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Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Fisch.
Jedenfalls sah es aus wie ein Fisch... Trautman drehte
sein Fundstück einen Moment lang in den Händen - und
brach den vermeintlichen Fisch dann mit einer
entschlossenen Bewegung in zwei Teile. Er bestand aus
nichts anderem als aus porösem Stein! »Aber da kann
doch... das kann doch gar nicht sein!« ächzte Mike. »Das
ist doch unmöglich!« Trautman antwortete nicht, aber er
bückte sich und grub einen zweiten Fisch aus dem Sand zu
seinen Füßen aus. Diesmal zerbrach er ihn nicht, sondern
schob ihn vorsichtig unter den Gürtel seines Tauchanzuges. Dann schwenkte er die Lampe ganz langsam im
Halbkreis vor sich über den Boden. »Da hast du deine
Fische«, flüsterte er erschüttert. Bisher hatte Mike nicht
darauf geachtet, aber nun sah er sie überall: versteinerte
Fische, die unter ihrem eigenen Gewicht halb in den
feinen Sand am Meeresboden eingesunken waren. Es war
ein unheimlicher, angstmachender Anblick. »Was ist hier
nur geschehen?« murmelte er. »Ich weiß es nicht«,
antwortete Trautman. Er hob noch einen Fisch auf und
steckte ihn ebenfalls in den Gürtel, dann drehte er sich
herum und setzte seinen Weg fort. Der Scheinwerferstrahl
bewegte sich dabei von links nach rechts über den Boden
vor ihnen, und wohin er auch leuchtete, überall glitzerten
versteinerte Schuppen im Sand, starrten sie Augen aus
Fels an und schnappten für alle Zeiten erstarrte offene
Fischmäuler vergeblich nach Luft. Erst als sie sich schon
ein gutes Stück vom Bug der TITANIC entfernt hatten,
wurde es ein wenig besser. Sie sahen noch immer
versteinerte Fische, aber es waren nicht mehr ganz so
viele, und schließlich gab es keine mehr.
Sie gingen direkt zur NAUTILUS zurück, und als Mike
auf das Meßgerät blickte, das an seinem linken Handgelenk befestigt war, stellte er zu seiner Überraschung fest,
daß sein Sauerstoffvorrat tatsächlich bereits auf
knapp zehn Minuten zusammengeschrumpft war. Er
hatte gar nicht gemerkt, daß sie schon so lange hier
draußen waren.
Die Tür der Tauchkammer öffnete sich, und Trautman
trat ein. Mike warf noch einen Blick um sich und fuhr
erschrocken zusammen, als er eine Bewegung im Licht
seines Scheinwerfers gewahrte. Es war kein Ungeheuer,
sondern nur ein harmloser Bewohner der Tiefsee
- ein
kleiner Krake mit ungefähr halbmeterlangen Armen, der in
raschem Tempo auf ihn zugeschwommen kam.
Mike wunderte sich ein wenig über sein Verhalten.
Wenn schon nicht er, so hätte ihn doch eigentlich der
Scheinwerfer erschrecken müssen, denn hier unten, in der
Welt, in der der Krake lebte, herrschte immerwährende
Nacht.
Doch das Tier zeigte keine Scheu, sondern bewegte sich
sehr zielsicher auf Mike zu. Noch ehe Mike richtig mitbekam, wie ihm geschah, hatte er ihn erreicht - und griff
ihn unverzüglich an!
Der Krake prallte wie ein weicher Gummiball gegen
seinen Helm. Mike taumelte unter dem Ansturm zurück
und wäre um ein Haar gestürzt. Als er seine Balance
endlich wiedergefunden hatte, hatte der Krake seinen
Helm bereits mit allen acht Fangarmen umschlungen.
»He!« rief Mike. »Was soll denn der Quatsch? Ich bin
doch keine Garnele!«
Er versuchte den Kraken abzuschütteln, aber das Tier
erwies sich als erstaunlich stark. Die Saugnäpfe an seinen
Fangarmen hingen wie festgeklebt an der Sichtscheibe des
Helmes, und Mike konnte fühlen, wie sich die biegsamen
Arme um den ganzen Helm und die Luftschläuche
schlangen, die zu den Sauerstoffflaschen auf seinem
Rücken führten. Mike hob die Hände, tastete nach dem
Kraken und versuchte ihn abzustreifen.
In der nächsten Sekunde schrie er vor Schmerz auf. Irgend etwas hatte nach seinem Handschuh geschnappt und
so heftig zugebissen, daß nicht einmal mehr der zähe
Leinenstoff dem Angriff standgehalten hatte. Der Krake
hatte ihn gebissen!
Mike geriet in Panik. Sein Anzug war beschädigt. Jetzt
spürte er, wie eiskaltes Wasser in seinen Anzug drang und
gleichzeitig seine kostbare Atemluft entwich. Er konnte
nichts mehr sehen. Was als beinahe komischer
Zwischenfall begonnen hatte, das war plötzlich zu einer
lebensgefährlichen Bedrohung geworden. Mikes Herz
machte einen entsetzten Sprung, als er hörte, wie sich
einer der Luftschläuche löste und der Sauerstoff sprudelnd
ins Meer entwich. Seine Hände griffen wild um sich. Er
mußte die Tür der Tauchkammer finden!
Endlich berührte er das massive Rad, mit dem die Tür
der Tauchkammer geöffnet wurde. Mit verzweifelter Kraft
drehte er daran. Sein Anzug füllte sich immer rascher mit

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