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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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bekommen. Jetzt beruhigen Sie sich, und schlafen Sie, Sie stören die anderen Patienten!«
    »Ich werde alle anderen am Schlafen hindern, wenn Sie mir nicht die richtige geben.«
    »Versuchen Sie das nicht, Soldat!« Sie lächelte zu dem Gitter hin, wo die beiden kräftigen Pfleger saßen und ihn aufmerksam beobachteten. Dann ging sie weg.
    Er lehnte sich zurück und kochte innerlich. Er hatte sagen wollen, daß er im Traum brüllen würde. Nun, sie würden es schon merken.
    »Wenn du es mit ihr versaust, ist das dein Ende«, sagte der Soldat im Bett nebenan, das von seinem durch einen gekachelten Pflanzentrog getrennt war.
    »Aber sie hat doch gesagt ...«
    »Dein Ende«, wiederholte der Mann.
    Zu seiner Überraschung döste er ein, und er träumte nur harmlose Episoden mit seinem alten Hund.
    Er wachte mitten in der Nacht auf und spürte, wie ein Messer unter den Rippen in ihm herumwühlte. Seine alten Magengeschwüre. Er hatte sie fast vergessen, denn seit seiner ersten TL-Tablette hatte er sie nicht mehr gespürt. Und er hatte noch ein anderes Problem, ein Kribbeln unter dem Gipsverband. Eine Wanze oder so etwas mußte darunter geraten sein und vollführte ihren Spektakel. Er hämmerte darauf herum, ohne etwas zu bewirken, und rief schließlich nach der Schwester. Miss Plastik erschien mit einer Taschenlampe. »Psst! Was gibt's, Soldat?«
    »Ich habe Magenschmerzen. Ich brauche ein Antisäuremittel.« Sie machte sich eine Notiz auf den Klemmblock. »Ich werde es dem Arzt sagen. Vielleicht wird er Ihnen morgen früh etwas verschreiben.«
    »Morgen früh? Herrje, ich brauche es sofort, ich habe das Gefühl, daß mein Magen durchbricht.«
    »Es tut mir leid, ich darf keine Medikation anordnen. Aber ich sorge dafür, daß sich der Arzt gleich als erstes um Sie kümmert. Das verspreche ich.« Zuckerpüppchen-Lächeln.
    »Aber ein Mittel gegen Magensäure ist doch kein verschreibungspflichtiges Präparat, kein Medikament. Man kann doch alle möglichen Produkte tonnenweise frei über den Ladentisch kaufen. Sie müssen doch irgend etwas in der Art hier haben. Ich habe Schmerzen.«
    »Alles bis auf Ihre Mahlzeiten fällt unter die Medikation, Soldat.« Sie knipste die Lampe aus.
    »Warten Sie! Meinen Sie diesen Scheiß ernst?«
    »Benützen Sie nicht so unflätige Worte.«
    »Also gut, aber warten Sie noch eine Minute ... Unter meinem Verband ist Ungeziefer. Ein Insekt. Ich spüre, wie es herumkrabbelt.«
    Mit geübter Hand schlug sie die Decke zurück und untersuchte den oberen Rand des Gipsverbandes, indem sie ihn mit der Lampe beleuchtete.
    »Es gibt kein Ungeziefer. Beruhigen Sie sich, die Tierchen werden schon wieder verschwinden.«
    »Aber ich spüre sie doch! Sie beißen. Könnten Sie nicht wenigstens das Zeug aufschneiden, damit ich mich kratzen kann? Sie sagten, der Gips käme sowieso morgen runter.« Es hatte keinen Sinn, das sah er deutlich. »Haben Sie nichts, das sie daruntersprühen könnten? Ein Ungeziefer-Vernichtungsmittel?« fragte er schwach.
    »Es tut mir leid, Soldat. Es gibt keine Insekten, es ist nichts unter dem Gips. Sie bilden sich das alles nur ein. So, jetzt sind wir aber brav und schlafen ... Oder wollen Sie Ärger machen? Hier liegen Männer, die wesentlich schlimmer dran sind als Sie, wissen Sie!«
    Er blickte in der düsteren Beleuchtung zu ihr auf, zu dem lebenden Beweis, daß ein hübsches Mädchen von einem Meter sechzig ein Monster sein kann.
    »Wenn Sie mir meine TL geben würden, könnte ich schlafen. Es ist noch nicht morgen!« Seine Stimme war schrill vor Aufregung. Sie antwortete nicht, sondern knipste nur die Lampe aus und ging weg.
    Er beobachtete, wie sie die Patienten in den anderen Betten auf ihrem Weg hinaus überprüfte. Zwei Männer wurden dadurch wach, schrien kurz auf und schlugen um sich. Wußte sie nicht, daß auf diese Weise geweckt zu werden ein Verhängnis bedeuten konnte? Wußte sie denn gar nichts?
    »Ganz ruhig, Soldat«, hörte er sie sagen. Dann war sie fort.
    Er legte sich zurück und spürte, wie ihn die angeblich nicht vorhandenen Insekten wie verrückt kribbelten. Die Krabbelbeine eines dieser Mistviecher kitzelten ihn genau an der empfindlichsten Stelle, in der Kniekehle. Verdammt! Er unternahm wild entschlossen den Versuch, den Gips an den Bettstangen zu zerbrechen, schaffte es aber nicht. Dann erinnerte er sich an etwas.
    In einer Geschichte, die er gelesen hatte, waren solche >Insekten< ein Begleiterscheinen, wenn man Drogen absetzte, das bedeutete ein

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