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Die Sternseherin

Titel: Die Sternseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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meinst, Menschen werden ermordet!«
    Das war keine Frage gewesen und Asher sagte schließlich: »Das will ich nicht bestreiten. Der Rat hat schon vor langer Zeit verboten, mehr als nur ein paar wenige Schlucke von Sterblichen zu trinken, und dies auch nur in Notsituationen oder wenn die Spende freiwillig gegeben wird. Gelegentlich aber verlieren besonders junge Vampire die Beherrschung, obwohl die Strafe dafür ebenso hoch ist wie für das gewaltsame Transformieren.« Er verschwieg, dass ein solcher Kontrollverlust bei Dunkelelfen ungleich bedrohlicher war. »Beides wird vom Rat mit dem Tod geahndet.«
    Estelle zog den Morgenmantel enger um ihren Körper. »Wer vollstreckt diese Urteile?«, fragte sie leise und kannte doch schon seine Antwort.
    »Vengadore sind dafür zuständig.«
    »Kieran.«
    Er hätte ihr gestehen müssen, dass er selbst ebenfalls mehrere Jahrhunderte lang für den Rat getötet hatte, sogar immer noch als einer der Besten in diesem Metier galt. Aber Asher brachte es einfach nicht fertig, die Wahrheit zuzugeben, und wechselte schnell das Thema. »George vertritt die Interessen des Rates in ganz Irland, das macht ihn zu einem mächtigen Statthalter. Leider ist er unberechenbar und die Gerüchte um einen Aufstand der Streuner haben ihn nervös gemacht.«
    »Du kannst ihn nicht leiden!« Estelle war erstaunt, wie klar sie seine Gedanken lesen konnte. Er schien tatsächlich auch außerhalb des Bettes keine Geheimnisse vor ihr haben zu wollen.
    »Das beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Deshalb war es mir auch so wichtig, dich vorzustellen. Wenn er zufällig mitbekommen hätte, dass wir uns kennen, wärst du in Dublin nicht mehr sicher gewesen. Jetzt weiß er, dass du unter meinem Schutz stehst, und wird sich jeden Schritt zweimal überlegen.«
    Sie dachte, dass Asher sehr einflussreich sein musste, wenn dieser George ihn respektierte. Auch Julen hatte sich ihm gegenüber bisher erstaunlich diplomatisch verhalten, dabei wusste er nicht einmal etwas von seiner kriegerischen Verwandtschaft. »Wenn George mir nichts tun kann, warum sind wir dann in New York, in einem Apartment, in dem jedes Möbelstück Kierans Handschrift trägt und das«, sie schnupperte, »nach dem Parfüm meiner Schwester duftet? Sag jetzt bitte nicht: ›Weil die Stadt niemals schläft‹!«
    Da war wieder dieses Grübchen, er hatte immerhin den Anstand, verlegen zu blicken. »Ich dachte, es wäre nett, etwas mehr Zeit zu haben.«
    »Du hast von Anfang an vorgehabt, mich zu verführen!« Sie war nicht sicher, ob sie dies als Kompliment auffassen sollte.
    »Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, kann ich an nichts anderes mehr denken.«
    »Als an Sex?«
    »Nein!« Asher schaute sie entrüstet an, dann wechselte sein Gesichtsausdruck und er griff nach ihren Händen. »Natürlich habe ich auch daran gedacht. Hätte ich das nicht getan, wäre ich kein Mann. Aber Estelle, kannst du es nicht auch fühlen? Es ist mehr als eine erotische Anziehung, mehr als die gemeinsame Nacht – uns verbindet etwas Unbeschreibliches.« Meine Güte, da hatte er viele Hundert Jahre gelebt und reichlich Gelegenheit gehabt, die einschlägige Weltliteratur zu studieren, und nun kam er bei ein paar freundlichen Worten ins Stocken. »Wir sind Seelenpartner!« Er klang ebenso erschrocken, wie sie sich fühlte.
    Diese Worte aus seinem Mund hörten sich fast wie eine Drohung an, und Estelle bekam Angst vor dem, was sie in seinen Augen sah. Dominanz war da zu lesen, Sehnsucht vielleicht und gleichzeitig eine finstere Entschlossenheit, aber keine Spur von Liebe. »Ich lasse mir vom Schicksal nicht vorschreiben, wen ich zu lieben habe. Diese selbstgefälligen Göttinnen haben sich in der Vergangenheit oft genug geirrt.« Ihre Stimme schnitt tief ins eigene Herz, als sie aufstand. »Du weißt doch, was man sich erzählt. Feen sind leicht zu haben, und eine Feentochter, glaube mir, braucht man auch nicht mit falschen Versprechungen ins Bett zu locken. Wie du siehst, habe ich auch ohne großes Kino mit dir geschlafen. Und jetzt bring mich zurück!«
    Asher hätte sich ohrfeigen können. Wo blieb nur seine Selbstbeherrschung, auf die er immer so stolz gewesen war? Wo waren Geduld und diplomatisches Geschick, die ihn zu einem erfolgreichen Vengador gemacht hatten? Seine wertvollsten Eigenschaften schienen bei der ersten Berührung mit der Feentochter in die Brüche gegangen zu sein. In Estelles Nähe funktionierten nur noch seine Instinkte und von denen auch eher die

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