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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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eingesetzt, und noch von ein paar anderen Dingen waren Erinnerungsblitze geblieben. Teilansichten von weiblichem Fleisch, lautes Schreien und etwas, das ihm besonders unangenehm war – er wollte jetzt nicht daran denken.
    Dann kamen jedenfalls die grünen Tiefschlaf-Pillen, und danach träumte man nicht mehr. Das Problem war nur, daß die Männer über ihren Gewehren bei Patrouillen einnickten. Daraufhin wurden allgemein die D's, Durchhalte-Pillen, ausgegeben. Das ergab die ideale Kombination.
    Aber Entzug? Entzug, bevor man nach Hause ging? Niemand hatte ihnen davon ein Sterbenswörtchen gesagt. Er hatte angenommen, daß sie noch ein anderes Zaubermittelchen auf Lager hätten, daß das Ganze auf die sanfte Art auslief. Nun, es würde schon alles irgendwie gut werden. Es mußte, dachte er, während er wegdämmerte. Niemand könnte etwas so Brutales tun.
    Er wachte auf, als jemand ein Tablett vor ihn hinschob. »Schonkost.«
    Als er versuchte, das Zeug zu essen, ging es ihm nicht so gut. Die Wirkung der Pille ließ nach. Wahrscheinlich hatte man ihm nicht genug gegeben, seit er hier war, so daß der Spiegel in seinem Blut gesunken war.
    Eine andere Schwester hatte jetzt Dienst, eine ältere, dunkelhaarige Frau. Sie brachte ihm ohne Kommentar eine D, als er danach verlangte.
    »Sie beginnen morgen mit dem Entzug, das wissen Sie ja«, sagte sie zu ihm. Aber sie machte einen netteren Eindruck, eher so, als ob sie sich Sorgen um ihn machte. »Was ist daran so Aufregendes? Ist es so schlimm?«
    »N-un ... wie lange nehmen Sie schon das Zeug? Ein Jahr?«
    »Ungefähr.«
    »Wir bekommen jetzt erst so nach und nach Langzeiter wie Sie herein.“
    »Was geschieht dabei?« hakte er beharrlich nach. Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ein Entzug ist immer schlimm. Sie müssen Ihren Körper dazu bringen, die Chemikalien wieder selbst zu produzieren. Man kann nur radikal vorgehen; wenn man versuchte, es langsam einzuschränken, wäre das so, als würde man einen Hund den Schwanz Zentimeter um Zentimeter anstatt auf einmal abschneiden, um ihm etwas Gutes zu tun. Aber manche verkraften es wie einen heftigen Windstoß. Die meisten, denken Sie daran!«
    Er hatte keine Angst. Aber er dachte immer noch darüber nach. »Ich dachte, sie hätten noch irgendein Mittel für uns in petto. Schließlich haben sie uns an das Zeug gebracht.«
    »Wollen Sie damit sagen, es wurde Ihnen befohlen, es zu nehmen?«
    »Nein, das nicht ... aber es wurde einem eindringlich nahegelegt. Denn ... denn es gab bestimmte Dinge ...« Er hatte keine Lust mehr zu reden, sondern wollte lieber das durch die D-Pille hervorgerufene Wohlgefühl genießen.
    »Es gibt Slobactin. Das hilft. Man wird es Ihnen geben.«
    »Danke«, sagte er, schon halb weggetreten. Sie entfernte sich.
    Er legte sich zurück und sah sich beiläufig um. Der Raum schien einmal Teil eines herrschaftlichen Hauses gewesen zu sein – vielleicht ein Ballsaal. Außer seinem standen noch ein paar andere Betten darin – viel zu weit auseinander, als daß eine Unterhaltung möglich gewesen wäre. Ein Bett wurde hereingerollt, um das herum viel Getue gemacht wurde – ein Neuankömmling direkt aus dem Operationssaal, seinem Eindruck nach. Dies war offenbar eine Art Durchgangsstation. Wenn er den Kopf anhob, konnte er die Türen mit Metallgittern sehen, die in Flure führten, die vermutlich von der Armee angebaut worden waren. Zwei muskulös aussehende männliche Pfleger oder Sanitäter saßen an Schreibtischen und überwachten die Dinge. Es war sehr friedlich; das erstemal seit langem, daß er keine Schüsse hörte.
    Es wurde Schlafenszeit, und die hübsche kleine blonde Schwester kam, um die Beleuchtung zu dämpfen und Tabletten zu verteilen. Die Kapseln in Gelb und Rosa, die sie ihm gab, taugten gar nichts. »Schwester, ich möchte meine Armee-Schlaftablette. Meine TL.« TL bedeutete traumlos.
    »Diese hier ist genauso wirkungsvoll«, sagte sie ungerührt.
    Er bezweifelte das stark. »Ich möchte meine übliche TL. Sie steht mir zu. Es ist noch heute.«
    »Ihnen steht überhaupt keine bestimmte Medizin zu, Soldat. Es steht Ihnen zu, daß wir Sie heilen, und nichts anderes tun wir.«
    Ihre Stimme hatte einen unangenehm scharfen Klang, und ihr Lächeln war reines Plastik.
    »Aber das ist nicht fair! Die TL's sind für ... für besondere Anlässe.« Er konnte ihr nicht von seinen Träumen erzählen. »Bitte. Kann ich meine heute abend haben? Es ist immer noch heute.«
    »Sie haben Ihre Schlaftablette

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