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Die Sterne rücken näher

Die Sterne rücken näher

Titel: Die Sterne rücken näher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Hör mir zu, mein Junge, meiner Gesundheit wegen habe ich dich nicht aufgenommen. Ich nahm dich deshalb auf, weil ich wußte, daß du die Fähigkeiten hast, die wir für diesen Job brauchen. Ich habe dich jetzt länger als drei Monate verhätschelt, dir eine wertvolle Erziehung angedeihen lassen, damit du auf diesem Planeten vorankommst. Und jetzt bitte ich dich, mir ein bißchen davon zurückzuzahlen. Byng hat die Wahrheit gesagt – du bist für dieses Projekt unerläßlich. Deine persönlichen Gefühle sind dagegen im Augenblick völlig unwichtig.«
    »Wer sagt das?«
    »Ich sage es.«
    Alan musterte kalt das völlig veränderte Gesicht seines Gönners. »Max, ich habe mich nicht um eine Beteiligung an diesem Bankraubsyndikat beworben. Ich will damit auch gar nichts zu tun haben. Sagen wir, damit sind wir quitt. Ich habe dir etliche tausend Kredits von meinen Gewinnen übergeben. Gib mir davon fünfhundert zurück, und den Rest behältst du. Er ist die Bezahlung für Wohnung und Unterweisung der letzten drei Monate. Du gehst deiner Wege und ich ebenso.«
    Hawkes lachte bitter. »So einfach stellst du dir das vor? Ich schiebe deine Gewinne ein und du läufst hier weg? Für wie dumm hältst du mich eigentlich? Du kennst die Namen der Leute, die dem Syndikat angehören, du kennst die Pläne, du weißt alles. Es gibt viele Leute, die dir für einen Tip schöne Beträge zahlen würden.« Er schüttelte den Kopf. »Du mußt mitmachen – oder…«
    »Ich weiß! Du würdest mich glatt umbringen, wenn ich darauf bestehe, mich zurückzuziehen!« erklärte Alan wütend. »Eine Freundschaft scheint dir nichts zu bedeuten. Hilf uns die Bank auszurauben – oder…«
    Hawkes’ Miene änderte sich erneut. Er lächelte warm, und als er sprach, klang seine Stimme fast beschwörend. »Hör mir zu, Alan. Wir haben diese Sache seit Monaten geplant. Ich habe siebentausend bezahlt, um deinen Bruder freizukaufen, und deshalb glaubte ich, auf deine Hilfe rechnen zu können. Eine Gefahr gibt es dabei nicht. Ich wollte dir nicht drohen, Alan. Aber du mußt auch meinen Standpunkt verstehen. Du mußt uns helfen!«
    Alan sah ihn neugierig an. »Weshalb bist du denn so scharf darauf, diese Bank auszurauben, Max? Abend für Abend verdienst du ein Vermögen. Du brauchst keine weitere Million.«
    »Nein, ich nicht. Aber ein paar von den anderen. Johnny Byng, zum Beispiel. Und Kovak. Er schuldet Bryson dreißigtausend. Den Plan habe aber ich ausgearbeitet.« Hawkes flehte Alan nun nahezu an: »Alan, hör mir zu. Ich langweile mich. Ich langweile mich geradezu tödlich. Spielen bedeutet mir nichts; ich bin darin zu gut. Ich verliere nie, außer ich verliere absichtlich. Ich brauche ein wenig Aufregung. Hier habe ich sie. Aber ohne dich geht die Sache nicht.«
    Sie schwiegen eine ganze Weile. Alan war sich dessen bewußt, daß Hawkes und seine Gruppe skrupellos waren; weigerte er sich, mitzutun, dann hatte er nicht mehr lange zu leben. Er hatte keine Wahl. Die Entdeckung, daß Hawkes ihn hauptsächlich deshalb aufgenommen hatte, weil er bei einem Bankraub nützlich werden konnte, ernüchterte ihn. Er versuchte sich selbst einzureden, daß auf einer solchen Dschungelwelt die Moral nichts bedeutete. Und er sagte sich, daß er mit dem gewonnenen Geld vielleicht einen Teil der Forschung finanzieren konnte, deren Ziel der Cavour-Hyperdrive war. Aber sehr überzeugend waren diese Argumente nicht. Sie berechtigten ihn noch lange nicht zu einem solchen Verbrechen. Zu keinem Verbrechen.
    Aber Hawkes hatte ihn in der Falle. Es gab keinen Ausweg. Er war unter die Räuber geraten, und er mußte mittun.
    »Na, schön«, erklärte er schließlich erbittert. »Ich fahre also den Fluchtwagen. Aber wenn die Geschichte vorüber ist, nehme ich meinen Anteil und steige aus. Ich will euch dann nie wieder sehen.«
    Hawkes sah gekränkt drein, verbarg aber rasch seine Gefühle. »Das liegt bei dir, Alan. Ich bin aber froh, daß du schließlich doch nachgegeben hast. Andernfalls wäre es für uns beide unangenehm geworden. Und jetzt gehen wir besser schlafen.«
    Aber Alan schlief kaum mehr in dieser Nacht. Der Kopf wirbelte ihm, und immer wieder wälzte er dieselben Gedanken, bis er schließlich wünschte, er könnte seine Schädeldecke abheben und diese Gedanken entweichen lassen.
    Das Wissen, daß Hawkes ihn in erster Linie deshalb aufgenommen hatte, weil er in dessen Plan paßte, verwirrte ihn. Das intensive Training, das der Spieler ihm hatte angedeihen lassen,

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