Die Steinernen Drachen (German Edition)
Wir waren zu leichtfertig, haben ihn wie blutige Anfänger unterschätzt. Für diese Blauäugigkeit mussten wir einen hohen Preis zahlen. Wir sind in Khams Falle getappt und haben zwei Männer verloren. Ab jetzt sollten wir vorsichtiger sein.“
„Was nützt es, ihn jetzt noch zu verfolgen. Sobald er in Laos ist, sind euch alle Hände gebunden. Ich glaube nicht, dass ihr in seinem Land den Einfluss geltend machen könnt, den ihr hier in Thailand besitzt.“
„Wir müssen trotzdem alles versuchen, um an ihm dran zu bleiben. Zumindest so lange, bis wir sicher gehen können, ob er Le Ah hat oder nicht.“
Frank wurde noch eine Spur bleicher. Der Geheimdienstchef hatte ihm angedeutet, dass er Lea nahe gekommen war. Hatte er sie von gestern auf heute in seine Fänge bekommen? „Du glaubst, er hat sie in seiner Gewalt?“, sprach er die Ahnung laut aus.
„Es liegt auf der Hand. Aus welchem Grund sollte er sonst nach Laos zurückkehren?“
Dies leuchtete ihm ein, obwohl sich seine Hoffnung dagegen stemmte. Vielleicht war Lea aus freien Stücken in ihr Land zurückgekehrt und Kham hatte davon erfahren. Nur, was sollte sie für einen Grund haben, sich in die Höhle des Löwen zu wagen? Sie musste doch wissen, dass sie weiterhin politisch verfolgt wurde. Oder hatte sie Verbündete auf ihrer Seite, oppositionelle und Königstreue, die ihr garantieren konnten, sich gefahrlos in Laos aufzuhalten? Kham hatte viele Freunde erwähnt, die ihr halfen. Entsprach das der Wahrheit? Ergab das einen Sinn?
„Was überlegst du?“, fragte Ilka.
„Nichts! Ich versuche, mir nur einen Reim aus all dem zu machen.“
„Ich weiß, dass du mir etwas verschweigst. Wahrscheinlich sogar mehrere Dinge!“
„Genau wie du!“
„Nein Frank, so läuft das nicht. Nicht mehr! Wenn du mir gestern alles gesagt hättest, was du weißt, wären Will und Harry vielleicht noch am Leben.“
Er starrte sie empört an. „Das hängst du mir nicht an“, brüllte er und rang nach Worten. Die Agentin ignorierte seine Wut. „Das hier ist kein Spiel und dies solltest du spätestens nach dem Anschlag am Hafen selbst eingesehen haben. Um weitere Risiken auszuklammern, will ich jetzt alles von dir erfahren. Jedes noch so kleine Detail kann wichtig sein und unser Überleben
sichern. Wir werden in etwa einer Stunde in Chon Buri sein. Du hast also genug Zeit.“
„Vergiss es!“, fauchte er.
„Ich werde dir nichts mehr sagen, ehe du mir nicht einige Fragen beantwortest und zwar sofort, noch ehe wir an Land gehen!“
„Soll ich ihn verhören?“, fragte Ian, den sein Gebrüll aus der Kabine gelockt hatte. Um seinen Kopf trug er einen dicken Verband und etliche Pflaster im Gesicht, die ihn noch bösartiger aussehen ließen. Ilka sah zu ihm auf und verzog den Mund. Frank konnte nicht sagen, ob sie von seiner Einmischung angewidert war oder ob es ein Lächeln sein sollte. Der große Amerikaner stellte sich neben ihn. Der Fahrtwind zerrte an seinem blutverschmierten T-Shirt und presste es hauteng an den muskulösen Körper.
„Ich denke, wir kommen klar. Danke, Ian“, erklärte Ilka und gab ihm ein Zeichen, sie allein zu lassen.
„Ich komm’ schon noch dran“, murmelte er. Daraufhin trottete er zu dem Mann, der das Schnellboot durch die Wellen lenkte.
Ilka rutschte näher an Frank heran. Zu seiner Überraschung
fragte sie, was er noch wissen wolle. Es sah ihr nicht ähnlich, so schnell klein beizugeben. Bisher war sie eher auf Konfrontationen aus. Er nahm an, sie hatte ihre Taktik geändert, um ihn einzulullen, erst einmal in Sicherheit zu wiegen und dann aus dem Hinterhalt zuzuschlagen. An ihr vorbei, blickte er zum von Mangroven bewachsenen Ufer. Über der Landmasse im Osten türmten sich mächtige Wolkenbänke mit einem weiteren Tropenschauer im Gepäck. Sein Blick fand zurück in ihre Augen und er mahnte sich zur Vorsicht. Die Frau, die ihm gegenüber saß und die er vor langer Zeit im Bett hatte, war nicht seine Freundin. Er konnte ihr nicht vertrauen. „Fangen wir mit Ao Zhong an. Warum musste er sterben?“
Sie stieß einen leisen Seufzer aus. Ihre Hand baumelte über die Reling und verschwand dann und wann im brackigen Wasser.
„Das irische Temperament unseres Freundes Ian, ging manchmal ein wenig mit ihm durch. Kurz nachdem du Zhong recht erfolglos wegen Le Ah ausgefragt hattest, wollte Ian etwas tiefgründigere Auskünfte von dem Kellner. Der Chinese war ziemlich stur und als Ian nicht locker ließ, griff er ihn mit einem
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