Die Sternenkrone
mit einer Nagelzange ab.
»O nein!«
»O doch!« äffte sie ihn nach. Der Pfleger sah gleichgültig zu, als sie anfing, dann wandte er sich wieder seiner Illustrierten voller Glitzerpracht zu. »Du könntest dir eine Infektion holen, Kumpel«, bemerkte er.
Als die Arbeit beendet war, kam sich Don vor wie eine Katze, der man die Krallen gestutzt, oder wie ein Wolf, dem man die Reißzähne gezogen hat. Mein Gott, was sie alles anstellten, um ihn hilflos zu machen!
Aber das war noch nicht alles. Kurz nachdem die beiden gegangen waren, kam Miss Plastik mit einem Helfer, ebenfalls einem Mestizen, herein, der etwas trug, das Don mit großem Erstaunen als seinen Kleidersack aus dem Truppenlager erkannte. Eine bemerkenswerte Leistung der Armee. Der Sack wurde mit einem Plumps auf den Boden gesetzt, und die kleine Krankenschwester öffnete ihn mit flinken Fingern und begann seinen Inhalt auf dem Boden zu verteilen. Sie filzte ihn regelrecht. Sein Jagdmesser wanderte als erstes in einen großen Plastiksack, den sie mitgebracht hatte. Dann seine Zigaretten, und schließlich öffnete sie seinen Waschbeutel.
»Die können Sie behalten.« Sie zog Zahnpasta und -bürste heraus, schloß den Beutel wieder und ließ ihn in den Plastiksack fallen.
»He, nehmen Sie mir das auch weg? Ich brauche die Sachen.“
»Kein Metall und kein Glas«, sagte sie streng. »Nichts Flüssiges. Und kein hartes Plastik.«
Don pflegte seine Sachen einigermaßen ordentlich zu packen; er hatte eine saubere Uniform und frische Wäsche in Plastiktüten verstaut. Die Sachen wurden beiseite gelegt, und die Tüten fielen der Beschlagnahmung zum Opfer.
»Warum die?«
»Keine Tüten. Es hat Patienten gegeben, die versucht haben, sich damit etwas anzutun.“
»Mit einer Plastiktüte?« Sie antwortete nicht. Er vermutete, sie meinte, daß man sich damit ersticken könnte. Uff – was für eine Art zu sterben. Ein Angstzittern erschütterte ihn. Wurde man hier wirklich zu solchen Verzweiflungstaten getrieben?
»Da fällt mir noch etwas ein. Wo ist meine Uhr?«
»Am Schalter. Zusammen mit ihrer Erkennungsmarke. Sie bekommen Sie beim Verlassen zurück.«
Er fühlte sich nackter denn je, aber ihm wurde wieder schwindelig, und er konnte sich nicht wehren. Diesmal brachte sie ihm eine Schale und sah zu, wie er Flüssigkeit herauswürgte. Dann stopfte sie die übrigen Sachen wieder in den geplünderten Sack, zog ihn zu und ging mit ihrem Plastikbeutel voller Beutegut hinaus.
Er legte sich schwitzend und zitternd zurück. In den Beinen spürte er einen merkwürdigen, nicht zu lokalisierenden Schmerz, den er durch keine Veränderung seiner Lage lindern konnte. Das Jucken setzte wieder ein, und als er mit seinen gestutzten Fingern darüberrieb, wurde es nur noch schlimmer. In seiner Verzweiflung gelang es ihm schließlich, aus dem Bett zu steigen und nach seiner Zahnbürste auf der Fensterbank zu greifen. Als er sich damit kratzte, brachte das eine kleine Erleichterung, aber bald waren die Borsten blutig, und er wußte, daß man ihm die Bürste wegnehmen würde, sobald das jemand entdeckte. Es gab in dem Raum kein anderes Wasser als das in der Kloschüssel, deshalb saugte er die Zahnbürste sauber; beim Geschmack seines Blutes wurde ihm vor Ekel übel.
Auf diese Weise verstrichen die endlosen Stunden, und schließlich war es Zeit für die Medikamentenverteilung. Zusammen mit den Vitamintabletten gab man ihm zwei kleine bräunliche Pillen – die Entzugsmedizin? – und einen kleinen Pappbecher mit einem Magenmittel. Rotköpfchen hatte ihn also nicht vergessen. Er stürzte es gierig hinunter und schluckte die Pillen, wobei er von den wundervollen gelben D-Tabletten träumte, die er so dringend brauchte.
Das Abendessen wurde gebracht und unangetastet wieder hinausgetragen, und dann senkte sich die Nacht herab. Zu seiner Erbitterung weigerten sie sich, die Deckenbeleuchtung auszuschalten. Er wälzte sich hin und her und warf sich herum, und schließlich blieb er mit einem kleinen Kopfkissen auf dem Gesicht liegen.
Und dann setzten die Entzugserscheinungen wirklich ein. Die unergründlichen Schmerzen, die ihn bis dahin gequält hatten, wurden zehnmal so stark: heftige Stiche in den Armen, Beinen, inneren Organen. In seinem Kopf dröhnte es. Sein Mund und seine Augen waren quälend trocken. Und das Hautjucken, das ihm schon so unerträglich vorgekommen war, verlagerte sich in das Innere seiner Glieder, wo er es nicht mehr erreichen konnte. Er wurde von Visionen
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