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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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heimgesucht, in denen Armeen von Termiten mit ihren kitzelnden kleinen Beinchen durch seine Blutgefäße und seine Knochenhöhlen wanderten. Die einzige Erleichterung trat ein, wenn er mit dem entsprechenden Glied heftig zuckte, doch kurze Zeit später wurde es um so schlimmer, und dann mußte er wieder zucken. Er versuchte, sich zu entspannen, aber er konnte sich nicht vor dem inneren Tiergekrabbel retten, und es bestand keine Hoffnung auf Schlaf. Die Lampe schien auf ihn herab, wie er da verdreht und gekrümmt und zuckend in einer Schweißpfütze lag und die Gummiunterlage überall an ihm klebte. Es gab einen Zeitraum, an den ihm jede Erinnerung fehlte; jedenfalls waren die beiden Pfleger hereingekommen und hatten ihn wieder ins Bett verfrachtet. Zu einem anderen Zeitpunkt war die Hitze so unerträglich, daß er aus dem Bett stieg und den Stuhl packte, um ihn durch die matte Scheibe zu schleudern und das Glas des verschlossenen Fensters zu zertrümmern. Seine Schwäche war entsetzlich, aber dennoch gelang ihm ein kräftiger Schlag mit dem Stuhlbein. Aber es handelte sich nicht um normales Glas; der Stuhl prallte ab, ohne eine Spur in der drahtverstärkten Scheibe zu hinterlassen. Weinend vor Wut und Enttäuschung versuchte er es noch einmal, mit dem gleichen Ergebnis, und schließlich taumelte er zurück ins Bett, wo er zitterte und Schweißausbrüche hatte. Seine Nase juckte und lief unaufhörlich. Er hatte nichts anderes, um sie abzuwischen, als seinen Schlafanzug.
    Er erinnerte sich nur an einen einzigen Zeitabschnittder Nacht: Gegen Morgen mußte er in einen Dämmerschlaf gefallen sein, und dann begannen die Alpträume. Das schlimmste war das feststehende Bild vom Innern einer Hütte. Eine Frau lag auf dem Boden zu seinen Füßen, er wollte sie nicht ansehen. Vor seinen Augen hing ein verschwommenes rotes und fleischfarbenes Bündel freischwebend in der Luft. Vor allem wollte er das auf keinen Fall ansehen; er hatte das Gefühl, wenn er es klar sehen würde, müßte er sterben. Er erwachte unter Zuckungen, am ganzen Körper bebend.
    Das Tageslicht brachte eine kleine Erleichterung, aber nicht viel. Er weinte jetzt ununterbrochen und würgte. Er hatte den Versuch aufgegeben, sich nicht zu beschmutzen. Das Bett war vollkommen durchnäßt. Seine Knochen hatten sich in einen Termitenbau aus Gallerte verwandelt, und die Schmerzen nagten an ihm und stachen ihn. Einmal dachte er, daß das Schlimmste überstanden sei, aber bald darauf setzte das qualvolle knochentiefe Jucken wieder ein, und er lag hilflos zuckend da, ohne Ruhe finden zu können.
    Die Zeit verstrich in dumpfer Folter. Fremde Menschen blickten auf ihn herab, redeten unverständliches Zeug und taten Dinge, die ihm nicht halfen. Einige Male kam ihm zu Bewußtsein, daß er tobte und brüllte, aber er hatte keine Ahnung, was er sagte und zu wem. Die Medikamente wurden verabreicht, und sofort würgte er alle wieder heraus. Das Essen wurde gebracht und wieder weggetragen; manchmal erbrach er sich auf das Tablett in seinem Bett.
    Das Brechen wurde durch einen unbeherrschten Durchfall abgelöst. Am Anfang versuchte er, aus dem Bett zu kommen und es bis zur Toilette zu schaffen, aber er war so schwach, daß es ihm nicht gelang, dann lag er am Boden in seinem Kot, bis das nächstemal jemand in sein Zimmer kam.
    Die Fensterscheibe wurde dunkler, und die Nacht verstärkte alle Symptome. Zu einem Zeitpunkt wurde ihm bewußt, daß seine Handgelenke und Fußknöchel an den Bettstangen festgebunden waren, und er brüllte seinen Protest hinaus, bis seine ausgedörrte Kehle nichts mehr hergab. Neben dem Bett stand eine Infusionsvorrichtung: ein Gesicht schalt ihn, weil er die Nadel herausgerissen hatte.
    Erst gegen Morgen fiel er in einen Erschöpfungsschlummer, und prompt setzten die Alpträume wieder ein. Er gehörte zu einem Spähtrupp und jagte eine Gruppe von Gués. Der Mann neben ihm fiel unter Schreien. Er hielt einen Flammenwerfer an ein strohgedecktes Dach, das Dach fing Feuer und ging in lodernden Flammen auf. Und ständig verfolgte ihn die unbewegte Szene im Innern der Hütte mit der auf dem Rücken liegenden Frau. Inzwischen hatte er herausgefunden, daß sie am Bauch verletzt war. Er versuchte, das undeutliche Bündel, das vor seinen Augen schwebte, nicht anzusehen, aber Einzelheiten an ihm wurden deutlicher; ein heller Punkt ragte aus ihm heraus, und etwas stach von unten drauf zu. Außerdem schien es zu zappeln und zu brüllen. Er wachte schreiend auf und

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