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Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seinem weißen Haar
und dem sorgsam gestutzten Seemannsbart durchaus als
ihrer aller Großvater hätte gelten können - und diese Rolle
bei ihren diversen Ausflügen an Land schon das eine oder
andere Mal erfolgreich gespielt hatte.
In Wirklichkeit war er jedoch weit mehr. Für Mike - und
alle anderen mittlerweile ebenso, auch wenn sie es nicht
alle zugaben - war er väterlicher Freund, Lehrmeister und
Beschützer in einem; und manchmal übernahm er auch die
Rolle des Beichtvaters. Selbst Serena, die normalerweise
keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen ließ, um zu
betonen, daß dieses Schiff von Rechts wegen eigentlich
ihr gehörte (denn die NAUTILUS stammte aus dem
untergegangenen Atlantis, und sie war die letzte lebende
Atlanterin; und nicht nur das: sie war die Prinzessin von
Atlantis, denn ihr Vater war der letzte König dieses
untergegangenen Reiches gewesen), selbst sie erkannte
Trautmans Autorität an. Wenn die NAUTILUS so etwas
wie einen Kommandanten gehabt hätte, so hätte er
zweifellos Trautman geheißen. So war es auch kein
Wunder, daß
- nachdem sie alle beisammen waren und
Serena ihre Geschichte erzählt hatte
- alle Trautman
ansahen und ganz offensichtlich darauf warteten, daß er
eine Entscheidung fällte. Und ebenso offensichtlich fühlte
er sich in dieser Rolle nicht sonderlich wohl.
Aber nicht er brach das Schweigen, das sich nach Serenas Geschichte im Salon ausgebreitet hatte, sondern
Ben. »Aber das ist doch alles Blödsinn«, sagte er. »Nur
ein altes Märchen. Ich sehe keinen Grund, deshalb gleich
in Panik auszubrechen. «
Niemand antwortete, aber Serena schenkte ihm einen so
zornigen Blick, daß Ben sich nach einigen Sekunden
genötigt fühlte, hinzuzufügen: »Ich meine, wir sind ihnen
schließlich auch begegnet, und wir leben noch, oder?«
»Waren sie es wirklich?« fragte Chris. Ben blinzelte
verwirrt. »Was soll die dumme Frage? Hasim und -«
»Chris hat ganz recht«, unterbrach ihn Trautman in
nachdenklichem Ton. »Wir haben Hasim und seinem
Bruder geholfen, die Särge aus den Laderäumen der TITANIC zu bergen. Aber wir wissen nicht sicher, ob es
dieselben Wesen waren. «
»Wer soll es denn sonst gewesen sein?« fragte Ben
patzig.
Trautman hob die Schultern. »Woher soll ich das wissen? Ich bin kein Spezialist für Lebewesen von anderen
Sternen. Ich denke nur, wir sollten Serenas Geschichte
ernst nehmen. «
»Eine zehntausend Jahre alte Legende?« ächzte Ben.
»Die allermeisten Legenden haben einen wahren
Kern«, sagte Trautman. »Also gut, fassen wir zusammen:
Wir wissen, daß die TITANIC vor fünf Jahren gesanken
ist, nachdem sie mit einem Raumschiff zusammengestoßen ist, das die Körper Dutzender Wesen bergen
wollte, die sich in den Laderäumen des Meeresgiganten
befanden - ohne daß irgend jemand an Bord etwas davon
wußte. Sowohl die TITANIC als auch das fremde Schiff
sind nach dem Zusammenprall gesunken. Fünf Jahre lang
haben sie auf dem Meeresgrund gelegen, ohne daß irgend
etwas geschah. Und jetzt, kaum vier Wochen später,
kommen wir zurück, entdecken, daß das Schiff nicht
zerstört worden ist, und am nächsten Tag ist es nicht mehr
da. Ich glaube nicht, daß das Zufall ist. «
»Sondern?« fragte Juan.
Trautman zuckte erneut mit den Schultern. »Keine Ahnung«, gestand er. »Aber ich glaube nicht an Zufälle.
Jedenfalls nicht an solche. «
Mike nickte langsam. »Und jetzt, wo niemand mehr da
ist, den es beschützen muß... «
Trautman wiegte den Kopf. »Ja, so könnte es gewesen
sein. « Aber sehr überzeugt klang er nicht. »Warum
machen wir uns dann noch Sorgen?« fragte Ben. »Ich
meine, wenn es wirklich von einem anderen Stern
gekommen ist und sich jetzt wieder auf dem Rückweg
dorthin befindet, können wir ihm sowieso nicht folgen. «
»Und wenn nicht?« fragte Chris. Er deutete auf das Fenster, dann nach oben, zur Decke des Salons. »Nur, weil es
nicht mehr da ist, muß es nicht zwangsläufig dort sein,
oder?«
Ben verdrehte die Augen. »Warum müßt ihr eigentlich
immer alles so kompliziert machen? Es ist nicht mehr da,
basta. Was sollen wir tun? Vielleicht den gesamten Ozean
danach absuchen? Das ist doch sinnlos. « »Und wenn
Serena recht hat?« fragte Chris. »Wenn dieses Ding
wirklich gefährlich ist?« »Wenn, wenn, wenn!« maulte
Ben. »Wir können es nicht ändern, oder? Wir wissen ja
nicht einmal, wo wir danach suchen sollen. «
»Genug!« fuhr Trautman dazwischen. »Es nutzt niemandem etwas, wenn wir uns streiten. Ich schlage vor, wir

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