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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Vater dem Sohn mit und wandte sich dann zu Ravan. „Also, wohin wollten Sie Sita nach der Entführung bringen? Nach Bombay, nach Puna? Nein, nein, natürlich nicht! Sie wollten sie in Ihr uraltes Königreich Lanka bringen!“
    â€žIch schwöre, ich habe sie nicht gezwungen. Ich schwöre es bei meiner Mutter. Ich schwöre es bei der Göttin Amba , die meine Mutter sehr verehrt. Sita sagte: Nimm mich mit, also habe ich es getan.“
    â€žWohin mitnehmen?“
    â€žDorthin, wo der Himmel die Erde berührt, sagte sie, für immer und ewig.“
    â€žUnd Sie haben auf sie gehört?“
    â€žWenn Ravan nicht auf Sita hört, wer dann?“ Ravan war mit seiner Erwiderung sehr zufrieden.
    â€žGajanan, kümmere dich um unseren Freund hier.“ Mr Patil entriegelte das Tor. „Ich bin bald wieder da.“
    â€žWo gehen Sie hin, Patil?“ Ravan staunte über seine eigene Dreistigkeit. Bis gestern Abend, bis noch vor einer Minute wäre es für ihn unvorstellbar gewesen, diese erhabene Persönlichkeit ohne die Anrede „Mr“ anzusprechen.
    Mr Patil nahm Ravans Unverschämtheit zur Kenntnis, doch sie machte ihn nur umso verbindlicher. „Die Braut und den Bräutigam verabschieden.“
    â€žPatil, sie gehört mir, mir allein! Wir sind verwandte Seelen. Das hat sie selbst gesagt. Sie ist eine große Sängerin und Künstlerin. Wir werden die erste Hindu-Hochzeitsband des Landes mit einer Sängerin sein. Wir werden die indische Musik von Grund auf verändern. Wir werden zum Film gehen. Wir werden berühmt!“
    â€žMeine Tochter soll in der Öffentlichkeit singen? Vielleicht sogar vor Leuten tanzen? Wie Prinzessin Mirabai ?“
    â€žGanz genau. Aber nicht nur religiöse Lieder. Alles. Ich werde die Lieder komponieren, und sie wird ihnen mit ihrer wundervollen Stimme Leben einhauchen.“
    â€žIch fürchte, Gajanan, wir werden unseren Gast trotz des damit für ihn verbundenen Unbehagens knebeln müssen.“
    Ravan sprach jetzt lauter, um jeder übereilten Maßnahme vonseiten der Patils zuvorzukommen. „Ich warne Sie, Patil, das wird Sie teuer zu stehen kommen!“
    â€žTatsächlich?“ Gajanan war die fleischgewordene Höflichkeit. „Inwiefern?“
    â€žSita und ich hatten eine Beziehung.“
    â€žWas denn für eine Beziehung?“, fragte der alte Mann. „Hat sie Ihnen eine rakhi um das Handgelenk gebunden und Sie zu ihrem Bruder gemacht?“
    â€žWir haben die Ehe vollzogen – Sita und ich, nicht ihr Ehemann!“ Ravan ließ das erst mal wirken. Er hatte keinen Zweifel daran, dass Vater wie Sohn unter der Wucht dieser Offenbarung torkelten, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass noch etwas fehlte, der endgültige Schlag, der sie niederschmettern würde, um vor ihm im Staub zu kriechen. Seine Augen wurden schmaler. Er schwieg kurz. „Sita hat mir – ja, mir, Ravan! – ihre Jungfräulichkeit hingegeben.“
    â€žIhnen?“ Mr Patils Stimme war fast ein Krächzen. Es war offenkundig, dass Ravans Enthüllung die erhoffte Wirkung erzielt hatte.
    â€žJa. Sie sagte mir, dass, als sie mich in meiner Uniform sah, ihr Herz in Liebe entbrannt sei. Sie sagte: ‚Mag Lanka auch in Flammen aufgehen, wir werden uns niemals trennen!‘“
    â€žBesteht vielleicht die Möglichkeit“, fragte Gajanan fast schon servil, „ich meine, glauben Sie, wir könnten zu einer Art Einvernehmen kommen und uns Ihr Schweigen sichern?“
    Ravans Worte hallten in der Garage wider: „Wahre Liebe ist niemals käuflich, Patil!“
    â€žWollen Sie es sich nicht noch einmal überlegen? Bitte.“ Jetzt war es der alte Mann, der bettelte.
    â€žNiemals!“
    â€žDas ist bewundernswert, wirklich sehr bewundernswert.“ Gajanans Ton hatte sich verändert.
    Ravan musterte Sitas Bruder. Nein, er mochte diesen Mann nicht. Er hatte keinerlei Schwachstelle, keine Schramme in seiner Rüstung, nur ein totes Gesicht, aus dem sich nichts herauslesen ließ. Er war ein wenig größer als sein Vater, sechs Fuß, vielleicht etwas mehr. Anders als Mr Patil trug er eine Hose und ein Hemd mit offenem Kragen. Seine Kolhapuri-chappals waren brandneu und mussten geölt werden. Sie quietschten, wenn er sein Gewicht von einem auf den anderen Fuß verlagerte. Er hatte langes, dicht gelocktes Haar, das in der Mitte gescheitelt war.

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