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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Gesetze nicht befolgen oder Verbrechen begehen?«
    »Das letzte Mal habe ich alles viel zu kompliziert erschaffen«, sagte das Kind eifrig. »Wenn ich an der Macht bin, wird alles ganz einfach. Meine Gesetze können nicht mehr gebrochen werden. Und es wird nur noch ein einziges Verbrechen geben, für das jeder Mensch bezahlen muß.«
    »Bei meinem Schwanz«, rief Satan aus, beeindruckt von der Aura der Macht, die das kleine Geschöpf umgab. »Gesetze, die nicht gebrochen werden können! Das ist wahrlich eine Neuerung. Und ein einziges Verbrechen, dessen jeder schuldig ist! Was könnte das bloß sein?«
    »Geboren zu werden.« Die eiskalten Augen des Kindes schauten ihn direkt ins Gesicht, als wollten sie ihn einfrieren. Die große Gestalt im Hintergrund bewegte sich auffällig und erinnerte ihn daran, daß er schon längst verabschiedet worden war.
    Er verbeugte sich noch einmal, wartete aber vergeblich auf eine Reaktion. Das Mädchen murmelte etwas mit seiner Mutter, die aufmerksam lauschte. Satans Anwesenheit war in Vergessenheit geraten.
    Als er seine Flügel ausbreitete und über den Rand der Wolke trat, glaubte er das Kind sagen zu hören: »Ich hoffe sehr, daß Daddy kommt! Dann treffe ich ihn wenigstens endlich einmal!« Worauf ihre Mutter zu sagen schien: »Ihr beide versteht Euch bestimmt ausgezeichnet! Du hast soviel von ihm geerbt.« Ihr Ton war der seelenloseste, den Satan jemals gehört hatte.
    Um sich so rasch wie möglich zu entfernen, vollführte er einen großen Flügelschlag, damit Luft unter seine Schwingen kam, und sauste hinab, beinahe mit der Geschwindigkeit von einst, dem vertrauten gemütlichen Zuhause entgegen. Noch nie war ihm die Hölle so sehr wie eine wirkliche Heimat erschienen wie in diesem Augenblick.
    Wie gut würde es tun, wieder Höllenfeuer zu riechen, dachte er und verringerte seine Geschwindigkeit etwas, um nicht die Wolken in Wasserdampf zu verwandeln. Und was immer auch aus diesem dreimal verdammten Abgrund herauskriechen sollte oder sich mit der Absicht trug, herauszukriechen – mal sehen, wie ihm ein paar Fuhren Lava schmeckten! Besser noch, er lenkte gleich einen verfügbaren Vulkan in diese Richtung. Und in der Zwischenzeit hatte er genug mit seinen himmlischen Plänen zu tun.
    Als der erste Schwefelhauch seine Nasenlöcher erreichte, erwärmte sich Satans Herz, obwohl seine Schulter immer noch schmerzte. Als er darüber nachdachte, fiel ihm ein, daß er die ganze Anstrengung in blendender Form überstanden hatte. Dieser Arzt war wirklich ein fähiger Mann. Warum sollte Satan nicht für eine Überraschung sorgen und ihm seine Hände wiedergeben? Schließlich war er ja kein Lakai des Vatikan. Moment – erst noch der passende Spruch! Ja, genau! Das klang gut! Und während er in seiner ganzen schwarzen Pracht hinabwirbelte, murmelte er zu sich selbst: »Hände, wo immer ihr auch seid, empor miteuch aus den Tiefen der Zeit! Hände, deren Verbrechen nicht länger zählt – zurück zu dem Körper, dem Ihr fehlt!«
    So, das würde diesen Schlaumeiern von Trollen zeigen, wie wenig sie ihren Boss kannten. Und falls einer von ihnen dem Irrglauben verfiel, daß ihn der Himmel sanftmütig gestimmt hätte, würde er seinen Irrtum bald bereuen.
    Und gleichgültig, ob diese frigiden gräkophilen Traumdeuterinnen dort oben die Wahrheit gesagt hatten oder nicht, selbst wenn es stimmte, daß sie ihn und alles andere tatsächlich erschaffen hatten, die Hölle befand sich noch in seinem Besitz, und seine Macht war ungebrochen.
    Aber nicht mehr lange, heulte ein fernes kaltes Echo.
     
     
    Originaltitel: >Our Resident Djinn
Copyright © 1986 by James Tiptree, Jr. Erstmals veröffentlicht in:
>The Magazine of Fantasy and Science Fiction<, Oktober 1986
Copyright © 1999 der deutschen Übersetzung
by Wilhelm Heyne Verlag, München
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Christian Lautenschlag

Fleisch
(Morality Meat)
     
     
    Kälte, Sprühregen. Die Nacht bricht gerade herein. Fernfahrer Hagen donnert mit seinem Achtzehntonner die Bundesstraße entlang. Er ist auf dem Weg zum Bohemia Club North und versucht, Zeit zu schinden, denn hinter Carlisle verschlechtert sich die Fahrbahn, und es beginnt eine zweispurige, kurvige Asphaltstraße, die hoch ins Gebirge führt. Das nördliche Ende der Bundesstraße ist erst in diesem Jahr ausgebaut worden. Hagen hofft, daß sie wenigstens bis Carlisle damit gekommen sind.
    Es wird immer dunkler, und Hagen schaltet die Scheinwerfer ein. Ungefähr einen

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