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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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emporgeschossen.
    Jetzt wurde Kamadhenu , die Wunschkuh, Spenderin grenzenlosen Reichtums, direkt vor seinen Augen geschlachtet und zerlegt. Oh Gott, ich flehe dich an, tu mir das nicht an! Ich schwöre dir, ich habe Sita nicht verführt! Sie hat mich verführt. Ich war naiv und unschuldig, und ich gebe zu, ich habe mich fortreißen lassen. Aber das verdiene ich nicht. Mein Lebensinhalt ist die Musik! Und ich will ein Filmstar werden. Ich will nicht für den Rest meines Lebens Taxi fahren! Doch Ravan hatte das Gefühl, dass er, trotz der Inbrunst seines Gebetes, nicht die Sorte Mensch war, für die sich Gott ein Bein ausreißen würde.
    Er würde sich schon aus eigener Kraft aus dem Schlamassel ziehen müssen. Verzweifelte Situationen verlangen nach verzweifelten Maßnahmen. Er wollte einen letzten Versuch unternehmen, die einmalige Gelegenheit wieder an sich zu reißen, ehe sie ihm vollends entglitt.
    â€žAlso schön.“ Ravan klang männlich, entschlossen. „Meine Lippen sind versiegelt. Für immer. Ich werde vernünftig sein. Wir können zu einer Einigung kommen, wie Sie selbst vorgeschlagen haben.“
    Es war beruhigend, Mr Patil lächeln zu sehen. „Ich fragte mich schon, wann Sie ein Einsehen haben würden. Und was würden Sie als eine vernünftige Einigung ansehen?“
    â€žWas soll ich sagen? Sie sind der Ältere. Ich überlasse es gerne Ihnen.“
    â€žOh, nein, Mr Ravan Pawar! Sie sind unser geehrter Gast. Sie haben letzten Abend die Ehre unserer Familie gerettet. Sie haben es nicht übers Herz gebracht, unsere liebe Tochter zurückzuweisen. Für diese große Liebenswürdigkeit und dafür, dass sie für immer schweigen werden, müssen Sie uns Ihren Preis nennen.“
    So in die Enge getrieben hatte sich Ravan nicht einmal gefühlt, als Mr Patil ihn und Sita auf dem Bahnhof erwischt hatte. Was sollte er jetzt antworten? Oh Gott, in was hatte er sich da nur reingeritten? Jetzt brauchte er einen klugen, vernünftigen, realistischen Rat. Mr Patil hätte ihn geben können, aber er hatte ihm den Schwarzen Peter zurückgeschoben.
    Ravan atmete tief durch. Ihm fiel jetzt auf, dass die Garage ein Wellblechdach hatte. Früher war es wohl ein Pferdestall gewesen. An den Wänden hingen drei staubige Sättel und mehrere Steigbügelpaare. „Fünftausend.“
    Mr Patil schüttelte sarkastisch den Kopf. „Ich wollte das Ausmaß Ihrer Habgier und die Reichweite Ihres Ehrgeizes feststellen. Ich habe mich nicht allzu sehr verschätzt. Sie liegen lediglich zehntausend unter der Forderung, die ich von Ihnen erwartet hatte.“ Mr Patil legte Ravan erneut in väterlicher Manier seine Hand auf die Schulter. „Du bist nur ein kleiner Dieb, Ravan. Deine Vorstellungskraft kann nur Kleingeld fassen. Selbst wenn du jemanden erpressen willst, schaust du nicht weiter, als du pissen kannst.“ Er schwieg kurz, wie um noch einmal alles zu durchdenken. „Die einzige Möglichkeit, Geld, das große Geld, zu machen, ist, im Großen zu denken. Business ist das große Geld. Und man kann alles auf Erden in Business verwandeln. Vergiss nicht, auch in Scheiße steckt Business. Alles, was die Stadt Karjat und ihr Umland wegschmeißen, verwandle ich in Gold. Ich bin der König des Mülls. Wenn du deinen letzten Atemzug tust, wirst du zu Müll. Das Holz für den Scheiterhaufen, das zu deiner Entsorgung benötigt wird, ist für mich Business. Schutzgelder sind Business. Ich handle mit all diesen und weiteren Waren.“
    Mr Patil zog seine Hand zurück. Und verabreichte Ravan damit eine Ohrfeige, die den jungen Mann zu Boden streckte. „Niemand droht mir oder erpresst mich. Kneble ihn und fessle ihn an die Stoßstange des Jeeps. Wir kümmern uns später um ihn. Vielleicht starten wir den Motor und lassen ihn an den Abgasen ersticken.“

    Ravan kam sich vor wie in einem dunklen Kinosaal. Allerdings lief der Film nicht dort, sondern draußen. Er musste die Handlung aus dem Ton erschließen. Er hörte, wie Kofferräume von Wagen geöffnet und schwere Gepäckstücke eingeladen wurden, ein Hund schrill aufjaulte und ein Mann ihn mit einem Fluch bedachte. Wo waren bloß Kamble, Navare und Kanhaiyyalal? Jetzt stiegen Leute in die Autos ein.
    â€žKann ich nicht meinen Sari wechseln? Ich hab doch so viele neue!“
    Er kannte diese Stimme. Er war bereit gewesen,

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