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Die Sterne rücken näher

Die Sterne rücken näher

Titel: Die Sterne rücken näher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Alan war eher wütend als ängstlich, aber er wünschte, Hawkes oder sonst jemand möge vorbeikommen, ehe die Dinge allzu weit gediehen.
    Plötzlich fühlte er, wie der hinter ihm die Schraube um seine Arme lockerte. Alan spannte die Muskeln und überlegte, ob er nun herumwirbeln und angreifen solle, aber da vernahm er eine wohlbekannte Stimme: »Regel Nummer eins: niemals den Rücken länger als eine halbe Sekunde ungedeckt lassen, wenn du aufgehalten wirst. Du hast gesehen, was sonst passieren kann.«
    Er war so verblüfft, daß er eine ganze Weile sprachlos dastand. »Max?« flüsterte er schließlich.
    »Ja, natürlich. Du hast Glück gehabt, mein Lieber, daß ich der bin, der ich nun einmal bin. John, komm heraus ins Licht, damit er dich sehen kann. Alan, hier ist John Byng. Freier Status, Klasse B.«
    Der Mann, der ihn angegriffen hatte, trat nun ins Licht der Straßenbeleuchtung. Er war kleiner als Alan, hatte ein mageres, fast fleischloses Gesicht und einen struppigen rotbraunen Bart. Er sah ungewöhnlich blaß aus. Seine Augäpfel waren deutlich gelb.
    Alan erkannte ihn. Er hatte ihn schon in verschiedenen Lokalen der Klasse B gesehen. Ein solches Gesicht konnte man auch nicht so leicht vergessen.
    Byng händigte ihm den dicken Packen Geldscheine aus, den er aus Alans Tasche gezogen hatte. »Ein richtiger Possenstreich, Max«, sagte Alan. »Aber angenommen, ich hätte deinen Freund in den Bauch geschossen, oder er hätte mir das Messer in den Rücken gerannt…«
    Hawkes lachte. »Nun, dieses Risiko gehört zum Spiel. Ich kenne dich aber viel zu genau und weiß, daß du einen unbewaffneten Mann nicht niederschießen würdest, und John hatte nicht die Absicht, dich zu stechen. Außerdem war ich ja in der Nähe.«
    »Und was ist der Sinn dieser kleinen Demonstration?«
    »Gehört zu deiner Erziehung, mein Sohn. Ich hatte gehofft, eine lokale Bande würde dich einmal aufhalten, aber den Gefallen haben sie mir nicht getan. Also mußte ich es mit Johns Hilfe selbst besorgen. Du wirst dir also einprägen, daß immer ein Komplice des Angreifers im Schatten versteckt sein kann, und daß du noch lange nicht in Sicherheit bist, wenn du einen Mann gestellt hast.«
    Alan grinste. »Sehr vernünftig. Und ich glaube, auf die Art lernt sich’s am ehesten.«
    Die drei Männer gingen nach oben. Byng entschuldigte sich und begab sich fast sofort in einen der anderen Räume. »Johnny nimmt das Traumpulver«, flüsterte Hawkes. »Er ist narkosephrinsüchtig. Noch im ersten Stadium. Ein Zeichen dafür sind die gelben Augäpfel. Später verkrüppelt ihn das Gift, aber an später denkt er nicht.«
    Alan musterte den kleinen, mageren Mann, als er zurückkehrte. Byng lächelte; es war ein seltsames, unweltliches Lächeln. In der rechten Hand hielt er eine kleine Plastikkapsel.
    »Da ist noch etwas für deine Erziehung«, sagte er und sah Hawkes an. »Geht das in Ordnung?«
    Hawkes nickte.
    »Schau dir mal diese Kapsel an, mein Junge«, fuhr er fort. »Es ist Traumpulver, Narkosephrin. Mein Elixier.« Er warf Alan die Kapsel zu; dieser fing sie auf und hielt sie auf Armlänge von sich weg wie eine giftige Schlange. Sie enthielt ein gelbes Pulver.
    »Nimm den Deckel ab und atme ein wenig davon ein«, riet ihm Hawkes. »Versuche es aber erst dann, wenn du völlig mit dir selbst zerfallen bist. Johnny kann dir ja einiges bestätigen.«
    Alan runzelte die Brauen. »Und was bewirkt dieses Pulver?«
    »Es ist ein Stimulans und wird aus einem Unkraut gewonnen, das nur an sehr trockenen Stellen wächst. Ursprünglich stammt es von Epsilon Eridani IV, aber die größte Plantage der ganzen Galaxis ist jetzt in der Sahara. Es macht süchtig und ist sehr teuer.«
    »Wieviel muß man davon nehmen, bis man süchtig wird?«
    Byngs dünne Lippen kräuselten sich zu einem zynischen Lächeln. »Einmal einatmen, und die Droge nimmt all deine Sorgen von dir. Du bist drei Meter groß, und die ganze Welt ist dein Spielzeug, wenn du dieses Pulver schnupfst. Alles, was du siehst, hat sechs verschiedene Farben. Einen Nachteil hat es allerdings«, fügte Byng bitter hinzu. »Nach einem Jahr spürst du die Wirkung nicht mehr, aber die Gier danach bleibt. Die bleibt dir für immer. Nacht für Nacht einmal tüchtig schnupfen – zu hundert Kredits, versteht sich, und es gibt kein Mittel dagegen.«
    Alan schüttelte sich. Er hatte solche Süchtige in einem fortgeschrittenen Stadium gesehen, verwelkte, verschrumpelte Männer, die verkrüppelt waren und nicht mehr

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