aufs Bett. „Freund“, das war ein Wort, das Eddie sich bis vor ein paar Tagen, vielleicht sogar noch gestern Abend, empört verbeten hätte. Jetzt griff er lediglich nach Ravans Hand.
    â€žWas machen die Schmerzen?“
    â€žKommen und gehen.“ Seine Stimme war nicht sehr kräftig, und Ravan musste sich vorbeugen, um ihn zu verstehen. „Man braucht nicht in die Hölle, um für seine Sünden zu büßen.“
    Ravan hatte keine Ahnung gehabt, dass Schmerzen einen so schnell zum Philosophen machen konnten. Eines war klar: Die Schmerzen mussten extrem gewesen sein, denn Eddie sah bleich und aufgedunsen aus. Seine Augenränder waren rot, die Lippen trocken und rissig und sein Gesicht war aschfahl. „Meine Mutter

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