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Die steinerne Pforte

Die steinerne Pforte

Titel: Die steinerne Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prevost Andre
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Buchladen gewesen, aber man konnte nie wissen.
    Er drehte den Schlüssel im Schloss herum. Die Tür knarrte in den Angeln, und das Schild mit der Aufschrift Antiquariat Faulkner wackelte über dem Türrahmen.
    »Papa?«
    Drinnen war alles still. Er ging durch den Flur und den großen Raum, in dem sich ein Bücherregal ans andere reihte, wie in einer Bibliothek. Es gab Stühle und Tische, an denen man in Büchern blättern konnte, außerdem zwei Sofas mit Halogenstrahlern, damit man in Ruhe lesen konnte. Ein Großteil des Geldes vom Verkauf des Hauses in Bel Air steckte hier drin, zwischen all dem vergilbten Papier und den abgeschabten Ledereinbänden. Obwohl es allen ein Rätsel war, wie sein Vater es geschafft hatte, derartige Mengen an alten Büchern zusammenzutragen, geschweige denn, damit ein paar Kunden anzuziehen. Wahrscheinlich bekam er von den Großeltern gelegentlich eine kleine finanzielle Spritze . . . Samuel ging weiter in die Küche. Alles war aufgeräumt, der Geschirrspüler sauber. Und das saugende Geräusch der Kühlschranktür verriet, dass er sicher seit mehreren Tagen nicht geöffnet worden war. Im Kühlschrank herrschte, abgesehen von ein paar abgelaufenen Joghurts, einem Päckchen eingeschweißter Würstchen in Plastik -vakuumverpackt, würde Grandma sofort verbessern – und zwei Dosen Bier, gähnende Leere. Das sah nicht gerade nach einem kürzlichen Festschmaus aus. Als er ins obere Stockwerk kam und sein Zimmer wiedersah, spürte er einen kleinen Stich im Herzen, auch wenn er es sich nicht gerne eingestand. Seine Poster von Tony Hawk und Viggo Mortensen hingen immer noch an der Wand. Da waren seine Sammlung von Spielzeugautos – schon etwas anderes als abgeschnittene Fingernägel! –, seine Bilder, seine Gitarre, auf der er einige Zeit versucht hatte zu spielen. Allerdings hatte er sich als nicht besonders talentiert erwiesen. Aber er war nicht hergekommen, um sein Schicksal zu beweinen. Er warf zwei alte CDs in seine Tasche, nur für den Fall, dass er eine Erklärung abgeben musste, und machte sich daran, den Schreibtisch seines Vaters zu untersuchen. Leider gab es weder einen erklärenden Brief auf der Schreibtischunterlage noch irgendwelche Unterlagen in den Schubladen, die auf eine Abreise hindeuteten, auch keine Rechnung von irgendeinem Reisebüro im Papierkorb. In den Kleiderschränken im Schlafzimmer fehlte, soweit er das beurteilen konnte, nichts, und auch die drei großen gelben Reisekoffer standen an ihrem Platz. Die Sache wurde immer seltsamer . . . Sollte sein Vater sich wirklich ohne Wechselwäsche ins Abenteuer gestürzt haben? Oder hatte er damit gerechnet, nur ein paar Stunden, maximal für einen Tag fortzubleiben? Denn die Zahnbürste war auch noch da, ganz trocken, ebenso wie die Tube Zahnpasta und der elektrische Rasierer ... Es sei denn . . . Gegen seinen Willen sah er das schreckliche Bild eines Autowracks vor sich, tief unten in einer Schlucht. Mit einer Handbewegung wischte er die Vision beiseite: Nein, seinem Vater konnte nichts Schlimmes passieren. War er nicht der Prototyp eines Sonderlings? Leute wie er kommen immer mit einem blauen Auge davon, hatte Grandpa immer gesagt. Es musste eine andere Erklärung geben.
    Sam ging wieder nach unten und blieb vor dem kleinen runden Tisch stehen. Neben dem Telefon blinkte der silberfarbene Anrufbeantworter: »20 neue Nachrichten -Speicher voll«. Sam drückte auf den Knopf. Rauschen, Knacken:
    »Mister Faulkner? Ich war letzte Woche in Ihrer Buchhandlung und habe dort ein Exemplar von Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer gesehen, das ich gerne . . .«
    Piep! Sam drückte weiter zur nächsten Nachricht:
    »Bin ich richtig beim Antiquariat, Barnboimstraße? Ich wollte nach den Öffnungszeiten fragen, denn ich suche eine seltene Ausgabe von . . .«
    Piep! Nächste Nachricht:
    »Allan? Thomas Mourre am Apparat. Haben Sie die Plantin-Bibel ausfindig machen können, die ich bei Ihnen bestellt habe? Ich muss nämlich . . .«
    Piep! Und so ging es weiter. Das meiste waren Nachrichten von Kunden oder anderen Interessenten; jemand hatte sich verwählt, das Nächste war ein Werbeanruf – »Hm, Mister Faulkner? Falls Sie vorhaben sollten, Ihre Fenster oder Fensterläden zu erneuern, bietet Ihnen unser Unternehmen ...«, und so weiter. Die Bank wollte einen Termin vereinbaren – der Anrufer klang nicht besonders gut gelaunt –, außerdem hatte Grandma sechs Mal versucht, ihren Sohn zu erreichen. All diese Nachrichten waren vor mehr als

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