Die Steinernen Drachen (German Edition)
dass wir die richtige Frau erwischt hatten.“
Frank sog die salzige Brise ein und hoffte, dass die Meeresluft seine aufkommenden Kopfschmerzen vertrieb. Im Westen senkte sich die Sonne langsam über dem Festland, dem Horizont entgegen. Hier draußen auf dem Golf war es weniger schwül, aber ungebrochen heiß. Die einzige Kühlung kam vom Fahrtwind. Der unberührte Uferstreifen wich nach und nach einer Besiedlung und wandelte sich schließlich zu einer dichten Infrastruktur. Sie näherten sich der Hafenstadt Chon Buri, über die sich eine gelbliche Dunstglocke wölbte.
„Wofür hast du Bettina Kreutzmann benutzt?“
Über Ilkas Gesicht legte sich ein Schatten und er hatte den Eindruck, dass er für eine Sekunde ihr wahres Ich sah, das Dunkle, das sich hinter den attraktiven Zügen verbarg und den Zustand ihrer Seele widerspiegelte. Du bist hier nicht unter Freunden!
„Benutzt ist nicht der richtige Ausdruck. Bettina war eine zusätzliche Rückversicherung mit ihrer bereitwilligen Auskunft über Le Ah. Zum einen, weil sie nicht wollte, dass ihr Bruder mit ihr zusammen war. Zum anderen, weil sie ein Auge auf dich geworfen hatte und mit meiner Hilfe die Chance sah, die lästige Konkurrentin loszuwerden.“
„Aber wie hast du dich ihr gegenüber erklärt?“
Ilkas Lachen klang wie ein Bellen. „Ich habe ihr gesagt, ich sei von der Zollfahndung und dass Le Ah Mitglied eines asiatischen Zigarettenschmugglerrings sei. Sie hat das geschluckt, ohne nachzufragen. Bettina war Feuer und Flamme und kaum zu bändigen, als es darum ging, die Verbrecherin zu überführen. Als ich sie letzte Woche erneut kontaktiert hatte, musste ich nur dieselbe Geschichte wieder aufwärmen und schon hatte ich sie auf meiner Seite.“
„Nicht so schnell! Was passierte, als ihr Lea vor einem Jahr mit in die Staaten genommen habt?“
„Wir bekommen Probleme!“ Ian stand hinter ihm und wackelte mit seinem großen Kopf. Das Pflaster auf seiner Wange war durchgeblutet. Frank hatte den Eindruck, er überlegte, ob er offen vor ihm reden konnte. Ilka nickte kurz. „Unser Aufräumkommando konnte die Leichen in Khlong Toey nicht vor dem Eintreffen der Polizei beseitigen. Man fahndet nach unserem Boot. Die Einsatzleitung hält sich raus und meint, wir sollten mit dem Mist, den wir angerichtet haben, allein zu Recht kommen.“
Die CIA-Agentin stieß ein paar Flüche aus und holte ihr Mobiltelefon aus der Tasche.
Nicht jetzt , dachte Frank und schlug wütend gegen die Reling. Ian grinste ihn schief an und ließ sich ihm gegenüber auf der Bank nieder. „Jetzt wird’s richtig spannend. Wir haben die Thailänder am Arsch und keine Rückendeckung von Langley. Aber zu unserem Glück haben wir einen deutschen Touristen, der in seinem Land wegen Mordes gesucht wird. Ich sehe keine allzu rosigen Zeiten auf dich zukommen, Kraut!“
„Fick dich!“ Er hätte nie geglaubt, dass sich ein solch schwergewichtiger Mann so schnell bewegen konnte. Eben saß der Amerikaner noch auf der Backbordseite und einen Wimpernschlag später, legten sich seine mächtigen Pranken um seinen Hals. Dabei presste ihn das Knie des Agenten gegen die Bordwand und nagelte ihn dort fest, als wäre sein Körper magnetisch. Dann drückte Ian langsam seinen Luftkanal zu und starrte ihm dabei mit dem Blick eines Wahnsinnigen in die herausquellenden Augen.
Über Franks Sichtfeld legte sich ein Flimmern, das Blut pochte in seinen Halsschlagadern und drohte sie zu sprengen. Ihm blieb keine Zeit zum Nachdenken. Reflexartig schoss seine freie Hand in den Schritt des Agenten und seine Finger krallten sich mit letzter Kraft in dessen Weichteile. Sofort lockerte sich der eiserne Griff an der Kehle und er sog röchelnd Luft in seine Lungen. Ian packte seinen Arm und versuchte die Klaue zwischen seinen Beinen zu lösen. Ein Grund für ihn, noch etwas fester zuzudrücken. Seinem Angreifer entwich ein Schrei, mit dem man Glas zum Zerspringen bringen konnte. Der Druck des Knies wurde schwächer und er kam frei. Aber er dachte nicht daran, Ians Eier loszulassen.
„Hört auf“, fauchte Ilka, die ihr Telefonat beendet hatte.
Er öffnete seine Hand. Vor ihm sackte der Muskelmann zu Boden, krümmte sich in eine embryonale Haltung und wimmerte wie ein ungeöltes Scharnier. Frank wurde augenblicklich klar, dass der Mann ihn töten würde, falls er sich je von dieser Attacke erholen sollte. Mit einem Klumpen im Magen setzte er sich zurück auf die Bank.
„Was soll die Scheiße? Wir haben andere
Weitere Kostenlose Bücher