Die Sternenlegion - Angriff der Cyborgs: Roman (German Edition)
sandte eine mentale Bestätigung, und die Lichter verloschen.
Servos summten leise, als er zum Bett hinüberstapfte, den leichten Atem seiner Frau registrierte und zur Tür ging. Ihre Stimme hielt ihn auf. Sie klang schläfrig. »Sergi?«
»Ja, Liebes?«
»Sei vorsichtig.«
Chien-Chu empfand die Gefühle, die ein Lächeln begleiteten, und spürte, wie Lippen aus Plastfleisch sich als Reaktion darauf nach oben schoben. »Ja, Liebes, ich werde vorsichtig sein.«
Es hatte kaum Sinn, sich die Zeit für ein Frühstück zu nehmen, das er nicht zu essen brauchte, und umgezogen hatte er sich schon am Abend zuvor, deshalb ging der Industrielle gleich zur Tür. Die Wohnung war großzügig dimensioniert, aber alles andere als protzig und befand sich in einem Gebäude, in dem etwa hundert Freiberufler der oberen Mittelklasse wohnten, die ihn alle für Madam Chien-Chus Chauffeur und Butler hielten. Eine hübsche Legende, die Nola und ihm half, ihr mühsam erkämpftes Privatleben zu schützen.
Die Tür sah ihn kommen, überprüfte seine Identität und schob sich vor ihm auf. Der Flur war großzügig und elegant ausgestattet, mit einem dicken Teppich, Spiegeln in vergoldeten Rahmen und einem reich verzierten Tisch, der überhaupt keinen Zweck erfüllte. Vom Haushaltscomputer angefordert, wartete der Lift bereits auf ihn und öffnete sich jetzt, um ihn einzulassen. Er trat ein und stellte fest, dass bereits eine Mitbewohnerin des Gebäudes, eine Richterin namens Margaret Bretnor, in der Kabine stand. Sie nickte auf die Art, wie man Bedienstete und Lebewesen niedrigeren Standes begrüßt. »Guten Morgen, James.«
Chien-Chu erinnerte sich daran, wie dieselbe Frau sein früheres, mächtigeres Ich vor zwei Jahren auf einer Party umschmeichelt hatte, und nickte zurück. »Guten Morgen, Richterin Bretnor. Sie strahlen heute Morgen von innen heraus.«
Bretnors alterndes Gesicht hellte sich auf. »Oh, vielen Dank, James, ich benutze eine neue Hautcreme. Vielleicht erklärt es das.«
Die Liftkabine kam kaum spürbar zum Stillstand. Chien-Chu lächelte. »Selbstverständlich, Ma’am. Ich wünsche einen angenehmen Tag.« Bretnor entschwebte mit der Liftkabine und fühlte sich besser als seit vielen Wochen, eilte zur Arbeit und fällte ein paar der mildesten Urteile, die Verteidiger je erlebt hatten.
Chien-Chu blieb in der Eingangshalle stehen und musterte sich im Spiegel. Sein neues Ich wirkte auf geradezu absurde Weise jung, vielleicht fünfundzwanzig, und war auf eine Art und Weise schlank, wie das sein stattlicher Körper nie gewesen war. Kurz gestutztes blondes Haar, blaue Augen und ein hölzern hübsches Gesicht vervollständigten das Bild. Eine gewaltige Veränderung gegenüber dem Körper, der ihm den Dienst versagt hatte. Seine chinesisch-russischen Vorfahren wären entsetzt gewesen.
Der Industrielle schüttelte angewidert den Kopf. Nicht jeder wollte wieder jung aussehen, und Chien-Chu Enterprises arbeitete an reiferen und ethnisch korrekteren Modellen. Er würde Nola bitten, dass man ihm einen Prototyp zur Verfügung stellte, sobald die Arbeiten so weit gediehen waren.
Die prunkvolle Lobby war wie üblich leer, und die Tür sprang ihm aus dem Weg. Draußen auf der Straße reihte Chien-Chu sich in das dichte Gedränge von Leuten ein, die zur Arbeit eilten. Die meisten nahmen den Industriellen als das, was er zu sein schien, aber einige wenige erkannten ihn als Cyborg und scheuten zurück.
Im Gegensatz zu humanoiden Androiden, von denen viele menschlich aussahen , aber, um Missverständnisse zu vermeiden, ein großes, auf die Stirn geprägtes A tragen mussten, galten zivile Cyborgs als Vernunftwesen und mussten daher keine spezielle Markierung tragen. Und da Zivil-Cyborgs ein neues Phänomen waren, machten sich manche Leute die Mühe, sie aus ihrer Umgebung herauszupicken und ihnen dann das gleiche Maß an Hass und Abneigung entgegenzubringen, das sonst Aliens vorbehalten war. Hauptsächlich weil Zivil-Cyborgs meistens wohlhabend waren und man sie deshalb für habgierig und unehrlich hielt. Das war eine der vielen Herausforderungen, mit denen sich der arme, alte Anguar auseinander setzen musste.
Chien-Chu ließ sich von der Menge in das Labyrinth von Tunnels tragen, die die antike Stadt Los Angeles durchzogen. Er vergewisserte sich schnell, dass er pünktlich war, ebenso wie sein Zug. Er traf mit einem Zischen verdrängter Luft ein, kam lautlos zum Stillstand und schwebte über den Gleisen. Chien-Chu stieg ein, fand
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