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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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und trank jetzt ein Glas Whisky, sie hatte auch nicht dafür bezahlt. Sie konnte offenbar seine Gedanken lesen, denn sie holte einen Zehn-Rupien-Schein hervor und gab ihn ihm.
    â€žEddie kann nichts dafür, Mrs Fernandes, ich habe ihm gesagt, ich würde so oder so reinkommen, und ich habe mir den Drink selbst geholt.“
    â€žGib ihr das Geld zurück, Eddie. Und Sie trinken jetzt aus und gehen.“
    â€žBrennt’s hier irgendwo?“
    â€žBitte keine Diskussionen.“
    â€žIch heiße Sheila, Sheila Roberts.“
    â€žMrs Roberts, ich fordere Sie ein letztes Mal auf. Sonst muss ich Sie gewaltsam entfernen lassen.“
    â€žSie wissen sehr wohl, dass ich nicht verheiratet bin.“
    â€žSheila Roberts, es ist drei Monate her, dass Kishen Sippy zuletzt hier war.“
    â€žNennen Sie mich Sheila. Dann haben Sie ihn also auch verloren?“
    â€žLeute kommen und gehen.“
    â€žMag sein. Aber mein Herz ist kein Bumslokal, wo ein Mann kommen und gehen kann, wie es ihm passt.“
    Plötzlich merkte Eddie, dass er die Frau, die ihm – und nicht nur ihm, sondern auch jedem anderen im Raum – solchen Ärger gemacht hatte, mit ganz anderen Augen ansah. Das war also Sheila. Monate lang war sie ein Name ohne Gesicht gewesen. Ihre Geschichte erschöpfte sich darin, dass sie Kishen Sippys Freundin war. Eddie hatte wie selbstverständlich angenommen, Sheila sei ein hinduistischer Name: Shila. Jetzt wunderte er sich, warum ihm nicht gleich aufgefallen war, dass es ebenso ein christlicher Name war. Eddie fragte sich, was Sippy in ihr gesehen haben mochte. Sie hatte etwas Lehrerinnenhaftes, wodurch er sich nach St. Sebastian’s zurückversetzt fühlte. Mätressen, dachte er, sollten doch wohl etwas Exotisches und Geheimnisvolles ausstrahlen. Warum sonst sollte ein verheirateter Mann sie sich zulegen?
    â€žIch möchte Sie nicht verärgern, Sheila, aber ich weiß wirklich nichts von Ihren Angelegenheiten. Und ich möchte auch nichts davon wissen.“
    â€žTun Sie nicht so, Mrs Fernandes. Ich weiß genau, wie viel Sie über mich wissen. Kishen sagte oft, Katholiken würden nur zu ihren eigenen Priestern beichten gehen, aber Sie seien die Beichtmutter der ganzen Welt.“
    Mrs Fernandes’ Schultern sackten herab. Sie schien es aufgegeben zu haben, sich gleichgültig zu geben. „Was wollen Sie?“
    â€žIch will Kishen, Mrs Fernandes. Ich will meinen Kishen wiederhaben, mehr nicht.“ Mrs Fernandes stand eine Minute lang unentschlossen da, dann ging sie auf Sheila zu und legte ihr die Hand auf die Schulter. Kishen Sippys Freundin hatte sich bislang zusammengerissen, jetzt aber fiel sie Mrs Fernandes um den Hals und brach in Tränen aus. „Es ist mir egal, ob er mich heiratet oder nicht, solange er nur zu mir zurückkehrt!“
    â€žWas ich Ihnen gleich sage, wird Ihnen nicht gefallen“ – Serena Fernandes strich Sheila sanft über den Kopf –, „aber ich will Ihnen keine falschen Hoffnungen machen. Wenn er seit drei Monaten nicht mehr bei Ihnen war, glaube ich kaum, dass er zurückkommt. Er ist endgültig zu seiner Frau zurück.“
    Sheila Roberts strich sich mit einer leichten, unbewussten Handbewegung ein paar Haarsträhnen zurück, die ihr in die Stirn gefallen waren. Ein seltsames Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, und sie begann den Kopf zu schütteln.
    â€žSie hat Kishen ebenfalls verloren.“ Sie ließ die Schließe der geräumigen Handtasche aufschnappen, aus der sie das Feuerzeug geholt hatte, und nahm etwas heraus, das in eine braune Papiertüte eingewickelt war. Sie riss die Tüte auf. Darin lag ein langes Messer mit Flecken von geronnenem Blut an der Klinge.
    â€žEddie“, sagte Mrs Fernandes sehr leise, „würdest du bitte die Tür schließen?“

7
    Sie waren in der Garage, in der der Jeep untergebracht war, der wie ein doppelt gepanzerter Panzerwagen aussah. Mr Patil hatte das Tor verriegelt. Ravan wusste mittlerweile nicht mehr, wer eigentlich die Fragen stellte, der Vater oder der Sohn. Seine Kehle war trocken und seine Augen huschten rastlos umher, ohne sich auf einen seiner Inquisitoren zu fixieren. Selbst wenn das Garagentor offen gewesen wäre, da war er sich sicher, hätte es für ihn kein Entkommen gegeben.
    â€žUnser geschätzter Freund hier stand am Fahrkartenschalter, als ich am Bahnhof ankam“, teilte der

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