Die Sternseherin
ist mir eine Ehre, Sie und Ihre Begleiterin«, er warf einen fragenden Blick in ihre Richtung, »begrüßen zu dürfen.«
Sie widerstand der Versuchung, seine Gedanken zu ergründen, reagierte aber sofort, als der Vampir seinerseits probierte, in die ihren einzudringen. Blitzschnell verstärkte sie ihre Schutzschilde und registrierte erfreut, wie sich die Augenbrauen ihres Gegenübers für eine Sekunde zusammenzogen.
Asher verstärkte den Druck seiner Hand. »Wir sind gekommen, um unsere Aufwartung zu machen, wie es sich geziemt.«
Der Vampir lachte. »Besuche dieser Art sind es wert, dass ich unsere irische Dependance übernommen habe.« Der Akzent verriet seine Herkunft. Er stammte aus dem tiefsten Süden der USA. Nachdem er mit den Fingern geschnippt hatte, erschien ein weiterer Vampir. »Drinks für meine Gäste!« Sekunden später standen zwei Gläser vor den beiden. Misstrauisch schnupperte Estelle an ihrem Getränk, der Vampir lachte dröhnend. »Keine Sorge, das ist Champagner. Wenn du etwas anderes möchtest ...«
»Vielen Dank«, antwortete Asher an ihrer Stelle und hob sein Glas, dessen Inhalt niemand mit Cassis verwechselt hätte.
Ihr Gastgeber nahm selbst einen Schluck und fragte mit einer Stimme, die seine vorangegangene formale Höflichkeit Lügen strafte: »Was wollt ihr in Dublin?«
Asher sah ihn ruhig an. »Wie Sie zweifellos wissen, begleitet mich heute eine Vertreterin der Lichtelfen.« Er beugte sich vor und gab seiner Stimme einen vertraulichen Ton. »Meine Freundin hatte Lust einzukaufen und da sie noch nie das Book of Kells gesehen hat, fiel unsere Wahl auf Eure Stadt.« Der Vampir schien nicht überzeugt und Asher fuhr fort: »Ich hatte anderweitig Geschäfte zu tätigen, ein Bekannter unserer Familie war so freundlich, sie zu begleiten.« Damit, so hoffte er, war Julens Anwesenheit ausreichend erklärt.
»Wir leben in einem freien Land.« Er sah nicht danach aus, als begrüße er dies. »Sollte es allerdings Schwierigkeiten geben, kann ich für eure Sicherheit nicht garantieren!« Er stand auf. Offenbar war die Audienz beendet und Asher verabschiedete sich trotz des deutlichen Affronts überaus höflich. Estelle wurde völlig ignoriert. Draußen wollte sie ihn fragen, was eigentlich gerade geschehen war, aber er zischte: »Nicht jetzt!«
Sie kehrten an ihren Platz zurück und beobachteten wortlos die anderen Gäste. Es war offensichtlich, dass dieser Club den Anspruch erhob, nur die einflussreichsten Personen zu unterhalten. Das hatte erfahrungsgemäß nicht unbedingt einen guten Einfluss auf die Stimmung und deshalb erhielten auch solche Gäste Einlass, die sich im Ruhm der Adligen und Reichen sonnen wollten, vorausgesetzt, sie sahen überdurchschnittlich gut aus. Estelle hatte den Verdacht, dass sie beide aus völlig anderen Beweggründen vorgelassen worden waren.
Etwa eine halbe Stunde später sagte Asher: »Sternchen, sollen wir weiterziehen?«
Sie konnte sich ein Lachen über diesen Kosenamen kaum verkneifen und stand auf. »Gerne.«
Draußen griff er sofort ihre Hand und zog sie in eine dunkle Gasse. »Was denkst du, was du hier tust?« Estelles eben noch gute Laune drohte umzuschlagen.
Mach einfach mit. Und schon küsste er sie. Anfangs war sie überzeugt, bei irgendeiner Farce mitzuspielen, die er offenbar für erforderlich hielt, um einem heimlichen Beobachter zu beweisen, dass sie tatsächlich seine Freundin war. Doch schnell war ihr das gleichgültig und sie öffnete hungrig ihre Lippen, um so viel wie möglich von ihm zu spüren. Asher presste sie mit seinem Körper an die Mauer. Im Rücken spürte Estelle kalte Ziegel, von vorn die unverkennbare Hitze eines erregten Mannes. Seine Hände schienen überall zu sein, ihre Nerven flatterten unter seinen Berührungen. Auf einmal wurde sie von starken Händen hochgehoben, die ihren Hintern kneteten. Haltsuchend schlang sie ihre Beine um seine Taille, während ihre Finger mit den Knöpfen seines Hemdes kämpften. »Langsam, Sternchen!« Asher Stimme klang dunkel vor Leidenschaft. Er küsste sie, löste dann aber behutsam ihre Beine, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen spürte. »Hast du gerne Publikum?«, hauchte er in ihren Mund. Und als sie ihren Kopf schüttelte, fuhr er fort: »Ich auch nicht. Warte, ich habe eine Idee!« Schon spürte Estelle das inzwischen vertraute Gefühl der Schwerelosigkeit und fand sich wenig später in einem spartanisch eingerichteten Schlafzimmer wieder. Das Bett allerdings war
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