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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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Küchenmesser an. Ian hat sich verteidigt und dabei etwas zu fest oder gezielt zugeschlagen. Es bestand nie die Absicht, den Chinesen zu töten. Das musst du mir glauben.“
    „Ihr hättet das sofort aufklären können. Stattdessen habt ihr zugelassen, dass ich unter Mordverdacht gerate. Und da erwartest du von mir, dass ich mich dir anvertraue? Meiner Ansicht nach, ist es euch doch gerade recht, dass man mich verdächtigt. Dadurch war ich leichter manipulierbar und ihr konntet meine prekäre Lage für eure Zwecke missbrauchen. Ich stehe unter Zugzwang, um meine Unschuld zu beweisen und ihr nutzt das schamlos aus, stochert in der Wunde, die ihr mir selbst zugefügt habt. So konntet ihr sicher gehen, dass ich früher oder später die Karten auf den Tisch legen werde, die ihr braucht. Letztlich seid ihr nicht besser als Kham und seine Konsorten.“
    „Sag das nicht! Wir haben deinen Arsch gerettet. Kham hätte dich längst um die Ecke gebracht.“
    „Falsch! Er hat etwas mit mir vor, wenn ich bisher auch nicht herausfinden konnte, was.“
    „Hast du noch eine Frage?“
    „Wird die CIA den Fall Zhong offen legen und die deutschen Behörden von meiner Unschuld unterrichten?“
    „Hängt davon ab, wie kooperativ du bist.“
    Er lächelte müde, doch dies war nur eine Maske. Zwar hatte er diese Antwort erwartet und doch hätte er sich am liebsten übergeben, als er sie aus ihrem Mund hörte. Das letzte Quäntchen Zuneigung, dass er für diese Frau noch gehegt hatte, schlug augenblicklich in Hass um. Er nickte, um zu symbolisieren, dass er sich diesem Schicksal fügen würde und um dieses Kapitel vorerst abzuschließen. „Erzähl mir von Lea!“
    Ilka besann sich kurz, an welcher Stelle sie gestern geendet hatte, um daran anzuknüpfen. „Alles begann kurz nach den ersten Atomwaffentests in den Drachenbergen. Wie ich dir bereits angedeutet habe, fahndeten die Geheimdienste von Laos und China aus heiterem Himmel nach einer Frau – unabhängig und mit höchster Priorität. Falls du dich jetzt fragst, woher der CIA diese Informationen hat ... So unglaublich es klingen mag, aber auch Geheimdienste tauschen sich untereinander aus. Nicht unbedingt offiziell, aber ... Lass es mich so sagen, man kennt sich. Zugegeben, die Botschaften waren äußerst dürftig. Wir erhielten keinerlei Aufschlüsse, wie sie aus Laos herausgekommen war. Es gab lediglich einen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen den Nukleartests und der Jagd nach der Frau. Nichts darüber, wer sie war und welche Funktion sie erfüllte. Mutmaßungen, dass sie Atomphysikerin sei und wichtige Unterlagen mitgehen ließ, wurden laut. Aber wie gesagt, in dieser frühen Phase war alles spekulativ. Die Laoten hatten sicherlich den Vorteil, dass sie wussten, nach wem sie suchten. Was allerdings die Chinesen anging, so wurde angenommen, dass sie die Zielperson ebenfalls exakt einstufen konnten. Nicht, was ihre Personalien und ihren Aufenthaltsort angingen, aber was die Bedeutung dieser Frau betraf. Um es kurz zu machen, die CIA sah genug Handlungsbedarf, um das Informationsdefizit auszugleichen. Nichts kann schwerwiegender für die zivilisierte, westliche Welt sein, als eine atomare Bedrohung, die von einem kommunistisch geführten Land ausgeht, von den Terrorregimes der islamitischen Staaten einmal abgesehen. In dieser Hinsicht hat nicht nur die USA seit dem 11. September eine gewisse Sensibilität entwickelt.
    Meine Abteilung bekam vom Pentagon den Einsatzbefehl, der Sache nachzugehen. Das primäre Ziel war, herauszufinden, welche spezielle Funktion die gefahndete Person innehat. Sollte es sich tatsächlich um eine laotische Atomwissenschaftlerin handeln, die darüber hinaus noch geheime Unterlagen über Kernwaffenversuche mit sich führt, dann würde sie aller Voraussicht nach politisches Asyl im Westen suchen. Dies war für uns die naheliegende Erklärung, warum sich der Chef des laotischen Geheimdienstes höchstpersönlich mit der Auffindung der Frau befasst hat. Somit wurde er zu unserem Sekundärziel. Da wir sehr wenig über die gesuchte Person wussten, lag auf der Hand, dass wir am ehesten über Kham an sie herankommen. Wir haben einen Agenten in seinen Reihen. Leider gehört die Person nicht direkt zum inneren Kreis der Eingeweihten und kann nur dürftige Informationen liefern. Aber unser Maulwurf war in der Lage, uns ein Foto zuzuspielen, das ein Mädchen im Alter von etwa zwölf Jahren zeigte. Unsere Spezialisten ließen die Person auf dem Foto mit Hilfe

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