Die Sternenkrone
Buhlteufeln befinden sich ein paar prächtige Mädel. Sie würden sicher ganz akzeptabel aussehen, wenn ich sie mal säubern ließe. Die Hübschesten von ihnen könnten sich zwischen die Glückseligen mischen, die draußen vor dem Portal warten und unter ihnen das Gerücht ausstreuen, daß Er derzeit einen schwierigen Schöpfungsauftrag zu erledigen hätte und deshalb abwesend sei. Solche Gerüchte verbreiten sich wie Lauffeuer. Die Leute wären mit dieser Erklärung sicher zufrieden. Sie würden sich sogar über die kleine Insiderinformation freuen. Niemand schwebt gern im Ungewissen. Und hinterher – naja, vielleicht lösen sie sich sowieso alle in Nichts auf. Oder Eure Künstler denken sich etwas mit diesem Dingsda aus, diesem sonet lumiér...«
Einige der jüngeren Engel stöhnten bei diesen Worten auf, und Michael sagte hochmütig: »Wie Ihr schon selbst sagtet – das entspricht wohl eher Eurem Geschmack als dem unsrigen.« Uriel, praktisch wie stets, nickte jedoch.
»Überleg doch mal, Mischa. Damit könnten wir eine Menge unangenehmer Nachfragen verhindern.«
»Außerdem ...« Gabriel befingerte seine Trompete. »Ich weiß, es hört sich furchtbar naiv an, aber vielleicht gibt es doch eine ... Rückkehr. Stellt Euch vor, wie schrecklich es wäre, wenn wir alles ...«
Michael nickte wieder und gab seufzend sein feierliches Einverständnis. Damit war die Sache entschieden.
Als sie dem Portal zuschritten, fiel Luzifer etwas anderes ein. Er schaute Petrus von der Seite an und sagte: »Ich habe bemerkt, daß das Gebiet außerhalb der Stadt ausgesprochen hübsch und üppig bewachsen ist. Ich befürchte, der Grund und Boden jenseits Eurer Mauern in meinem Reich ist ziemlich schwarz und kahl. Was würdet Ihr davon halten, wenn ich eine Brigade Feuergeisterherbeiriefe – die im übrigen in letzter Zeit ziemlich faul gewesen sind – und sie in die äußeren Mauerspalten plazierte? Sie würden genug Licht geben, damit etwas wachsen kann, vor allem, wenn jemand ab und zu mal eine Runde macht und sie ernsthaft an ihre Pflichten erinnert. Es besitzt sowieso keiner von ihnen ein Fünkchen Verstand. Der Job wäre genau das Richtige für sie. Undsie würden noch etwas Gutes damit bewirken. Was meint Ihr dazu? Natürlich würde ich niemanden von meinem Personal mit Euch zusammenbringen, ohne vorher Eure ausdrückliche Einwilligung zu haben.«
»Nett gesagt«, bemerkte Rafael. »Ich finde den Vorschlag ausgezeichnet. Von uns möchte bestimmt keiner, daß die Stadt einfach auf einer kahlen trostlosen Ebene aufgebaut wird.«
»Dann ist es also beschlossen!« rief Satan, der eine bemerkenswert gehobene Stimmung verspürte. Er trat zum Portal und holte tief Luft.
»Die ersten Arbeitskolonnen werden eintreffen, noch ehe Ihr tief Luft geholt habt. Ich begleite sie natürlich, um alles zu überwachen. Ihr wollt doch sicher, daß wir zuerst die Mauern hinuntertransportieren, um einen Schutzwall zu errichten und dann die kostbareren Dinge nachholen? Ihr dürftet keine Schwierigkeiten damit haben, in der kurzen Zeitspanne dazwischen hier alles selbst zu bewachen.“
»Überhaupt kein Problem«, rief eine Horde Seraphim im Chor. »Wie wollt Ihr den Transport der Mauern bewerkstelligen?« fragte Uriel neugierig.
»Arbeitsdrachen. Unter richtiger Aufsicht können sie ein großes Stück Mauer so ordentlich, wie Ihr es nur wünscht, herausschneiden und mit ihm hinabfliegen. Der eventuelle Rücktransport dürfte sich allerdings etwas schwieriger gestalten.« Satan gluckste erheitert. »Aber dafür fällt uns dann sicher auch eine Lösung ein«, fügte er hinzu, als er merkte, wie sich einige der Engelsgesichter verdüsterten. »Auf denn!« Er spreizte seine mächtigen schwarzen Flügel und trat auf die Schwelle. »Wißt Ihr, es ist ein gutes Gefühl, wieder eine Aufgabe zu haben! Vielleicht könnte ich Euch dazu bewegen, alle mitzuhelfen. Zum Beispiel, indem Ihr Samen Eurer Lieblingsblumen aussucht und zusammenstellt. Ihr kennt doch sicher das Sprichwort vom Müßiggang und dem Anfang aller Laster?« wagte er vertraulich hinzuzusetzen.
Der Scherz schien ganz gut anzukommen. Einige der älteren Engel lachten sogar in sich hinein.
»Auf Wiedersehen allerseits!« Und er war mit einem großen Satz zwischen den perlmuttfarbenen kleinen Wolken verschwunden.
»Hoffentlich haben wir die richtige Entscheidung getroffen«, sagte Gabriel, der Zweifler.
»Bedenke die Alternative«, bemerkte Uriel. Alle seufzten. Und als sie sich
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