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Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sprengkraft der Torpedos war, die sie
auf die Flugscheibe abgeschossen hatten. Sie würde zwar
nicht ausreichen, die NAUTILUS in Stücke zu reißen,
aber durchaus, um ein gewaltiges Loch in ihren Rumpf zu
sprengen. Selbst wenn sie die unmittelbare Explosion
überstanden, würde das Schiff sinken wie ein Stein!
»Raus!« befahl Trautman. »Alle raus! Hoch in den Turm.
Schnell!«
Mike bückte sich hastig, klemmte sich den versteinerten
Kater unter den einen Arm und ergriff Serena mit der
freien Hand. Ohne auf ihre wilde Gegenwehr zu achten,
zerrte er sie in die Höhe und hinter sich her auf die Tür zu.
Ben, Chris und Juan stürmten bereits voraus und polterten
die Wendeltreppe zum Turm hinauf. Mikes Herz machte
einen erschrockenen Sprung, als sie den Turm erreicht
hatten und sein Blick aus dem mannsgroßen Bullauge fiel.
Die NAUTILUS schoß mit solcher Geschwindigkeit durch
die See, daß das Wasser aufspritzte wie hinter einem
Schnellboot, und die Insel schien nur so auf sie
zuzufliegen. Wenn Singh nicht bald den Kurs änderte oder
wenigstens die Geschwindigkeit drosselte, dann würden
sie weit genug auf den Strand hinaufschießen, daß sie die
NAUTILUS hinterher aus dem Wald pflücken konnten.
Aber so viel Zeit blieb ihnen nicht mehr. Juan und Ben
waren bereits vorausgeklettert und versuchten mit
vereinten Kräften, die Turmluke zu öffnen. Endlich
schafften sie es, das schwere Rad zu drehen und den
Deckel aufzustoßen - und im gleichen Moment traf ein
unvorstellbarer Schlag die NAUTILUS.
Es war, als wäre der Himmel auf die Erde herabgestürzt;
besser gesagt, auf das Schiff. Die NAUTILUS wurde wie
von einem Faustschlag getroffen und in die Höhe gerissen,
hob sich mehrere Meter weit aus dem Wasser und stürzte
mit unvorstellbarer Wucht wieder zurück. Ben und Juan
wurden von der Leiter geschleudert, während Mike,
Serena und Chris übereinanderpurzelten, und nur einen
Sekundenbruchteil später spülte eine schäumende
Flutwelle durch die offenstehende Turmluke herein. Das
Dröhnen, Krachen und Bersten hielt an, und Mike konnte
darunter noch einen anderen, ungleich schrecklicheren
Laut hören: das Kreischen von zerreißendem Metall und
dann das furchtbare Geräusch von Wasser, das sich
gurgelnd seinen Weg ins Schiff hinein bahnte. Allerdings
nicht nur durch das Leck irgendwo im Rumpf, sondern
auch von oben. Durch die Turmluke stürzte ein wahrer
Wasserfall aus weißem Schaum. Die NAUTILUS war
auf
Grund gelaufen. Sie bewegte sich nicht mehr, aber sie lag
nicht gerade, sondern so schräg auf der Seite, daß das
Meer bei jeder Welle durch die Turmluke hereinspülte.
Der Turm war bereits halb vollgelaufen, und das Wasser
stieg immer schneller
- Singh mußte die Notautomatik
ausgelöst haben, die alle Sicherheitstüren an Bord des
Schiffes schloß, so daß nicht nur der Turm, sondern auch
alle anderen Gänge und Räume hermetisch abgeschlossen
waren. Auf diese Weise konnte das Wasser wenigstens
nicht das gesamte Schiff überfluten, sondern nur in die
beschädigten Teile eindringen.
Diese an sich sehr sinnvolle Einrichtung drohte nun allerdings für Mike und die anderen zur Todesfalle zu
werden, denn auch die Tür hinter ihnen hatte sich automatisch geschlossen. Das Wasser stand Mike bereits bis
zur Brust, und es stieg immer schneller und schneller. Er
konnte sich kaum noch auf den Füßen halten. Er hörte
Serena neben sich schreien und wollte ihr zu Hilfe eilen,
sah dann aber, daß sie selbst gar nicht in Gefahr war.
Irgendwie hatte sie es geschafft, eine der eisernen
Leitersprossen zu ergreifen und sich daran
festzuklammern. Ihr ausgestreckter Arm deutete auf einen
Punkt unmittelbar neben Mike, und als sein Blick der
Bewegung folgte, sah er gerade noch, wie eine versteinerte
graue Katzenpfote in den wirbelnden Fluten versank.
Ohne auch nur einen Gedanken an die Gefahr zu
verschwenden, in der er selbst schwebte, atmete er noch
einmal tief ein und tauchte dann hinter dem Kater her.
Sofort wurde er von dem wirbelnden Wasser ergriffen
und herumgeschleudert. Mehrmals prallte er schmerzhaft
gegen unsichtbare Hindernisse, ehe seine tastenden Hände
endlich Astaroths Schwanz erfaßten. Er griff mit aller
Kraft zu, betete, daß er nicht abbrach (was angesichts des
unheimlichen Zustandes, in dem sich Astaroth befand, gar
nicht so unmöglich und ganz und gar nicht komisch war),
und versuchte die Wasseroberfläche zu erreichen. Da war
keine Wasseroberfläche mehr. Sein Kopf stieß
schmerzhaft gegen Metall, als er nach oben

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