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Die Sternseherin

Titel: Die Sternseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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gesehen, dass sie uns rausschmeißen wollte? Das scheint hier ein Laden mit Stil zu sein, da bedient man nur gut gekleidete Leute.« Damit schien das Thema für sie erledigt zu sein. Estelle schlug die Karte auf und verharrte plötzlich in der Bewegung. »Du kannst doch – ich meine, kannst du eigentlich essen oder nur ...«, sie machte ein schlürfendes Geräusch, hielt sich dann aber schnell die Hand vor den Mund und sah sich besorgt um. »Entschuldige!«
    Asher musste lachen. »Du isst und ich sehe dir zu. Später ...«, er machte das Geräusch nach und ihre Augen wurden ganz groß. »Keine Sorge, ich hatte an einen völlig harmlosen Drink gedacht.«
    »Keine ›Bloody Estelle‹?«
    »Nichts dergleichen, ich schwöre!« Genau in diesem Moment wehte ihr unvergleichliches Aroma zu ihm herüber und seine Kiefer begannen zu prickeln. Auf einmal war er sich nicht mehr so sicher, das Versprechen halten zu können. Er täte gut daran, vor einem gemeinsamen Ausflug in die Nacht noch etwas Nahrhaftes zu sich zu nehmen. Ob ein einfacher Imbiss allerdings gegen seine überwältigende Lust helfen würde, wagte er zu bezweifeln. Nimm sie dir! Eine diabolische Stimme, die aus seinem Unterbewusstsein aufgestiegen zu sein schien und ihm in letzter Zeit häufiger unerwünschte Ratschläge erteilte, verlangte, dieses leichtfertig gegebene Versprechen zu ignorieren. Asher ließ sich nicht gern etwas vorschreiben. Schon gar nicht von irgendwelchen Stimmen. Kaum hatte sich dieser Gedanke formuliert, verlegte sich der Quälgeist in seinem Inneren aufs Bitten. Er fuhr sich durchs Haar, als könne er seine Sehnsucht, Estelle zu besitzen, damit fortwischen. Sie gehört dir!, flüsterte es in ihm und am liebsten hätte er seinem Verlangen nachgegeben. Doch dann dachte er an die Warnung seiner Geschwister, nichts zu überstürzen, und riss sich zusammen. Estelle brauchte Zeit, schließlich hatte sie gerade erst erfahren, wer er wirklich war.
    Vorerst begnügte er sich also mit dem angebotenen Glas Champagner und erfreute sich an dem Anblick, der sich ihm bot. Diese Fee verstand augenscheinlich etwas von Genuss. Das Dressing des Salats hinterließ mit jedem Bissen weiße Perlen auf ihren vollen Lippen, die sich öffneten, um einer mit Gemüse beladenen Gabel Einlass zu gewähren. Wann hatte er sich zuletzt gewünscht, grüner Spargel zu sein? Das war doch lächerlich! Sein Körper schien diese Meinung nicht zu teilen und er rutschte unruhig auf der Bank hin und her. Zum Abschluss bestellte die Feentochter einen Espresso, schaufelte mehrere Löffel Zucker hinein und trank das schwarze Gebräu in einem Zug. »Der Kaffee ist immer das Beste an so einem Essen!«
    Asher bezweifelte dies. Sie hatte fast jeden Bissen mit einem euphorischen Seufzen begleitet und schließlich auch noch von seinem Gericht genascht, das er bestellt hatte, um keine unwillkommene Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er konnte sich, weiß Gott, ein besseres Finale vorstellen und war ausnahmsweise einer Meinung mit seiner inneren Stimme. Ganz Kavalier bestand er darauf, die Rechnung zu begleichen, und ging zur Bar.
    Als der Vampir an ihren Tisch zurückkehrte, hätte Estelle auffallen können, dass seine Augen unnatürlich glitzerten, aber sie war damit beschäftigt, die Tüten zu durchsuchen, bis sie sich schließlich erleichtert zurücklehnte. »Ich dachte schon, der Verkäufer hätte vergessen, das Hemd einzupacken«, erklärte sie.
    »Welches von den mindestens zwanzig Hemden, die du ausgesucht hast, meinst du?«
    »Jedes einzelne hätte einen dramatischen Verlust bedeutet«, lachte sie und stand auf. Folgsam trug Asher die Tüten hinter ihr her und erntete von manch einem der männlichen Gäste mitfühlende Blicke. Plötzlich fühlte er sich diesen Sterblichen auf eigenartige Weise verbunden; wenn sie auch das Ausmaß seiner Qualen nicht erahnen konnten, tat ihm ihre offensichtliche Anteilnahme gut.
    Erleichtert warf er wenig später seine teure Last auf das Bett in Estelles Schlafzimmer. Es gab wahrlich bessere Möglichkeiten das bequem aussehende Möbel zu nutzen, aber wenn er die Dinge wieder überstürzte, wie vorhin mit dem Versuch sie zu küssen, würde er nie ihr Vertrauen gewinnen und ihr die Furcht nehmen können. Die Frauen heutzutage waren verrückt. Wie konnten sie einen nahezu fremden Mann in ihr Schlafzimmer lassen und darauf vertrauen, er würde sich beherrschen? Das Ziehen zwischen seinen Beinen verursachte Schmerzen, die einem Alpha-Vampir unwürdig

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