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Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gehen noch einmal hinüber zur TITANIC und sehen uns
gründlich um. Vielleicht finden wir irgendwelche Spuren,
die uns weiterhelfen. « »Aber das ist doch nichts als
Zeitverschwendung«, beharrte Ben.
»Niemand zwingt dich, mitzukommen«, antwortete
Trautman scharf. »Du kannst hierbleiben oder mitkommen, ganz wie du willst. Aber wir haben wirklich keine
Zeit für endlose Diskussionen. «
Nicht nur Ben starrte Trautman verwundert an. Für eine
Sekunde breitete sich ein allgemeines Schweigen aus.
Keiner hier war diesen Ton von Trautman gewohnt, und
Mike konnte sich tatsächlich an keine einzige Gelegenheit
erinnern, bei der Trautman seine Autorität jemals so
ausgespielt hatte. Verblüfft fragte er sich, was in ihn
gefahren sein mochte. Er bekam sogar unerwartet eine
Antwort auf diese Frage.
Er hat Angst, wisperte die Stimme des Katers in seinen
Gedanken.
Mike konnte im letzten Moment den Impuls unterdrücken, laut zu antworten, sah den Kater aber fragend an.
Angst? antwortete er auf die gleiche, lautlose Art. Wovor?
Astaroth erwies sich als ein weitaus talentierterer
Schauspieler, als Mike es war, denn er hockte seelenruhig
auf seinem Hinterteil und schien voll und ganz damit
beschäftigt zu sein, seine Vorderpfoten zu lecken. Da
jedermann an Bord wußte, daß der Kater imstande war,
Gedanken zu lesen, hatten sie Astaroth schon vor langer
Zeit das Versprechen abgenommen, es nicht ohne ihr
Einverständnis zu tun. Astaroth hatte zwar auf seine
typische, überheblich-spöttische Art darauf geantwortet,
schließlich aber doch eingesehen, daß Menschen es nun
einmal nicht mochten, wenn man in ihren innersten
Gedanken las wie in einem offenen Buch. Natürlich tat er
es dann und wann trotzdem, und ebenso natürlich
argwöhnten alle an Bord, daß es so war - alle außer Mike.
Er wußte, daß der Kater nicht die geringste Absicht hatte,
sein Versprechen einzuhalten. Wer hätte jemals von einer
Katze gehört, die sich an eine Abmachung hielt - außer, es
war zu ihrem Vorteil? Wovor hat er Angst? Doch nicht
vor dieser uralten Geschichte?
Nein, antwortete der Kater. Gewiß nicht. Er hat Angst,
daß dieses Sternenschiff gefunden werden könnte. Wieso?
Bist du so begriffsstutzig, oder tust du nur so? fragte
Astaroth patzig. Deine Brüder und Schwestern führen seit
drei Jahren einen Krieg gegeneinander, der allmählich die
ganze Welt in Brand zu setzen beginnt. Was glaubst du
wohl, würde passieren, wenn eine der beiden Seiten dieses
Schiff in die Hände bekäme? Sie haben schon Himmel
und Hölle in Bewegung gesetzt, um der NAUTILUS
habhaft zu werden. Was würden sie erst tun, um dieses
Ding in ihren Besitz zu bekommen? Mike konnte ihm
nicht widersprechen. Schlimmer noch: So, wie die
politische Lage auf der Welt im Moment aussah, waren so
ziemlich alle Hände die falschen. Da sie den größten Teil
ihrer Zeit auf und unter dem Meer zubrachten, vergaßen
sie nur allzu schnell, daß über ihren Köpfen seit drei
Jahren eine Auseinandersetzung tobte, die unter dem
Begriff Erster Weltkrieg in die Geschichtsbücher eingehen
sollte. Aber dieser Krieg hatte sie schon mehr als einmal
eingeholt, und er hatte unter der Besatzung der NAUTILUS auch ein Opfer gefordert. Allein bei der Vorstellung,
daß dieses Sternenschiff mit seiner um wahrscheinlich
jahrtausendeweit fortgeschrittenen Technik einer der
beiden Seiten - und ganz gleich, welcher! - in die Hände
fallen könnte, lief Mike ein eisiger Schauer über den
Rücken.
»Hast du alles verstanden? Mike? Mike!« Mike fuhr
zusammen und sah zu Trautman hoch. Er begegnete einem
mehr als ärgerlichen Blick und begriff, daß Trautman ihn
wahrscheinlich schon zwei- oder dreimal angesprochen
hatte, ohne daß er es auch nur hörte. »Wie?« fragte er
kleinlaut. »Jetzt, wo ich deine geschätzte Aufmerksamkeit
ebenfalls habe, können wir vielleicht aufbrechen«, sagte
Trautman, wieder in scharfem Ton. »Du und ich sehen uns
die Stelle an, wo das Sternenschiff gewesen ist. Die
anderen bleiben hier und ruhen sich aus. Für den Fall, daß
irgend jemand noch überschüssige Energie hat, kann er
Serena helfen, die Bibliothek nach Hinweisen auf diese
Legende zu durchsuchen. « Er deutete auf die dem Fenster
gegenüberliegende Wand, die fast zur Gänze von einem
gewaltigen Bücherregal eingenommen wurde. Keiner von
ihnen hatte sich je die Mühe gemacht, sie zu zählen, aber
es mußten Tausende sein. »Damit wirst du wohl
hinreichend beschäftigt sein, bis wir zurückkommen. «
Mike

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