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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Rädern und eine Kloschüssel ohne Deckel. Keine Vorrichtung, um nach Hilfe zu rufen.
    Das brachte ihn auf eine Idee. Er hatte einen rechtmäßigen Anspruch.
    Er rief zögernd. »Schwester.« Keine Antwort, nichts. Dort draußen war niemand. Er hob die Stimme zur äußersten Lautstärke. »Schwester! Schwester! Schwester! Hilfe!«
    Fast im gleichen Augenblick ertönten Schritte, und die Tür wurde geöffnet. Miss Plastik.
    »Schwester, ich muß auf den Topf. Warum wurde der Gips nicht abgenommen? Sie sagten, ich könnte heute aufstehen. Wo ist der Arzt? Weiß er, daß ich Magengeschwüre habe?«
    Sie sah ihn ohne die Spur eines Lächelns an. »Wir brüllen hier nicht so rum, Soldat. Das stört die anderen Patienten, Sie müssen auch an die anderen hier denken.«
    »Also, wie kann ich erreichen, daß mir geholfen wird?«
    »Alle fünfzehn Minuten sieht jemand nach Ihnen, rund um die Uhr. Dann können Sie sagen, was Sie brauchen.«
    Sie brachten die Prozedur mit der Bettpfanne hinter sich, sie befestigte wieder den Knoten, den er gelöst hatte, und sie verschwand.
    Der Morgen zog sich hin. Wie sie gesagt hatte, wurde jede Viertelstunde die Tür geöffnet, und ein Gesicht sah herein. Oft war es die dunkelhaarige Schwester, er ließ sie jedoch in Ruhe bis auf einmal, als er sie fragte, ob der Gips wirklich entfernt würde.
    »Ja, bald. Der Arzt macht gerade die Runde.«
    Die unsichtbaren Insekten hatten sich bis zu einem gewissen Maß beruhigt, so daß er sie fast vergessen konnte, aber statt dessen machte sich immer mehr Schmerzen und Widrigkeiten an seinem ganzen Körper bemerkbar. Schrammen, die er sich irgendwann mal im Kampf zugezogen hatte und an die er sich nur dunkel erinnern konnte, schmerzten. Waren all das Dinge, die die D's von ihm ferngehalten hatten? Er stöhnte und versuchte, sich in eine bequemere Lage zu bringen. Gab es überhaupt einen Arzt an diesem verrückten Ort?
    Gegen Mittag kam der Arzt, und mit ihm Miss Plastik, die sein Mittagessen brachte. Sie stellte das Tablett auf dem Schubladengestell ab, außerhalb seiner Reichweite. Der Arzt war alt, etwa im Alter von Dons Vater. Er war ein Grunz-Typ. Er bearbeitete den Gips mit einer elektrischen Säge. Miss Plastik mußte ihm andauernd irgendwelche Gegenstände reichen; Don tat es gut zu sehen, wie sie den Befehlen folgte, honigsüß.
    »Du hast Glück gehabt, mein Sohn (grunz), viel Glück. Hmm. Ich glaube, ich ziehe diese Fäden jetzt raus, aber (grunz) in den nächsten drei Tagen solltest du noch nicht rumlaufen, verstanden?«
    »Ich kann aber doch wenigstens zur Toilette gehen?«
    »Hmm. Nun gut, ja auf die Toilette von mir aus ... Aber nur dorthin und zurück, verstanden. Hmm. Zum Essen im Bett bleiben.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Und Schwester (grunz), halten Sie ein Auge auf ihn, damit er brav bleibt.“
    »Das machen wir sowieso, Sir.“
    »Dann ist es gut (grunz). Wir haben dir einen Nagel in den Knochen getrieben, mein Sohn, damit du nicht mit einem kürzeren Bein rumlaufen mußt. Wir wollen nicht, daß es locker herumschlabbert (grunz), wir wollen, daß es fest zusammenwächst. Halte es deshalb so ruhig, wie du kannst.«
    »Ja, Sir.“
    »Hmm ... Meine Güte, das sieht ja sehr gut aus. Darf ich ein bißchen naschen?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, fischte sich der Arzt ein kleines Stück von irgendwas von dem Tablett, nickte und ging hinaus. Als sie das Zimmer verließen, rief Don hinterher: »Schwester, ich kann mein Essen nicht erreichen.«
    »Gleich wird jemand reinkommen.«
    Er lag da und beobachtete, wie es kalt wurde. Das Essen hier war schon in heißem Zustand abscheulich genug. In seiner Verzweiflung wälzte er sich auf sein gesundes Knie und schaffte es schließlich, das Bein auf den Boden zu bekommen und sich weit genug vorzubeugen, um das Tablett zu greifen und zu sich herzuziehen, als er zusammenbrach. Mein Gott, wie schwach er war!
    Als er sich gerade wieder aufgerappelt hatte, wurde die Tür geöffnet, und eine unbekannte rothaarige Schwester kam herein.
    »Herrje, wir sind aber auch ungeduldig, was?“
    »Ich bin nicht mit dem verletzten Bein aufgetreten«, sagte er zu seiner Verteidigung.
    »Gut.« Sie sah ihn ernst an. »Sie müssen den Rest Ihrer Tage mit dem leben, was Sie sich jetzt an Schaden zufügen. Der Arzt hat sich große Mühe gegeben. Befolgen Sie also seine Anordnungen.«
    Irgendwie überzeugte ihn das. Die Schwester wareine Person mit Autorität, das spürte er. Er sah ein, daß er sich kindisch benommen hatte.

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