Die Sternenkrone
Weißbuch nichts über den Tumult steht, und auch nichts über das, was Kevin sah. Aber diese Dinge sind wichtig, um zu zeigen, in welche Richtung sich die Gefühle der Leute den Außerirdischen gegenüber entwickelten, um besser begreifen zu können, was später geschah.
Sie hätten ja enttäuscht sein können, versteht Ihr, oder gelangweilt. Die Außerirdischen brachten keine Technik mit. Die ganzen Filme, die wir gesehen hatten, gingen davon aus, daß unser erster Kontakt mit Außerirdischen uns eine Menge neuer phantastischer Technik bescheren würde, oder wenigstens das Heilmittel gegen Grippe. Ein paar Schmankerln. Aber wie Urizel sagte – diese Wesen hatten nur Frieden und Freundschaft im Gepäck, zumindest an der Oberfläche. Ihre eigenen Schmankerl, wie Antischwerkraft und Telepathie, befanden sich in ihrem Körper. Sie konnten sie nicht erklären und auch nicht mit uns teilen, genauso wenig wie wir unseren Geruchssinn jemanden hätten schenken können.
Es geschahen noch mehr Dinge, die die Presse begeisterten. Zu jedermanns Erstaunen brach das riesige Raumschiff am nächsten Tag auseinander, und die Angli flogen mit den einzelnen Teilen davon. Bald befand sich nichts mehr in dem von der NASA abgesperrten Gelände als einige Stützbalken und Blumentöpfe.
»AUSSERIRDISCHE WOLLEN DIE WELT SEHEN!
AUSSERIRDISCHE WOLLEN KIRCHEN BESICHTIGEN!
AUSSERIRDISCHE WOLLEN WELTRELIGIONEN KENNENLERNEN!
AUSSERIRDISCHE KÖNNEN NICHT LESEN UND SCHREIBEN!
AUSSERIRDISCHE WOLLEN MIT JEDEM MENSCHEN AUF DER
ERDE ZUSAMMENTREFFEN!«
(Einiges davon ging auf das Konto der jugendlichen Angli. Die Menschen hatten zunächst Probleme, sie von den Erwachsenen zu unterscheiden.)
So tauchten die Angli überall auf der Erde auf, in kleinen Gruppen oder allein, zu jeder Tageszeit und auch nachts. Die Sicherheitsbehörden der großen Nationen waren bald reif für die Klapsmühle.
Es stellte sich heraus, daß sie sich um die Sicherheit der Angli keine großen Sorgen zu machen brauchten (ihre eigene stand auf einem anderen Blatt). Es ist schwierig, einen Telepathen zu ermorden – lange bevor der Attentäter handeln kann, haben ihn seine feindlichen Gedanken bereits verraten. Ich weiß nicht, ob es im Weißbuch steht oder nicht, aber zum Beispiel passierte folgendes:
Eines Nachmittags befanden sich einige Angli in Libyen. Sie unterhielten sich mit Einheimischen auf einem Markt direkt an einer Landstraße, wo Autos mit mörderischer Geschwindigkeit zwischen dem Vieh und allem hindurchpreschten. Plötzlich schnappte jeder Angli einen Menschen oder zwei und schoß in die Luft empor, ungefähr zwanzig Meter hoch. Zur gleichen Zeit packten zwei andere Angli ein Auto, hoben es in die Luft und ließen es kopfüber auf den Platz fallen, den sie freigeräumt hatten. In der nächsten Sekunde erfolgte eine Detonation, als in dem Auto eine Bombe explodierte. Ein paar Leute erlitten Schnittverletzungen. Die Attentäter waren tot.
Alles passierte so plötzlich, daß die Menschen völlig verblüfft waren. Erst hinterher wurde langsam klar, daß irgendwelche Fanatiker versucht hatten, die Angli in die Luft zu jagen. Und diese hatten sowohl sich als auch die Menschen im Umkreis rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Das blieb den Leuten am meisten im Gedächtnis haften, als die Gefahr vorbei war – daß die Angli Menschen automatisch retteten.
Das folgende wichtige Ereignis steht vielleicht auch im Weißbuch. Ein Angli namens Gavril war zu einer Ausflugsfahrt entlang der französichen Mittelmeerküste eingeladen worden. Gavril wurde es langweilig, das schmutzige Mittelmeer zu betrachten – ich vermute, er konnte die Gedanken der sterbenden Fische und Seevögel hören –, und er ließ seinen Blick in der Landschaft umherschweifen.
Im nächsten Moment schoß er wie ein Blitz aus dem offenen Kabriolett hoch, umkreiste kurz das Auto und kam dann auf einer Eisenbahnüberführung zum Halten. Unten auf der Straße verlief eine Bahnstrecke. Als seine Gastgeber ihn erreicht hatten, verharrte er mit geschlossenem Auge, so tief konzentriert, daß sie einfach abwarteten.
Gleich darauf hörte man in der Ferne das Pfeifen eines Zuges, und Gavril öffnete das Auge.
»Es ist Ooo-Kaaay«, sagte er. »Menschen sehen sich jetzt.« Und er begab sich stolz zurück ins Auto, ohne eine Erklärung abzugeben. Natürlich begannen seine Gastgeber, ihn auszufragen, besonders als sich unten auf der Bahnstrecke Aufregung bemerkbar machte.
Es stellte sich heraus, daß
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