Die Steinzeit-Diaet
1990er-Jahren beschloss ich, alles, was ich über Gesundheit gelernt hatte, zu Papier zu bringen, und schrieb einen Aufsatz mit dem Titel „Evolutionäre Fitness“. Hinterher kam mir die Idee, den Text auf die Internetseite zu stellen. Und dann kamen noch mehr Artikel über Gesundheit, Ernährung und Fitness hinzu. Ich war überrascht über all die E-Mails, die ich von Lesern erhielt, die ebenso fasziniert von dem Thema waren wie ich.
Als ich 2003 aus der Universität ausgeschieden war, richtete ich ein eigenes Blog ein. Ich veröffentlichte dort einige Artikel, die über meine Arbeit über die Filmwirtschaft geschrieben worden waren. (Der beste war in The New Yorker erschienen, stammte von John Cassidy und hieß: „Chaos in Hollywood: Kann Wissenschaft erklären, warum ein Film ein Erfolg oder ein Flop ist?“) Wie Nassim Nicholas Taleb hatte ich damals die Auswirkungen extremer Ereignisse auf die Wirtschaft und andere Bereiche untersucht, und stellte diese Forschungsergebnisse ebenfalls in meinem Blog ein.
Schließlich brachten meine Studien mich zu der Erkenntnis, dass extreme Ereignisse sich sogar auf den menschlichen Stoffwechsel auswirken. Dazu gibt es inzwischen zahlreiche Untersuchungen. Die Kernaussagen dieser etwas komplizierten Herangehensweise an das Thema Gesundheit werden später in diesem Buch vorgestellt. Sie ist äußerst kopflastig, keine Frage, führt aber zu einigen sehr einfachen Einsichten. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass das ganze Leben deutlich stärker von extremen Ereignissen beeinflusst wird als durch das tägliche Einerlei.
Im Hinblick auf die Gesundheit neigen wir dazu, die Wörter „Durchschnitt“ und „normal“ quasi synonym zu verwenden. Doch Mathematiker und andere Menschen, die mit Zahlen arbeiten, wissen, dass der Durchschnitt manchmal bedeutungslos sein kann; ein beliebter Witz zu diesem Thema: Wenn die Hälfte der Weltbevölkerung männlich ist, dann haben Menschen im Durchschnitt jeweils einen Hoden. Gelegentlich ist der Durchschnitt einfach der Mittelpunkt zwischen extremen Höhen und Tiefen. In der Gesundheitsdiskussion kann eines dieser Extreme genauso ungesund sein wie das andere, und dem Durchschnitt zu entsprechen, kann ebenfalls ungesund sein.
Das durchschnittliche Insulinniveau beispielsweise ist im Laufe der Zeit gestiegen, da bei immer mehr Menschen Hyperinsulinismus festgestellt wird, sodass „normal“ zu sein in dieser Hinsicht nun nicht mehr gut ist. Es kann also tatsächlich bedeuten, dass Sie genauso wenig gesund sind wie Ihr Nachbar. Das durchschnittliche Testosteronlevel beim Mann ist im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte gesunken. Das ist ein weiterer Bereich, in dem man lieber nicht dem Durchschnitt entsprechen möchte.
Meiner Meinung nach ist auch das Bestreben, die durchschnittliche Nahrungsaufnahme und den durchschnittlichen Energieverbrauch auszugleichen, nicht richtig. Kein Lebewesen hat jemals in einem perfekten Energiegleichgewicht gelebt, bei dem Kalorienzufuhr und -verbrauch genau gleich sind. Diätexperten lassen Sie häufig einen solchen Zustand anstreben. Doch das ist eine völlig unnatürliche Lebensweise, die unmöglich einzuhalten ist, Angst verursacht und nicht viel Spaß macht. Selbst wenn Sie so leben könnten, würde Sie das nicht gesund machen.
Ich stellte meine Erkenntnisse über diese Themen im Internet ein. Sehr zu meiner Überraschung wurde auf mein Blog inzwischen immer häufiger zugegriffen. Ich hatte dafür nie geworben, die Ergebnisse bei Suchmaschinen optimiert oder irgendetwas getan, das man heute tut, um Besucher auf die eigene Website zu locken. Das Blog schien sich selbst zu organisieren. Neue Leser sorgten für immer mehr Zugriffe, und manchmal war das Wachstum geradezu explosiv. 2006 war der Datenverkehr so hoch, dass ich auf Hochgeschwindigkeitsserver umziehen musste, um der Nachfrage gerecht zu werden.
Ich denke, die Leser wurden durch das Spektrum der Themen, über die ich schrieb, und meine eher ungewöhnliche Perspektive angezogen. Bemerkenswert war, dass sich darunter zahlreiche Wissenschaftler und Forscher aus verschiedenen Fachgebieten befanden, die mit Wirtschaft, Finanzen, Gesundheit und Fitness zu tun hatten. Ich stellte außerdem fest, dass viele Websites angesehener Forschungsinstitutionen Links zu meinem Blog aufnahmen. Monat für Monat hatte ich Leser aus 115 verschiedenen Ländern. Ich lernte Menschen aus aller Welt kennen, indem ich einfach an meinem Computer saß und meine Gedanken
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