Die Sternenlegion - Angriff der Cyborgs: Roman (German Edition)
ihm einen unerwarteten Vorteil, der eine Zeit lang durchaus funktionieren konnte. Aber genauso gut konnte er auch ausfallen und damit den Cyborg verletzbar machen. Nicht dass sie mit derartigem Glück rechnen konnte.
Gerade noch hatte O’Neal gestanden, jetzt lag sie auf dem Betonboden und blickte in das ausdrucksleere Gesicht des anderen Legionärs. Sie hatte ihn zu nahe an sich herangelassen und büßte das jetzt. Seine Stimme ließ seine Befriedigung erkennen. »Oh, du meine Güte … anscheinend hat sich der Sergeant getäuscht. Vielleicht muss sie sich doch von solchen wie mir anöden lassen. Stimmt’s etwa nicht, Sarge?«
O’Neal war immer noch damit beschäftigt, sich hochzurappeln, als ihre Analoge angriffen. Weasel hatte sich bereits um Cassidys Beine geschlungen, als die Waffenplattformen den Trooper II von beiden Seiten trafen und die Lederschwingen seinen Kopf angriffen. Zum Glück waren ihre Waffen gesichert gewesen, sonst hätten sie den Cyborg, der ihren Führungsoffizier angegriffen hatte, möglicherweise getötet. So benötigte er nur umfangreichere Reparaturarbeiten und wurde wegen Angriffs auf einen Unteroffizier zur Meldung gebracht, was allerdings dazu führte, dass die restlichen Cyborgs O’Neal künftig schnitten. Und so fügte sich O’Neal nicht etwa in die Kompanie ein, wie sie das gehofft hatte, sondern fand sich isoliert und alleine. Nun ja, ganz alleine nicht, denn ihre symbiotischen Mitkrieger brauchten sie mehr denn je. O’Neal hatte keine andere Wahl, als sich nach innen zu kehren, mit den Analogen zu arbeiten und sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Anscheinend gab es Dinge, die sich nie änderten.
Rior Tollo-Sa war eines der drei überlebenden Mitglieder von Dolchkommando Sechs, einer Eliteeinheit, die speziell dafür ausgebildet war, vor Angriffen aus dem Weltraum die feindlichen Linien zu durchdringen. Aber ebenso gut hätte Tollo-Sa der einzige Überlebende sein können, denn die beiden anderen waren nicht nur über fünfhundert Quadrat-Landeinheiten von Algerons Oberfläche verteilt, sondern hatten auch strikte Anweisung, sich gegenseitig zu ignorieren.
Die Landekapsel hatte perfekt funktioniert. Ihre Keramikhaut war planmäßig verbrannt, anschließend hatten sorgfältig platzierte Explosivstoffe das ganze Gerät innerhalb der Atmosphäre in kleine Stücke gesprengt. Als Nächstes kam der freie Fall, gefolgt von einem langen Sturz ins Leere und schließlich der Ruck des Fallschirms Nummer eins, der Tollo-Sa den Eindruck vermittelte, seine Wirbelsäule müsste brechen.
Zuerst hatte er sich gut gefühlt, wie er über den Hügeln dahinschwebte und der Oberfläche entgegenfiel. Aber dann war irgendetwas schrecklich schief gegangen. Der Stoff über seinem Kopf war in sich zusammengesunken und hatte ihn wie einen Stein abstürzen lassen. Der Soldat hatte seinen ganzen Mut und jeden Funken Disziplin zusammennehmen müssen, den man ihm während der monatelangen Ausbildung eingebläut hatte, um den Hauptschirm abzuwerfen und zu warten, bis er frei war, ehe er den Reserveschirm betätigte. Er schrie, als ihm der Boden entgegenraste, um ihn zu töten, schrie, als Chemikalien sein Gehirn überfluteten, und schrie, als der Wind ihm den Schrei aus dem Mund riss.
Aber dann war der Hauptschirm weg, ein Signalton quäkte in seinem Helm, und Tollo-Sa war frei, konnte den Reservering ziehen. Was dann folgte, ging so schnell, dass er Mühe hatte, sich daran zu erinnern. Ein harter Ruck, als Schirm Nummer zwei sich öffnete, ein kurzer Eindruck von einer militärischen Anlage unter ihm und gleich darauf der Aufprall auf dem steinharten Boden.
Einen Augenblick lang war alles schwarz geworden, bis er vor Schmerz brüllend wieder aufgewacht war, erkannt hatte, was er da tat, und sich auf die Zunge gebissen hatte. Der Feind konnte ihn hören, das wusste er, aber nie, niemals hatte er solchen Schmerz wie jetzt empfunden. Ihm kam es vor, als hätte ihm jemand eine rot glühende Eisenstange ins linke Bein gerammt. Tollo-Sa blickte nach unten, sah die weißen Knochensplitter, wusste, dass er blutete, und tastete nach dem Erste-Hilfe-Päckchen an seinem Gürtel.
Er brauchte nur wenige Augenblicke, den Injektor zu ertasten, ihn aus der Gürteltasche zu zerren und ihn gegen den linken Schenkel zu klatschen. Er zuckte zusammen, als das Gerät eine Kombination aus Schmerzstiller und Stimulans durch die Poren seiner Haut jagte, schloss, dass dieser Schmerz absolut nichts im Vergleich mit dem
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