Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4
kaum erwarten können, dass endlich ein Schiff zum Mars fliegt.«
Elinn, Carl und Urs hatten tatsächlich bei Madame Le Corr Gemüse geschnitten. Etwa zehn Minuten lang. Dann hatten sie die Messer beiseitegelegt und sich höflich verabschiedet, weil noch weitere Szenen aufzuzeichnen waren, die Bazman in den kommenden Wochen nach und nach an die Medien geben würde. Zu dem Zeitpunkt, als die Aufnahmen aus der Küche verbreitet wurden, befanden die drei sich längst an Bord der SAGITTARIUS ALPHA und auf dem Weg zum Mars.
Das Raumschiff war wesentlich kleiner als das, mit dem Urs damals zum Mars geflogen war, aber da sie die einzigen Passagiere waren, hatten sie genug Platz. Urs sah die ersten Tage immer wieder aus einem der Fenster, durch die man den Triebwerksteil sehen konnte. Die Beschleunigungsphase dauerte noch an und das Raumschiff schien zu vibrieren vor Kraft. Doch bis auf ein harmlos aussehendes, leichtes Schimmern rund um die Triebwerke war der angeblich so gefährliche Feuerstrahl im Vakuum des Weltalls unsichtbar.
Sie empfingen auch die Nachrichtensender von der Erde und sahen sich selber in Madame Le Corrs Küche hantieren. Es sah täuschend echt aus. Alle Welt würde glauben, dass sie sich auf der Mir-III eine tolle Zeit machten.
Nach der Sendung dauerte es keine zwei Stunden, bis eine Mail von seiner Mutter da war mit einer langen Liste von Fragen, die er Madame Le Corr stellen solle. Dringend.
»Was mach ich denn jetzt?«, fragte er Carl und Elinn. Klar, das ließ sich per Mail und mit Bazmans Hilfe irgendwie regeln. Aber der Gedanke, dass er nun einen Monat lang alle Welt anlügen sollte, seine Freundin und seine Mutter inbegriffen, gefiel ihm immer weniger.
»Lass uns Mister Whitehead fragen«, schlug Carl vor.
Doch als die drei in die Steuerzentrale kamen, herrschte dort spürbare Aufregung unter der Crew.
»Gut, dass ihr kommt«, begrüßte Yules Whitehead sie und winkte sie heran. Er wies auf einen großen Bildschirm. »Schaut euch das an. Das stammt vom Mondobservatorium.«
Sie umringten den Schirm. Darauf war nichts weiter zu sehen als tiefe Schwärze, in der sich einige Sterne abzeichneten.
»Jetzt«, sagte der Industrielle.
In diesem Augenblick leuchteten drei kleine, verwaschene Punkte auf. Sie lagen ungefähr in einer Linie und waren nur ein paar Sekunden lang zu sehen, ehe sie wieder verschwanden.
Sie hatten sich bewegt.
Whitehead wirkte so beunruhigt, wie sie ihn noch nie erlebt hatten. »Ein Vertrauensmann auf dem Mond hat mir die Aufnahme zugespielt«, erklärte er. »Seither erreiche ich ihn nicht mehr. Er hat gesagt, dass die Raumfahrtbehörde informiert worden ist. Von dort hört man aber nichts; die will den Vorfall also geheim halten.« Er tippte mit dem Nagel gegen den Schirm. »Den Daten der Raumüberwachung zufolge ist da draußen nichts. Kein Raumschiff von der Erde jedenfalls.«
»Und was immer es ist«, fügte der Kommandant der SAGITTARIUS hinzu, ein stämmiger, glatzköpfiger Mann, »es bewegt sich auf den Mars zu.«
Elinn stieß einen leisen Schrei aus.
»Es sind die Marsianer«, hauchte sie. »Sie kommen zurück.«
– Fortsetzung folgt –
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