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Die steinerne Pforte

Die steinerne Pforte

Titel: Die steinerne Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prevost Andre
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lügen ... Wenn ich dir diese Angelschnur in die Hand geben würde, wüsstest du mit Sicherheit nichts damit anzufangen. Für einen einfachen Fischer hast du viel zu weiße Zähne und viel zu zarte Hände.«
    Sam suchte fieberhaft nach einer plausiblen Geschichte, doch ihm fiel nichts ein.
    »Ich bin übrigens davon überzeugt, dass der Abt dir auch nicht geglaubt hat. Wahrscheinlich will er lieber nicht wissen . . .«
    Samuel verstand kein Wort, nur dass er kurz davor war aufzufliegen.
    »Der Bucklige hat doch nicht so schlechte Augen, nicht wahr, Saum? Du bist doch bei der Bucht von Colum-Chill aufgetaucht? Weißt du wenigstens, wer Colum-Chill war?« Sam schüttelte den Kopf.
    »Colum-Chill war ein Heiliger. Er hat unsere Abtei gegründet, vor mehr als zweihundert Jahren. Er kam aus Irland nach Iona, um von hier aus die Lehre Christi in Kaledonien zu verbreiten. Zu jener Zeit waren die Pikten und die Angeln weit davon entfernt, Christen zu sein.«
    Von all den Namen, mit denen Sam da bombardiert wurde, erkannte er nur einen: Irland. Und Irland lag, soweit er sich erinnern konnte, im Westen Europas, Tausende von Kilometern entfernt. Wie war er nur hierher geraten?
    »Außerdem hat er viele Wunder vollbracht. Hat Krieger und Ungeheuer besiegt, mit Engeln gesprochen und mit Gott. Heutzutage kommen die Mönche von weither, um seiner zu gedenken und seine Lehren zu studieren.«
    Demnach gab es auf Iona eine Schule?
    »Ich selbst«, fuhr der Mönch fort, »stamme aus Dublin. Ich sollte drei Jahre in der Abtei verbringen, um meine Kenntnisse der Heiligen Schriften zu vervollkommnen, aber . . .«
    Sein Blick verlor sich in der Ferne weit über dem Meer.
    »Bald werden sie kommen«, seufzte er, die Augen fest auf den Horizont gerichtet.
    »Wer sind sie?«
    »Die weißen Fremdlinge! Niemand weiß genau, wo sie wohnen. Irgendwo weit im Norden. Seit einigen Monaten machen sie die Küsten dieser Gegend mit ihren großen Schiffen unsicher. Sie plündern und rauben alles, was ihnen in die Hände fällt. Und irgendwie müssen sie von dem Schatz von Colum-Chill erfahren haben.« »Ein Schatz?«
    »Ja, ein Schatz, der größte und wertvollste im ganzen Land. Wenn du willst, zeige ich ihn dir. Siehst du dort drüben die kleine Bucht?«
    Er zeigte auf die ungefähr fünfhundert Meter von ihnen entfernte Bucht, an der Sam wieder zu sich gekommen war.
    »Dort ist Colum-Chill an Land gegangen. Siehst du auch weiter rechts diesen kleinen Hügel? Dort werden wir den Schatz verstecken. Folge mir, ich werde es dir erklären.«
    Sie kletterten über Felsbrocken, die zum Meer hin einen Hügel bildeten. Hinter einem der größeren Steine gab es einen Spalt, durch den ein Mensch so eben hindurchpasste und der in eine Art Grotte führte. Durch eine winzige Öffnung in der Decke fiel spärliches Licht herein. Man fühlte sich wie im Bauch eines Urzeittieres, so rissig und voller Wölbungen und Einkerbungen waren die Felswände. Zwei dünne, quer verlaufende Balken schienen einen Teil des Gewölbes zu tragen. An einem der Stützbalken lehnte eine Axt.
    »Die weißen Fremdlinge errichten keine Lager, in denen sie sich niederlassen«, erklärte Ranald. »Alle, die sie nicht gleich umbringen, werden als Sklaven verkauft. Man erzählt sich sogar, dass sie ihre Gefangenen und ihre Beute an die Anhänger Mohammeds verkaufen .. . Aber den Schatz von Colum-Chill, den werden sie nicht bekommen.«
    Sosehr Sam die Augen aufriss, er konnte nirgends eine Spur von einem Schatz entdecken. »Und wo ist dieser Schatz?«
    »Heute Nachmittag werden wir die schönsten Stücke hierher bringen. Das hätten wir schon längst tun sollen, wenn du mich fragst.«
    »Aber wie könnt Ihr sicher sein, dass diese Fremdlinge das Versteck nicht finden werden?«
    »Weil ich sie daran hindern werde«, versicherte Ranald mit entschlossener Stimme. »Sobald ihre Segel im Süden auftauchen, werde ich zur Grotte eilen. Ich werde die Balken, die du dort siehst, zerschlagen, und sofort wird der Eingang einstürzen. Selbst wenn sie auf der Insel das Oberste zuunterst kehren, glaube mir, den Schatz werden sie niemals in die Finger bekommen.«
    »Aber Ihr«, bohrte Sam weiter, »wie wollt Ihr danach wieder hier herauskommen?«
    Ranald deutete auf den natürlichen Kaminschacht über ihren Köpfen.
    »So Gott will, werde ich den Weg der Luft nehmen. Deshalb hat der Abt auch mich dazu bestimmt: Ich bin von allen der Gelenkigste und der Schmälste.«
    Die Bohnenstange, dachte Sam.
    »Und wenn

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