Die Sternenkrone
Außerirdischen und der Erde nach der ersten Begegnung stets eine wie auch immer geartete dauerhafte Beziehung gegeben. Entweder versuchten die Außerirdischen, die Erde zu erobern, oder die Erdenbewohner hatten sich bis zur planetarischen Eingangstür der Fremden irgendwo im Weltall vorgekämpft. Oft deutete irgend etwas darauf hin, daß mehr als nur ein Treffen stattfinden oder zumindestens etwas Weitreichendes daraus entstehen würde. Von »Hallo, nett, Euch kennengelernt zu haben, tschüs«, wie die Angli es offenbar im Sinn hatten, war nie die Rede gewesen. Ein einfaches Vorbeischauen – nicht mehr?
Tja, das war es wohl. Warum? Keiner hatte ja damit gerechnet, daß sie für ewig blieben, aber warum so eilig?
Antwort: Sie hatten zu tun. Die Biber, Krokodile oder was immer es auch war, schliefen hinter dem Mond und warteten darauf, daß die Angli eine passende Wasserwelt für sie suchten. Und die anderen Angli, die gebeten hatten, geweckt zu werden, sobald man einen geeigneten Planeten gefunden hatte! Die Erde stand dabei nicht zur Debatte. Obwohl die Angli versuchten, das Thema taktvoll zu umgehen, wurde bald klar, daß sie die Erde für eine Art planetarisches Elendsviertel hielten – zu schmutzig und verseucht, abgewirtschaftet und völlig übervölkert. »Ein interessantes Ausflugsziel, aber ...«
Nicht, daß irgendeine Regierung den Angli überhaupt Grund und Boden angeboten hätte (einige Privatleute, besonders welche aus Texas und Australien, die einen außerordentlich großen Teil der Erdoberfläche ihr eigen nannten, hatte ein paar Angebote für interessierte anglisische Familien< gemacht).
Nach Ansicht der meisten Menschen wäre es am praktischsten gewesen, wenn die Angli sich auf dem Mond oder einem anderen Ort nahe der Erde, Venus oder Mars, angesiedelt hätten. Konnten sie nicht mit irgendwelchen technischen Zauberkunststücken diese Himmelskörper passend für sich herrichten? Und in der Nähe bleiben?
Antwort: Zu schade, aber wir besitzen keine solchen technischen Errungenschaften, und außer der Erde ist alles in Eurem Sonnensystem absolut unbewohnbar. Schade, schade.
Als die Dinge in immer rasanterem Tempo vorantrieben, kamen verschiedene Leute auf die Idee, den Angli bemerkenswerte Jobs anzubieten oder ihnen Möglichkeiten vorzuschlagen, wie sie auf der Erde ihren Lebensunterhalt verdienen könnten. Selbst die Mafia zeigte sich äußerst interessiert, die Angli als Bodyguards zu beschäftigen, mit ihrem eingebautem telepathischen Alarmsystem. Mysteriöse Araber statteten ihnen nächtliche Kurzbesuche ab. Einige große Kirchen boten den Angli sogar Geld, wenn sie blieben, um Gottesdienste zu leiten. Und viele nationale Sicherheitsbehörden und Geheimdienste überboten sich in ihren Offerten.
Die Angli hörten sich alles gutmütig, aber auch mit einer gewissen Verschmitztheit an. Eines Abends, während einer Diskussion über die Weltwirtschaft, zog einer von ihnen eine kokosnußgroße Kapsel hervor, die mit etwas gefüllt war, das sich als hochkarätigste Diamanten von erlesener Schönheit herausstellte. »Gefällt Euch?« fragte er. »Haben wir aufgelesen, dort« – eine vage Geste mit dem Fangarm in Richtung Alpha Centauri. »Geht sie holen.« Er hatte es noch nicht ganz ausgesprochen, da war der Diamantenpreis von Pretoria bis Zürich ins Bodenlose gefallen. Und es wurde bekannt, daß die Angli große Mengen Gold und alle möglichen anderen Schätze in geheimen Verstecken lagerten.
Die Angli selbst mochten am liebsten Blumen. Besonders den Löwenzahn. Private Angebote an sie hatten von diesem Tag an einen deutlich anderen Tonfall als vorher.
Die Öffentlichkeit blieb von diesen Vorfällen unbeeindruckt. Die Angli waren für sie gütige Wundertäter, Engel der Barmherzigkeit – oder, um der Sache endlich näher zu kommen, einfach Engel. Ein schrecklicher Tag voll Tränen und Kummer wartete auf uns. Der schwarze Tag, an dem sie uns verlassen würden. Die Leute weigerten sich, überhaupt daran zu denken.
Dann kam der zweite Schock.
Die Angli hatten anscheinend ihr Studium unserer Kulturen und insbesondere unserer Religionen beendet, obwohl Studium ein etwas zu formelles Wort für das ist, was sie taten – nämlich Fragen stellen. Sie interessierten sich für alles, was die Menschen taten, sei es die Arbeit in einer Farbenfabrik oder den Gottesdienst in Notre Dame. Aber immer wieder fragten sie die Leute nach ihrem Glauben, respektive nach ihren Göttern oder ihrem Gott. Und die
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