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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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aufzusteigen, brachte ich mir bei, in Blitzgeschwindigkeit kopfzurechnen, und bot bald auf den Versteigerungen von Zwiebeln, Kartoffeln und später sogar von Grundnahrungsmitteln wie Linsen, Reis und Weizen mit.
    Da lernte ich die wichtigste Lektion meines Lebens: Angebot und Nachfrage. Wenn Letztere größer ist als Ersteres, kann der Verkäufer alles verlangen, was der Markt hergibt. Das ist das magische „Mantra“, wie ihr Hindus es nennt; dort ist das Geld zu holen, und daraus stammen die meisten Vermögen. Wie du dir sicherlich vorstellen kannst, war ich schon auf dem besten Weg, meine einzigartige Formel zu entdecken und damit die Dynamik des Geldverleihs zu ändern – und natürlich mir meinen Namen „Drei Komma Eins“ zu verdienen. Nach einiger Zeit machte ich mich selbstständig – und sah mich fast augenblicklich mit der Aussicht auf Bankrott konfrontiert. Denn das Kreditgeschäft kann nur funktionieren, wenn die konstante – allerdings selten ausgesprochene – Drohung schrecklicher Folgen in der Luft hängt. Und damit das klar ist: nicht nur die heiße Luft aus Rhetorik und leeren Worten, sondern die Praxis extremer Gewaltanwendung, wann immer ein Geschäftspartner seinen Teil der Abmachung nicht einhält.
    Damit hat alles angefangen. Es war nicht geplant, doch es war vorbestimmt. Vorbestimmt durch nichts Geringeres als die Hand Allahs. Und dieselbe Hand wird auch meine Rückkehr in die Wege leiten.
    Beherzige meine Worte, Glücksbringer, wenn du nicht zu Schaden kommen willst.
    Khuda hafiz

    P.S.: Dir ist mit Sicherheit schon der Gedanke gekommen, dass es eine gute Idee sein könnte, diese Briefe aufzubewahren. Vielleicht für irgendein staatliches Archiv, vielleicht um sie einst deinen Enkelkindern zeigen zu können. Oder weil sie sich vielleicht irgendwann als nützliches Belastungsmaterial erweisen könnten. Wie seltsam, die gleichen Gedanken sind auch mir gekommen, als ich dir den allerersten Brief geschrieben habe! Doch ich bin zuversichtlich, dass dir die Konsequenzen einer solchen Handlungsweise wohl bewusst sind. Außerdem weiß ich, dass du nie etwas Derartiges tun wirst. Schließlich bist du mein Glücksbringer.
    Und doch bin ich nun einmal ein vorsichtiger Mensch. Und ich brauche einen Fehler nicht zwei Mal zu machen, um daraus klug zu werden. Wenn du dir die ersten zwei Briefe noch einmal ansiehst, wirst du feststellen, dass das Papier noch immer in bestem Zustand ist, und vollkommen weiß. Wenn du möchtest, kannst du mir darauf sogar antworten.

    â€žWo sind Sie die ganze Zeit gewesen?“ Die Frau sprach Ravan in Andheri an, als er gerade in den Zug einsteigen wollte. Ihr Gesicht kam ihm bekannt vor, aber er konnte sich weder an ihren Namen erinnern noch daran, wo er sie gesehen haben sollte. „Ich dachte schon, Sie und Eddie hätten den Beruf gewechselt.“
    Ravan versuchte, seine Verwirrung mit einem diffusen Lächeln und einem unverbindlichen Hallo zu bemänteln. Doch sie durchschaute ihn. „Sie erinnern sich nicht an mich, stimmt’s, Ravan?“
    Gleich würde sie ihm erzählen, wie seine und Eddies Mutter hießen, und ihn anschließend mit einigen biographischen Details beglücken wie zum Beispiel, wie oft er beim Mittelschulabschluss durchgerasselt war und wie das genaue Kennzeichen seines Taxis lautete.
    â€žTut mir leid, nein“, gestand Ravan.
    â€žWir haben uns in Mauritius kennengelernt, als dieser hirnlose Star sich von Ihnen beiden bedroht fühlte und Sie nach Bombay zurückverfrachtet wurden.“ Kein Wunder, dass Ravan sich an diesen Tag und die missglückte Auslandsreise nicht mehr erinnerte! Offen gesagt, wäre es ihm lieber gewesen, wenn die Dame auch kein so gutes Gedächtnis gehabt hätte. Sie stieg in dasselbe Abteil ein wie er. „Also, wie kommt es, dass ich weder Eddie noch Sie seither gesehen habe?“
    â€žEddie hatte eine Zeit lang anderweitig zu tun, aber inzwischen ist er wieder da. Man kann leider nicht sagen, dass wir allzu viele Jobs angeboten bekommen hätten.“
    â€žWirklich? Woran liegt es?“
    â€žWer weiß. Vielleicht passten den Bossen unsere Nasen nicht, vielleicht wirkten wir zu eingebildet. Aber es lag nicht daran, dass wir uns nicht bemüht hätten, das kann ich Ihnen versichern.“
    â€žNa, dann müssen wir einfach einen anderen Ausweg finden.“
    â€žEs ist mir wirklich

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