Die Sternenkrone
ziehen es vor, einzeln oder zu zweit im Gestrüpp ihr Glück zu versuchen. Das Schwein quiekt.
Aber der Fahrer macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Er ruft: »San Izquierda! San Izquierda!«und der Bus fährt mit großer Geschwindigkeit los. Die Leute hämmern gegen die Türen und brüllen ihn an, daß er halten soll. Don steht jetzt neben ihm und greift zur Notbremse, aber sie bewirkt nichts. Er stellt den Fuß auf die Bremse, aber der Fahrer stößt ihn weg und versucht, ihn mit einem Schlag abzuwehren. Don schlägt zurück. Der Bus schlingert an eine Haltestelle, die Leute strömen hinaus, einschließlich des Jungen auf Krücken. In letzter Minute brüllt der Fahrer etwas und hechtet nach den anderen zur Tür; Don bleibt allein im Bus zurück.
Keuchend setzt er sich auf den Fahrersitz und überlegt. Jetzt hat er wirklich ein Transportmittel – er kann dieses Gefährt wenden und der Kolonne folgen, bis er kein Benzin mehr hat.
Vor ihm ist gleich eine Kreuzung. Aber als er genauer hinsieht, stellt er fest, daß sie verstopft ist: in erster Linie durch eine Viehherde, und dann durch eine Anzahl von zivil aussehenden Autos, die offenbar darauf warten, daß die Kühe den Weg freigeben. Saubere, teuer aussehende Wagen mit Fahnen auf den Kotflügeln. Sogar die Begleitjeeps sind strahlend sauber und haben auch kleine Fähnchen. Allem Anschein nach macht hier eine hochkarätige Gesellschaft einen Ausflug. Sie scheinen das Gué-Kampfflugzeug hinter ihm nicht bemerkt zu haben. Ehrwürdige ältere Zivilisten und Generäle in ihrem Putz in Begleitung ihrer Damen sind ausgestiegen, blicken sich in der Umgebung um und sehen auf San Izquierda hinab, das direkt unter ihnen liegen muß. Zu Dons Verblüffung ziehen einige der Männer Fotoapparate heraus und fangen an zu knipsen. Touristen! Herr im Himmel! denkt Don.
Doch dann berichtigt er sich. Das sind keine Touristen – das sind, das sind solche Männer mit ihrem behaglichen Leben, von denen er geträumt hat, diejenigen, die vor ihren großen strategischen Karten sitzen, Linien einzeichnen und ihre Untergebenen kleine Soldaten und Fähnchen verschieben lassen.
Ohne nachzudenken, hat er noch eine KZ geknackt. Ohne nachzudenken, hat er den Bus in Bewegung gesetzt.
Automatisch öffnet er die Haken der beiden Granaten und entsichert sie. Mit übertriebener Sorgfalt bricht er mit dem Gewehrkolben die Windschutzscheibe heraus, dann dreht er das Gewehr um, so daß der Lauf nach draußen zeigt.
Die Männer vor ihm steigen wieder in ihre Autos, alle dicht beisammen.
Gut so.
Die Front, die Guévaristas verblassen, entschwinden in der Ferne. Sein Fuß tritt aufs Gaspedal, der alte Bus braust los. Schneller, noch schneller. Don sitzt halb in der Hocke, sein Gewehr ist durch den glaslosen Frontrahmen gerichtet. Mit dem Fuß steht er auf dem Gaspedal, mit dem Ellbogen lenkt er, und so legt er auf sein Ziel an.
Noch schneller prescht der Bus jetzt vor, genau auf sie zu. Die Granaten ticken. Der erste Schuß löst sich aus seinem Gewehr und findet sein Ziel. Weitere folgen. Schreie.
– Und Don Still, den Fuß auf dem Gaspedal bei seiner Himmelfahrt, feuert, feuert, feuert – endlich hat er seinen Feind vor Augen.
Originaltitel: >Yanqui Doodle«
Copyright © 1987 by the Estate of Alice B. Sheldon
Erstmals veröffentlicht in:
>lsaac Asimov's Science Fiction Magazine<, Juli 1987
Copyright © 1989 der deutschen Übersetzung
by Wilhelm Heyne Verlag, München
Aus dem Amerikanischen Übersetzt von Irene Bonhorst
Komm, leb mit mir
(Come Live With Me)
Es ist nicht das erste Mal, daß ich Feuer sehe.
Vor vier Wachstumsperioden kam eine Trockenheit über die Gegend, und ein schrecklich heißer Wind wehte über die Bäume oben am Bach. Ihm folgten übelriechende Wolken, von unten her beleuchtet von einem unheilvollen roten Schein. Das Wasser, das über die Felsen hinab in meinen Tümpel fließt, wurde warm. Und dann erschien das furchtbare Feuer, zuerst in den Baumwipfeln, dann im Unterholz. Prasselnd und brüllend setzte es mit einem Sprung über meinen Bach. An beiden Uferbänken stürzten die Bäume berstend in den lodernden Flammen nieder.
Ich war starr vor Angst. Ich preßte mich flach ins Bachbett und schaute durch das Wasser nach oben in den Flammenwirbel. Würde es so kochend heiß werden, daß ich darin umkam? Ich konnte mich nur ducken und abwarten. Einige meiner Gehilfen hatten bei mir Zuflucht gesucht. Ich spürte, daß mehrere andere verletzt waren,
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