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Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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machen«, schlug Chris
vor.
»Ich bin müde«, nörgelte Ben. »Warum warten wir nicht
bis morgen früh?«
»Weil sein Vorsprung dann einen weiteren halben Tag
mehr beträgt«, antwortete Juan an Chris' Stelle. »Und?«
fragte Ben. »Es ist wahrscheinlich seit zwei Wochen weg.
Ein paar Stunden mehr oder weniger machen da doch
nichts aus. «
»Ich übernehme deine Arbeit gerne mit«, sagte Juan
spitz, »damit du deinen Schönheitsschlaf halten kannst. «
Ben sagte nichts mehr, aber Mike sah, wie sich für eine
Sekunde alle seine Muskeln spannten, und in seinen
Augen blitzte es so wütend auf, daß er sich nicht gewundert hätte, wäre Ben auf der Stelle hochgesprungen
und hätte sich auf Juan gestürzt. »Wir sind alle müde«,
sagte Trautman besänftigend. »Aber Juan hat recht - jede
Stunde vergrößert den Vorsprung des Schiffes. Und wenn
das da
-« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die
versteinerten Fische auf dem Tisch. »- wirklich etwas mit
dem fremden Schiff zu tun hat, wie ich annehme, dann
zählt jetzt jede Minute. «
Er drehte sich herum und begann eine Seekarte zu entrollen. Nachdem sie alle zu ihm getreten waren, nahm er
ein Lineal auf und deutete mit der anderen Hand auf einen
Punkt irgendwo im nördlichen Atlantik. »Hier haben wir
die TITANIC gefunden«, sagte er. »Und genau hier sind
wir jetzt. « Er deutete auf einen anderen Punkt, dann legte
er das Lineal auf die Karte, so daß es die beiden
Positionen verband. »Und jetzt seht euch mal die Karte an.
Wenn das Schiff seinen Kurs fortsetzt, dann sind wir in
spätestens fünf Tagen... « Er sprach nicht weiter, sondern
schob das Lineal über die Karte, so daß es in gerader Linie
eine Verlängerung des Weges bildete, den sie bisher
genommen hatten, und Mike sog erschrocken die Luft ein.
»Die karibischen Inseln!« keuchte er. Auch Juan riß die
Augen auf, und Chris wurde sichtlich blaß. Nur Ben
runzelte verständnislos die Stirn. »Und?« fragte er. »Was
ist daran so schlimm?« »Es gibt unzählige Inseln dort«,
sagte Trautman ernst. »Kuba, Jamaika, Haiti, aber auch
viele kleine Inseln und Atolle, die zum Teil noch nicht
einmal auf dieser Karte eingezeichnet sind. Aber sie haben
fast alle eines gemeinsam. «
»Sie ragen aus dem Wasser?« fragte Ben. Juan verdrehte
die Augen, während Chris und Mike Ben nur fassungslos
anstarrten, aber Trautman sagte sehr ernst: »Sie sind
bewohnt, Ben. « »Oh«, sagte Ben. Er wurde ebenfalls
blaß. »Sie meinen, daß... daß man es finden könnte. «
»Was er meint, ist, daß wir vielleicht demnächst nicht nur
versteinerte Fische finden, du Idiot«, sagte Juan böse. Zu
Mikes Erstaunen nahm Ben die Beleidigung hin, ohne mit
der Wimper zu zucken. Er wirkte sehr erschrocken.
»Ich fürchte, Juan hat recht«, sagte Trautman düster.
»Offenbar reicht schon eine flüchtige Berührung des
Schiffes aus, um die Versteinerung auszulösen. Mike hatte
großes Glück, daß er es damals nur von weitem gesehen
hat. Wäre er ihm nahe gekommen oder hätte er es gar
berührt... «
Ein eisiger Schauer lief über Mikes Rücken, als ihm die
ganze Konsequenz dessen bewußt wurde, was Trautman
sagte. Hätte ihn Hasim vor zwei Wochen nicht daran
gehindert, sich dem Sternenschiff zu nähern, das sich in
den Bug der TITANIC gebohrt hatte, dann wäre ihm wohl
dasselbe Schicksal zuteil geworden wie den zahllosen
versteinerten Fischen. Möglicherweise hätten sich die
Forscher einer späteren Zeit, die irgendwann einmal zum
Wrack der TITANIC hinuntertauchen mochten, sehr über
die steinerne Statue eines jungen Mannes in einem
Taucheranzug gewundert, die neben dem gesunkenen
Schiff auf dem Meeresgrund stand und mit einem
Ausdruck ewiger Verblüffung auf den Zügen ins Nichts
starrte...
»Können Sie ausrechnen, auf welche Insel es treffen
wird?« fragte Chris.
Trautman schüttelte bedauernd den Kopf. »Dazu kenne
ich seinen Kurs nicht genau genug«, sagte er. »Außerdem
kann er durch Strömung und Gezeiten verändert werden.
Ich kann nur hoffen, daß es keine der großen Inseln ist.
Unvorstellbar, was geschieht, wenn dieses Ding an den
Strand einer dichtbevölkerten Insel gespült wird. « Mike
konnte sich ganz gut vorstellen, was dann geschehen
würde... aber er zog es vor, es nicht zu tun. Nein, sie
mußten das Schiff finden, ehe es weiteres Unheil anrichten
konnte.
»Selbst, wenn wir es finden«, sagte Juan plötzlich, »was
dann?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Trautman. »Vielleicht können wir es auf

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