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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Lauf.
    Als für Todd und Jim die Zeit nahte, sich von ihren außerirdischen Freunden zu verabschieden, mit denen sie mehr als einen Monat eng zusammengelebt hatten, wurde es recht gefühlvoll. Während der Heimreise hatte sich Reverend Perry besonders Azazel angeschlossen. Auf der Ehrentribüne wandten sich die großen blauen Gestalten der Angli zum Gehen, um zu ihrem Schiff zurückzukehren und die Menschen sich selbst zu überlassen. Sie standen aufrecht auf ihren hinteren Fangarmen, den Kopf hoch über allen erhoben, als sie sich von dem Präsidenten, seiner Gattin und dem Außenminister, auf dessen Knie ein grauweißer Klecks den Schlafplatz der Möwe markierte, verabschiedeten. Perry trat unbemerkt einen Schritt näher. Plötzlich fiel er auf die Knie und umschlang die Fangarme, auf denen Azazel stand (Perry hatte selbst eine mächtige Statur). Nach einem Moment der Verwirrung wurde klar, daß er den Außerirdischen einfach umarmte, das Gesicht an Azazels Seite gepreßt, und weinte. Dabei murmelte er etwas, das so privat klang, daß keiner zuhörte, außer Kevin. Und keiner erfuhr jemals, welche Gedanken zwischen Perry und seinem großen außerirdischen Freund ausgetauscht wurden.
    Das seltsame Bild währte nur einen Augenblick. Dann erhob sich Perry mit viel Würde und stellte sich wieder neben Jim und Todd. Und der sentimentale Augenblick ging im reihum einsetzenden Händeschütteln unter.
    Kevin, der neben der Ehrentribüne gestanden hatte, erzählte mir später, daß Perry zum Abschied deutlich »Non Angli sed Angeli« gesagt hätte – und falls Ihr diese Bemerkung nicht auf Anhieb versteht, hört mir einfach weiter zu.
    Um den Eindruck abzurunden, den die Außerirdischen gemacht hatten, hier noch ein Brief, den ich auf meinem Aufruf nach Augenzeugen hin erhalten habe. Er stammt von einer gewissen Cora-Lee Boomer, neunundachtzig Jahre alt.
     
    Natürlich konnte ich das Ganze nur im Fernsehen sehen. Vielleicht wurde es dadurch auch deutlicher. Das Militär sperrte dieses weite sandige Gelände, Trockener Meeresboden oder so ähnlich, ab. Und überall standen Posten. Doch am Ende war der Platz doch nicht groß genug für die ganzen Zuschauer. Ungefähr gegen elf Uhr morgens – ich weiß es so genau, weil es die Zeit war, wo ich Donald, mein Baby, fütterte – sahen wir es am Himmel erscheinen. Sah aus wie eine große Weintraube, nur ohne Stiel.
    Es kam herunter, ganz langsam, ich nehme an, um niemanden zu verletzen. Gleich darauf umkreiste es ein Hubschrauber, aus dem fotografiert wurde. Seine Farbe war wie leichte Sonnenbräune, und es hatte Antennen. Die runden Dinger waren aneinandergepreßt wie – Honigwaben? Ja, sie erinnerten mich an Honigwaben. Bei den Nahaufnahmen konnte man drinnen die vielen großen blauen Augen sehen, die herausschauten. Wunderschön. Tut mir leid, ich kann's nicht besser erklären.
    Ich versuche eigentlich, nicht so oft daran zu denken, aber ich seh es heute noch deutlich vor mir. Aber dieser Typ, den ich damals hatte, der hielt sich für ganz schlau. Und ich warso verdammt jung. Ich machte alles, was er wollte. Er sagte, das war alles Mist. Nichts als weißer Scheiß, sagte er, halt dich da raus. Entschuldigung. Ich war eben sehr jung damals.
    Aber als sie landeten und mit den drei Männern rauskamen und ich ihre Augen von ganz nah sah, hatte ich das Gefühl, er hatte unrecht. Sie waren so wunderschön. So besorgt und verständnisvoll. Als ob sie lächelten. Ich hätte meinen eigenen Augen glauben sollen.
    So bekam ich aber nur den Anfang mit. Er kam herein, sah mich auf den Fernseher gucken und machte ihn aus. Es lief ja auf allen Kanälen das Gleiche, wissen Sie. Und er sagte: >Los, mach Mittagessen!< Deshalb habe ich nicht viel von ihnen gesehen. Und natürlich kam ich auch niemals in ihre Nähe.
    Ich glaube, er hatte unrecht. Er hat einfach gesponnen, dieser Typ. Sie hatten etwas Gutes an sich, etwas wirklich Gutes. Doch ich war so jung, und das Baby hielt mich ganz schön in Trab, und dann noch mein Job – inzwischen, wo ich alt bin, weiß ich, daß es mehr im Leben gibt. Ich frage mich, wie es wohl hätte sein können. George ist schon lange tot.
    Ich erinnere mich an dieses große Auge voller Liebe. Manchmal heule ich Rotz und Wasser. Ich hoffe, Sie können mit dem Brief etwas anfangen. Hochachtungsvoll, Cora-Lee Boomer.
     
    Hier ist wieder Theodora Tanton. Tja, so verlief also die erste Begegnung zwischen der Erdbevölkerung und den Angli. Ich weiß, daß in dem

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