Die Staufer und ihre Zeit
unterliegt Barbarossa dem Heer der norditalienischen Städte, der »Lega Lombarda«. Im Frieden von Konstanz erkennt er 1183 die »innere Autonomie« der norditalienischen Kommunen an.
1177
Der Friede von Venedig: Friedrich Barbarossa unterwirft sich Papst Alexander III. und küsst ihm die Füße.
1184
Das Hoffest zu Mainz wird zu einer der glanzvollsten Inszenierungen höfischer Macht und Pracht.
1190
Barbarossa stirbt auf dem Kreuzzug – beim Bad in einem anatolischen Fluss.
1191
Sein Sohn Heinrich VI. wird in Rom zum Kaiser gekrönt. Durch seine Ehe mit Konstanze von Sizilien erhält er auch Anspruch auf das süd-italienische Königreich.
1192
Auf der Rückkehr vom Kreuzzug im Heiligen Land wird der englische König Richard Löwenherz von einem österreichischen Verbündeten Heinrichs VI. gefangen genommen und monatelang in Geiselhaft gehalten, zunächst in Dürnstein, dann auf der Burg Trifels. Erst gegen ein hohes Lösegeld
lässt Heinrich VI. seinen Rivalen frei.
1197
Als Heinrich VI. stirbt, bleibt seinem kaum dreijährigen Sohn Friedrich zunächst nur das Königreich Sizilien.
1198
In Mainz wird Herzog Philipp von Schwaben zum König gekrönt, in Aachen der Welfe Otto IV., Sohn Heinrichs des Löwen.
1208
Königsmord: Philipp wird in Bamberg erstochen. Der Welfe Otto IV. lässt sich 1209 zum Kaiser krönen.
1212
Der in Sizilien aufgewachsene Friedrich II. reist nach Deutschland, um seinen Thronanspruch durchzusetzen. Er wird zum König gekrönt.
1220
Im staufischen Nordreich überlässt Friedrich II. seinem Sohn Heinrich (VII.) die Königswürde, der lehnt sich jedoch später gegen ihn auf. Im November wird Friedrich vom Papst zum Kaiser gekrönt.
1250
Friedrich II. stirbt und wird in Palermo beigesetzt.
1268
Friedrichs Enkel, der erst 16-jährige Konradin, wird in Neapel hingerichtet. Mit seinem Tod endet die Herrschaft der Staufer.
»DIE NEUEN CAESAREN«
Der Heidelberger Historiker Stefan Weinfurter über den höfischen Luxus in der Stauferzeit, die Angst der Menschen im Mittelalter vor dem Weltuntergang und die Rückständigkeit der deutschen Reichsgebiete
Das Gespräch führten Annette Großbongardt und Dietmar Pieper.
SPIEGEL: Herr Professor Weinfurter, seit mehr als drei Jahrzehnten erforschen Sie das Mittelalter: Stellen Sie sich vor, Sie könnten mit Hilfe einer Zeitmaschine in die Epoche der Staufer reisen – wen würden Sie gern einmal kennenlernen, wo wären Sie gern dabei?
WEINFURTER: Die faszinierendste Gestalt ist sicherlich Friedrich II., ein Mann, der noch immer voller Rätsel und Geheimnisse steckt. Von seinem Kaiserpalast in Foggia, seiner Lieblingsresidenz, ist leider fast nichts mehr erhalten. Wie war das Leben dort? Was hat die Menschen beschäftigt? Oder nehmen wir Palermo, diese blühende Metropole Siziliens: Dort strömten multikulturelle Einflüsse von allen Küsten des Mittelmeers zusammen. Das können wir uns ganz schwer vorstellen, wie die verschiedenen Kulturen auf engem Raum miteinander auskamen oder wie sie ihre Konflikte austrugen. Ein paar Quellen haben wir dazu. Sie berichten etwa, dass sich christliche Frauen in Palermo damals so kleiden wie muslimische Frauen, dass sie sich auch so schmücken und das gleiche Parfüm benutzen und die gleiche Schminke tragen.
SPIEGEL: Wenn wir die Stauferzeit insgesamt betrachten, wie müssen wir uns diese Welt des 12. und 13. Jahrhunderts vorstellen?
WEINFURTER: Dieses Jahrhundert von etwa 1150 bis 1250 ist ein sehr dynamischer Zeitraum, kein einheitlicher Block. Vieles verändert sich tiefgreifend. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts etwa verbessert sich das Klima. Es wird wärmer in Mitteleuropa, im Durchschnitt um ein bis zwei Grad. Die Bauern fahren bessere Ernten ein, sie können Felder in bisher verschlossenen Gegenden anlegen, in Höhenlagen im Schwarzwald oder im Voralpenland. Weil es nun mehr und bessere Nahrung gibt, kann die wachsende Bevölkerung ernährt werden. Menschen sind ja das Kapital in dieser Zeit.
SPIEGEL: Ein so dynamisches Wachstum brachte sicher auch einige Unruhe.
WEINFURTER: Ja, das ist sogar ein besonderes Kennzeichen dieser Epoche. Die Gesellschaft verändert sich, entwickelt neue Organisationsformen. Ein ganz wichtiger Punkt ist die Feudalisierung des Reiches. Das Lehnrecht wird zum bestimmenden Element des politischen Zusammenlebens. Und es bilden sich funktionale Ordnungsprinzipien heraus, das heißt, die Gesellschaft gliedert sich nach Gruppen, die bestimmte Aufgaben
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