Die Sternenkrone
gekehrt blieb, begannen George und June, an ihrer Entscheidung zu zweifeln. Nun scheint es, als hätte sich ihr Einsatz doch gelohnt.
Kevin geht schweigend zum Ausstieg, die Standardausrüstung für einen Planeten mit gemäßigtem Waldklima in der Hand. Sein schleppender Schritt ist meilenweit von dem Temperament des früheren Kevin entfernt, der aus jeder Luke hinausspähte und aufgeregte Vermutungen mit Clare austauschte, und der Junes Testerergebnisse kaum abwarten konnte. Aber auch meilenweit entfernt von dem Kevin der vergangenen Wochen, der zusammengesunken und ohne seine Umgebung eines Blickes zu würdigen, die letzten sieben Landungen hat über sich ergehen lassen. June gibt das ersehnte Signal. Die Luft ist einwandfrei. »Optimaler Sauerstoffgehalt.«
George öffnet die Ausstiegsluke und fährt die Rampe aus. Auf der verbrannten Lichtung ist inzwischen auch die letzte Glut vom Schaum erstickt worden. Sie beobachten, wie Kevin mit stoischem Gesicht die Rampe hinuntergeht. Wie schmerzlich muß er Clares leichten Schritt neben sich vermissen! Clare, die inzwischen nur noch ein eiskalter Körper in der Kühlkammer des Schiffes ist.
»Ich komme nach, sobald ich das Schiff gesichert habe«, ruft George hinter ihm her. Kevin wird Hilfe brauchen, und wenn es nur zum Tragen gesammelter Proben ist. George will ihm auf keinen Fall in die Quere kommen. Daß Kevin überhaupt von sich aus ins Freie gegangen ist, zählt mehr als alles andere.
»Tu das«, erwidert Kevin fast unhörbar.
Als George dann selbst die Rampe hinunter in die frische angenehme Luft dieses fremden Planeten schreitet, ist Kevin nirgends zu entdecken. Wie sie schon vom Raumschiff aus gesehen haben, ähnelt dieser Landeplatz dem auf der anderen Seite des Planeten. Offenbar hat der Planet nur einen einzigen Kontinent, auf dem sich dasselbe ökologische Muster überall hin verbreitet hat. George entdeckt einige Arten Bäume, die sie schon einmal gesehen haben.
Kevin hat eine Aschespur hinterlassen, die vom Landeplatz aus einen Hügel hinunterführt. Das Raumschiff ist in der Nähe des Quellgebiets eines großen Flußbeckens gelandet. Deshalb werden sie vorschriftsgemäß versuchen, den Hauptwasserlauf zu finden und sich an seinem Ufer entlangarbeiten. Kevin ist wahrscheinlich sofort losmarschiert, diesen Wasserlauf zu suchen.
George geht weiter. Er ärgert sich, Kevin nicht dazu aufgefordert zu haben, sein Sprechfunkgerät in Bereitschaft zu halten. Die Bäume stehen dicht beieinander, und es ist dunkel. George ruft ein paar Mal: »Hallo!« in der Hoffnung, daß Kevin es hört, und schaltet dann die Lampe ein, um Kevins Spur besser finden zu können.
In diesem Augenblick überfällt ihn ein außergewöhnliches Gefühl – als ob eine federleichte Berührung seine Gedanken streifte. Er kümmert sich nicht weiter darum, sondern bemüht sich, Kevins Spur nicht zu verlieren. Das ist gar nicht so einfach. Kevin hat die Gewohnheiten eines Pfadfinders. Die Tatsache, daß George den Schein von Kevins Stirnlampe nicht sieht, hat nichts zu bedeuten. Der jüngere Mann kann hervorragend in der Dunkelheit sehen, er ist oft zu nächtlichen Exkursionen eingeteilt worden. George hingegen kommt so langsam voran, daß er es bald aufgibt und das Sprechfunkgerät einschaltet.
»Kevin, ich kann dich nicht finden! Bitte, antworte!«
Keine Antwort. Er erwägt, in die Richtung zu gehen, in der er Kevin vermutet. Da spürt er wieder die federleichte Berührung. Dieses Mal weiß er sofort, was es bedeutet. Ein Telepath hat sich in seine Gedanken eingeschlichen. George war auf Alkab 9 und hat die dort lebende telepathische Rasse mit ihrem hitzigen, übellaunigen Temperament kennengelernt. Er hat die Erfahrungen, die er dort gemacht hat, nicht vergessen. Er dreht die Lautstärke seines Sprechfunkgerätes hoch.
»Kevin, melde dich! Hier ist George. Es gibt Schwierigkeiten. Bitte, antworte sofort!«
Wieder keine Antwort. Beim Weitergehen erlebt George einen Moment völliger Verwirrung. Als das Gefühl vorbei ist, merkt er, daß er etwa neunzig Grad von seinem ursprünglichen Weg abgewichen ist und nun zum Flußbecken hinuntergeht, in eine Richtung parallel zum Wasserlauf.
Er schüttelt den Kopf, läßt seine Gedanken verschwimmen, wie er es gelernt hat, und setzt seinen Weg den Hügel hinunter fort. Was mischt sich da in seine Gedanken ein? Eine so starke telepathische Verbindung setzt enorme Kräfte voraus. Bis jetzt haben sie auf diesem Planeten jedoch weder Anzeichen
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