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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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Sorgen als euren privaten Hahnenkampf! Die thailändischen Behörden haben ein Militärboot auf uns angesetzt. Wenn sie uns finden, ehe wir den Hafen von Chon Buri erreichen, werden sie uns aller Wahrscheinlichkeit nach versenken! Die schießen erst, bevor sie fragen.“ Sie ging zu Ian, der aussah, als müsse er sich jeden Moment übergeben und half ihm auf die Beine. Aus seinem schmerzverzerrten Gesicht funkelten Frank zwei hasserfüllte Augen entgegen.
    „Zehn Minuten bis zur Anlegestelle“, rief der Steuermann. Ilka sah auf ihre Armbanduhr und verzog den Mund. Über den Bug hinweg war eine Hafenanlage zu erkennen. Angespannt saß Frank gegen die Reling gelehnt, bereit, sofort ins Wasser zu springen, falls Ian sich auf ihn stürzen würde. Doch der kämpfte immer noch mit seinen Krämpfen im Unterleib.
    Die CIA-Agenten starrten gebannt aufs Meer hinaus. Aus der untergehenden Sonne kommend, näherte sich ein schnittiges, graues Patrouillenboot mit beängstigender Geschwindigkeit. Er hörte, wie Ilka leise vor sich hinfluchte. Er hatte keine Ahnung, ob er es schwimmend bis zum Ufer schaffen konnte. Über mögliche Haie im Golf von Thailand, wollte er erst gar nicht nachdenken. Aus Richtung Pattaya pflügte ein Öltanker heran, dessen Fahrwasser ihr Schnellboot kreuzen würde, wenn sie auf diesem Kurs blieben. Sein Mund wurde trocken, als er die fragliche Absicht des Steuermanns durchschaute. Aller Voraussicht nach hatte der CIA-Mann beschlossen, vor dem Tanker in die Hafeneinfahrt von Chon Buri zu gelangen. Damit brächte er das mächtige Schiff zwischen sich und den Thailändern.
    Das Boot sprang über die Wellen und auf die Molen zu, der Motor dröhnte auf Hochtouren. Von Süden näherte sich der Gigant, sein rostiger Kiel zerteilte das Wasser und trieb eine breite Gischt vor sich her. Über den abbröckelnden Farbschichten des Rumpfes konnte Frank den eigentümlichen Namen des Tankschiffes lesen. Sepultura! Er schüttelte ungläubig den Kopf. Niemand mit gesundem Verstand, würde einem Öltanker so einen Namen geben. Das muss ein verfluchter Scherz sein, ein Schiff Begräbnis zu nennen!
    Aber so wie sich die Situation gerade entwickelte, konnte man das auch als schlechtes Vorzeichen deuten. Ihr Boot konnte man im Kräfteverhältnis und Größenvergleich zum Tanker mit einer Schmeißfliege gleichsetzen, die gegen die Windschutzscheibe eines fahrenden Autos prallt. Und genauso würde es ihnen in wenigen Sekunden ergehen. Das Schnellboot würde am mächtigen Schiffsrumpf wie ein lästiges Insekt zerschellen, und die Crew des Tankschiffes würde es nicht einmal bemerken. Noch fünfzig Meter!
    Er hielt die Luft an. Das war’s! Hier und jetzt ist es zu Ende! Er suchte nach einer schönen Erinnerung, die ihm den Abschied erleichtern sollte. Wartend auf den unvermeidlichen Knall, begann er zu beten. Der fleckige Bug des Öltankers wuchs ins Unermessliche, verdunkelte den Himmel und schob wild schäumende Wassermassen gegen das Schnellboot. Die Luft begann zu sirren, gedämpft war das Dröhnen des Dieselaggregates und das Jaulen der Schiffsschraube zu hören. Der sich wütend auftürmenden Stahlfront haftete beißender Verwesungsgestank an. Der Geruch des Todes! Noch zehn Meter. Frank schloss die Augen. Amen!
    Ein ohrenbetäubendes Signalhorn war zu hören, als das CIA-Boot wenige Meter vor dem Kiel des Tankers über den Wellenkamm sprang und dabei ordentlich durchgeschüttelt wurde. Dann waren sie vorbei und das Schlingern des Bootes hörte auf. Hinter ihnen zog der schwimmende Koloss seine Kiellinie und warf einen langen
    Schatten in das Hafenbecken von Chon Buri. Er begann wieder zu atmen.
     
     
    Überraschende Neuigkeiten
    8. Juli 2003
    Das Patrouillenboot war noch nicht an dem Öltanker vorbei, als sie anlegten. Erstaunlicherweise erwartete sie keine Polizei an der Hafenmole und sie konnten ungehindert von Bord. Über verwitterte Holzplanken gelangte er mit den CIA-Leuten an Land und in den Schatten einer engen Gasse. Khams Boot lag am Kai gegenüber. Unter den Agenten begann ein hektisches Treiben. Plötzlich hatte jeder von ihnen ein Handy am Ohr. Zum einen galt es herauszufinden, ob der Geheimdienstchef seine Reise bereits fortgesetzt hatte, zum anderen suchte man nach Kontaktleuten in der Stadt und wollte wissen, was die hiesige Polizeipräfektur gerade unternahm.
    Frank registrierte alles nur beiläufig. Erschöpft lehnte er an einer schmutzigen Ziegelmauer und umklammerte seine Reisetasche wie einen

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