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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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bringen prominente Besucher herbei und ältere Menschen – und nie zuvor sind Pferde so stolz einhergeschritten, nie zuvor haben Geschirr und Kopfschmuck so geglänzt und geschimmert. Danach kommt eine Dampforgel, von Ponys gezogen, um die Militärkapelle zu unterstützen, und direkt dahinter befindet sich die königliche Marschkapelle aus Pluvio-Acida, welche ohne Unterlaß die Nationalhymne ihres Heimatlandes schmettert; glücklicherweise übertönt die Dampforgel dies Schmettern.
    Der Musikkapelle folgen zwei Kutschen der königlichen Familie von Pluvio-Acida, deren Mitglieder nervös die Haltegriffe dieser fremdartigen Fahrzeuge umklammern, wenn sie nicht gerade der Menschenmenge zuwinken.
    Und dann kommt – aaah! – die erste der Kutschen im bräutlichen Gefolge, in denen sich die jungen Adeligen befinden, die Prinz Adolesco begleiten. Hinter ihnen drei offene Zweisitzer, in denen Königin Amorettas Brautjungfern und engste Freundinnen sitzen wie in riesigen Blumenbuketts. Und endlich, endlich erscheint ein großer weißgoldener Landauer wie eine Hochzeitstorte, und darin, hinter dichten Schleiern und Blumengestecken, sitzt die Königin. (So nimmt man zumindest an, denn Königin Amoretta besitzt tatsächlich ein Double.) Sie wird nur von ihrer ältesten Ehrendame und einer reich mit Bändern geschmückten Kinderfrau begleitet, welche einen mindestens ebenso reich mit Bändern geschmückten Prinz Treuherz auf den Knien hält. Die Königin winkt den Menschen freundlich zu – jedoch nicht allzu lebhaft, denn dies ist ein feierlicher Tag.
    Hinter ihr kommt der Grund für die ganze Angelegenheit: ein ganz unglaublich schöner Prinz auf einem hohen schneeweißen Roß, das tänzelt und steigt wie das Streitroß Alexanders des Großen. Die Schönheit des Prinzen ist weniger eine erblickte denn eine erfühlte, weil der Federschmuck auf seinem Helm so umfangreich ist, daß nur hin und wieder das Auge sein Gesicht dahinter erkennen kann. Seine athletische Gestalt und Haltung zu Pferde sind jedoch ausreichende Hinweise auf sein königliches Geblüt.
    Hinter ihm kommt ein Kontingent berittener Palastgarden in Gold und Weiß und Federbüschen, ihre herrlichen Rösser im Gleichschritt, und schließlich eine dritte Kapelle, deren Klänge die Pferde im Schritt halten. Den Abschluß bildet eine Schar preisgekrönter Tiere, geführt von einem mächtigen Bullen, alle im vergangenen Jahr geboren, zusammen mit ihren jungen stolzen Eigentümern.
    Dem Hochzeitszug folgt ein Gemisch aus Straßenmusikanten, Jongleuren und Stelzengehern, und nach einer Weile erscheint, als Schlußpunkt sozusagen, ein höchst schlagkräftiger Trupp weißgolden gekleideter Männer mit Lkws, welche die Aufgabe haben, für die Entfernung all dessen zu sorgen, was infolge der Festivitäten auf den Straßen liegt.
    Und auf der ganzen Länge des Zuges stehen Menschen am Straßenrand, die Luftballons austeilen und steigen lassen und weiße Tauben in die Luft werfen, denen beigebracht worden ist, ein paar hübsche Kreise zu ziehen, ehe sie in ihre heimatlichen Schläge zurückfliegen. Auch Blumengirlanden und Trillerpfeifchen und Konfetti werden verteilt, und dazwischen sieht man immer wieder weibliche und männliche Polizisten in Sonntagsuniform, deren Hauptaufgabe es ist, verlaufene Kinder, die sich zumeist inmitten der Musikanten einer der Kapellen wiederfinden, zu ihren Eltern zurückzubringen.
    Und weil der Prinz unglückseligerweise aus dem Land stammt, welches nun einmal sein Vaterland ist, befinden sich in der Menschenmenge auch etliche betont unauffällige Palastgarden in Zivil, die jedoch an diesem Tag gottlob keinen Grund haben, ihre ganz speziellen Talente zur Schau zu stellen.
    Direkt vor der Kathedrale endet die Parade, dort wo sich ein quadratischer Platz befindet, auf dem dichtes Gras wächst. Hier nimmt der bürgerliche Teil des Hochzeitszuges halbwegs geordnet Aufstellung. Die Kutschen hingegen fahren bis dicht an die Treppe zur Kathedrale heran, um die Passagiere aussteigen zu lassen, die nacheinander das riesige, aber dennoch bereits ziemlich überfüllte Hauptschiff betreten.
    Das Brautgefolge verschwindet zusammen mit der Braut um eine Ecke zum Seitentor, welches in einen breiten Korridor führt, von dem wiederum Türen zu verschiedenen Räumen abgehen; dieser Korridor erlaubt es, eine Prozession vorzubereiten und zu bilden.
    Und hier verlassen wir sie für einen Moment.
    Draußen hat währenddessen die Orgel, ein weithin berühmtes

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