Die Sternenlegion - Angriff der Cyborgs: Roman (German Edition)
Der schrille Klang der Bootsmannspfeife überraschte sie beide, ebenso wie der Anblick der Marines des Schiffes, die eine Ehrenformation bildeten, und der Offizier, der ihnen entgegenkam, um sie zu begrüßen. Er trug Paradeuniform, die Brust voll Orden, die man ihm im ersten Hudathanischen Krieg verliehen hatte, und einen sorgfältig gestutzten Bart. Seine blauen Augen funkelten aus tiefen Augenhöhlen. Er überlegte, ob er eine Ehrenbezeigung machen sollte, streckte ihr aber stattdessen die Hand entgegen. »Commander Tom Duncan, Ma’am. Willkommen an Bord.«
Obwohl Harmon formal den Befehl über den Einsatz und das Schiff hatte, nahm sie die zweite Hälfte ihrer Aufgabe nicht sehr ernst, noch hatte sie sich die Zeit genommen, über die Traditionen der Navy nachzulesen. So schüttelte sie Duncan die Hand und nickte pflichtschuldig, als er ihr die restlichen Offiziere des Schiffes vorstellte, und fragte sich, weshalb Chien-Chu es für richtig gehalten hatte, ihr einen Spezialisten für Publicrelations zuzuteilen, ganz zu schweigen von seiner vierköpfigen Holocrew.
Als dann die Vorstellungen abgeschlossen waren, verlas Harmon die vorgestanzte »Ich-übernehme-das-Kommando«-Rede, die Duncan ihr reichte, schummelte sich durch eine oberflächliche Inspektion des Schiffes und seufzte vor Erleichterung, als man sie zu guter Letzt in ihre Privatgemächer gebracht und dort alleine gelassen hatte. Sie waren geräumig und gut eingerichtet. Ein wenig zu viel Holz und Messing für Harmons Geschmack, aber angemessen spartanisch. Ihr Gepäck war bereits hierher gebracht worden und stand jetzt mitten auf dem mit Teppichboden ausgelegten Deck. Sie entdeckte eine Bar und lud Duncan mit einer Handbewegung ein. »Also, Commander, wie wär’s mit einem Schluck? Vorausgesetzt natürlich, dass die Bar gefüllt ist.«
Duncan lächelte und ging zu der Bar hinüber. Er war wegen Harmon besorgt gewesen und hatte seine Besorgnis auch noch nicht ganz abgelegt, fühlte sich aber ermutigt. »Danke … ich bin augenblicklich im Dienst, aber etwas Alkoholfreies wäre nicht schlecht. Was darf ich Ihnen anbieten?«
Harmon ließ sich in einen Sessel fallen und stellte fest, dass er ihr zu weich war. »Bin ich im Dienst?«
Duncan knackte eine Dose mit Limonade und goss ihren Inhalt in ein Glas mit Eiswürfeln. »Der Kapitän eines Schiffes der Navy ist immer im Dienst … darf aber dennoch einen Drink nehmen.«
Harmon lachte. »Dann einen Gin Tonic … zur Feier der Tatsache, dass ich auf dem Weg durch die Atmosphäre mein Essen bei mir behalten habe.«
Duncan runzelte die Stirn. »Fähnrich Hajin hält sich für einen Spitzenpiloten. Hat er sich hinreißen lassen?«
Harmon schüttelte den Kopf. »Nein, er hat seine Sache sehr gut gemacht. Ich werde nur leicht luftkrank, sonst nichts.«
Duncan brachte ihr den Gin Tonic. »Also, darüber brauchen Sie sich jetzt keine Sorgen mehr zu machen. Sie sind jetzt im Weltraum … und wegen atmosphärischer Störungen brauchen wir uns keine grauen Haare wachsen zu lassen, bis wir den Orbit um ASX41 verlassen.«
Harmon nippte an ihrem Drink. Er schmeckte sehr gut. »Wie steht es mit der Crew … wissen die über unseren Einsatz Bescheid? «
Duncan schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hatte Anweisung, so lange dichtzuhalten, bis Sie an Bord sind. Deshalb war Hajin so überrascht, als er erfuhr, dass sein Passagier unser kommandierender Offizier ist. Die haben sich natürlich alle Gedanken gemacht … wer würde das nicht, wenn man bedenkt, wie man das Schiff konfiguriert hat.«
Harmon drückte sich das kühle Glas an die Wange, wurde sich dann bewusst, was sie tat, und nahm es wieder weg. »Darüber sollten wir jetzt sprechen. Wie ist Ihnen dabei zumute, unter einer Zivilistin arbeiten zu müssen?«
Duncan sah Harmon an und versuchte sich eine Vorstellung von ihrer Persönlichkeit zu machen. Wie direkt durfte er sein? Was konnte er sich leisten? Und war es wirklich wichtig? Im Gegensatz zu den meisten Offizieren seiner Altersstufe war er im letzten Krieg von ganz unten die Karriereleiter hochgeklettert. Man hatte ihn zum Lieutenant befördert, weil er seinen schwer beschädigten Zerstörer in den Hafen gebracht hatte, nachdem sämtliche Offiziere gefallen waren. Dann waren weitere Beförderungen hinzugekommen, bis der Krieg schließlich zu Ende gegangen war, worauf man ihn vorzeitig pensioniert hatte, damit jüngere Offiziere eine Chance bekamen. Und aus all den Gründen scherte er sich einen Dreck um
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