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Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
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Was ist das für ein Name?!« Sein Vater schnaufte abfällig. Doch Johann wusste, dass er am Ende nachgeben würde.
    »Kann ich nicht selbst über mein Leben bestimmen?«, erwiderte er trotzig, denn er hielt es für seine wichtigste Pflicht, seinen Plan vor allem gegen seine Eltern durchzusetzen. Sie standen für all die Zweifler, die es zu überwinden galt.
    »Doch, das kannst du. Aber ich hätte mehr von dir erwartet.«
    Johann blickte zu Boden. Der weiche Teppich im Salon des Vaters dämpfte ihre Stimmen. Schwer hin der Zigarrenrauch in der Luft, wirkte herbe neben dem süßlichen Aroma des Cognacs, dem der Vater zusprach.
    Johann hatte sich immer gewünscht, den folgenden Satz nie sagen zu müssen. Aber Lilly war wichtiger. Er wollte sie haben, sie retten. Das allein zählte.
    »Wirst du mir helfen?«
    »Was ist sie für eine Person?«
    »Sie lebt auf dem Unterdeck. Doch sie hat einen tadellosen Charakter.«
    »Was hat sie dann mit Eugene zu schaffen?«
    »Du kennst ihn?« Johann war wirklich überrascht. Obwohl es nicht unüblich war, dass die Herren seiner Klasse sich auf dem Unterdeck vergnügten, hätte er es von seinem Vater nicht erwartet.
    »Vom Namen her. Ich bin leitender Ingenieur des Schiffes, ich muss Bescheid wissen, was hier vor sich geht.«
    »Also, hilfst du mir?« Es lastete schwer auf Johann, dass er einen Menschen töten sollte. Doch wenn es einen Unfall geben würde ... Eugene bräuchte niemals gefunden werden, die Walzen würden das erledigen. Aber er würde das nicht selbst erledigen. Nach der Hochzeit würde Eugene einfach verschwinden. Er hatte überlegt, mit der Hochzeit zu warten, aber das hätte er nicht ausgehalten. Er wollte Lilly und zwar sofort.
    »Und du bist sicher, dass sie dich will und nicht dein Geld?«
    »Sie ist schwanger.«
    »Von dir?«
    »Ja.« Johann hoffte, dass das die Wahrheit war. Aber er war bereit es als solche zu akzeptieren, da es seiner Vision dienlich war.
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Johann stand auf und nahm des Vaters Hände. »Danke!«, strahlte er erleichtert.
     
    * * *
     
    Ein halbes Dutzend Machianisten hatten sich versammelt, um der Zeremonie beizuwohnen. Der rothaarige Machinaist, den Johann um die stille Hochzeit gebeten hatte, sang leise und im Rhythmus des vorbeiziehenden Förderbandes. Er hatte seine Kapuze über den Kopf gezogen und hielt den Kopf gesenkt. In seinen Händen ruhte eine kleine Gaslaterne, die oft für die Reparaturen in den dunklen und unbeleuchteten Gegenden des Schiffs benötigt wurde. Schließlich verstummte er und sah Johann und Lilly an, die vor ihm knieten.
    »Bei der Maschine und der Schwærkræft. So wie diese Flamme Licht in die Dunkelheit der Maschine bringt, soll sie euch erleuchten und eure Motive erhellen.« Er stellte die Lampe zwischen die beiden. Dann zog er ein kleines Kästchen aus den Taschen seines Overalls. Er öffnete es, und drehte an einem kleinen Schlüssel. Es knarrte und knarzte, doch als das Uhrwerk aufgezogen war, begann das Kästchen leise zu ticken.
    »Als Zeichen, dass die Maschine immer bei Euch ist, dass sie Euch am Leben erhält und dass sie für Euch sorgen wird, empfangt nun dieses Uhrwerk. Geht in Euch. Ein heiliger Ablauf hat begonnen, den niemand aufzuhalten vermag. Dreimal wird das Uhrwerk läuten, im Abstand von einer Minute. Wenn die Maschine so ihr Einverständnis gegeben hat und ihr dann immer noch beide nebeneinander in Eintracht kniet, dann seid ihr Mann und Frau, für die Welt, das Schiff und alle Kolonien, die unter den Sternen warten.«
    Johann hörte auf das leise Ticken des Uhrwerks. Es war beruhigend und aufregend zugleich. Drei Minuten, hundertachtzig Sekunden trennten ihn noch von ihr. Sein Atem ging schneller, seine Brust bebte. Mit jedem Herzschlag kam sie ihm näher, dachte er. Er blickte auf und sah sie an. Sie lächelte. Sie trug wieder das einfache braune Kleid, welches das einzige in ihrem Besitz zu sein schien. Er konnte sehen, wie auch ihre Brust vor Aufregung bebte.
    Über ihre Haare hatte sie einen einfachen, weißen Schleier gelegt, der ihre Augen verdeckte. Johann konnte es nicht abwarten. So oft hatte er schon bei ihr gelegen, sie berührt und geküsst, doch heute sollte alles anders werden. Endlich würde sie ihm gehören. Um Eugene würde er sich danach kümmern.
    Ein leiser Gong ertönte. Johann blickte auf und sah das Kästchen an. Die erste Minute war bereits verstrichen. Noch hundertzwanzig Sekunden.
    »Habt ihr geglaubt, ich lasse mich so

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