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Die Sternseherin

Titel: Die Sternseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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waren. Für Estelle aber wollte Asher auch das ertragen. Selbst wenn er nicht durch den Türspalt gesehen hätte, wie die Fee ihr rabenschwarzes Haar hochsteckte und auf ihn zukam, hätte er gewusst, dass sie sich näherte. Er konnte jede ihrer Bewegungen so genau spüren, als läge seine Hand auf ihrer Taille. Schnell beugte er sich über die Einkäufe und tat, als suche er Kleidung für den Abend heraus, um die Erregung zu verbergen, die erneut von ihm Besitz ergriffen hatte, als er ihren elegant geschwungenen Nacken erblickt hatte.
    »Ich dusche nur schnell!«, damit zog sie die Tür hinter sich zu und ließ Asher mit seinen Fantasien alleine. Jetzt war eine gute Gelegenheit, seine Blutlust ein zweites Mal zu stillen. Der kleine Schluck, den er der Kellnerin in einer dunklen Kammer des Restaurants geraubt hatte, war längst vergessen. Dieser Gedanke reichte aus und er fand sich in seinem Zimmer wieder. Dort riss er die Kühlschranktür so vehement auf, dass sie aus den Angeln sprang. Bevor er den Inhalt eines kompletten Beutels hinunterstürzte, machte er sich nicht einmal die Mühe das Blut aufzuwärmen. Danach spülte er mit leichtem Bedauern den köstlichen Geschmack mit einer Kräuterlösung aus seinem Mund und war rechtzeitig zurück, um seine Badefee erhitzt und nach einem exotischen Parfum duftend aus dem Schlafzimmer kommen zu sehen. »Der Nächste bitte!« Asher ließ sich nicht zweimal bitten. Kaltes Wasser schien angebracht, wenn auch wenig Erfolg versprechend. Selbst verborgene Seen in der Antarktis hätten die Flammen, die in ihm loderten, nicht löschen können.
    Estelle hatte ihre Strümpfe vergessen und schlich zurück, um sie zu holen. Da sah sie, dass Asher die Badezimmertür nicht richtig geschlossen hatte. Dieser Versuchung konnte sie einfach nicht widerstehen. Neugierig spähte sie durch den Spalt und verwünschte die Duschkabine, die an den interessanten Stellen mit geeisten Scheiben ausgestattet war. Doch was sie sah, gefielt ihr ausgesprochen gut und bestätigte ihre Vermutung. Warum sie allerdings so sicher gewesen war, dass sich unter dem schlabberigen Pullover des Bibliothekars ein perfekt durchtrainierter Körper verbarg, konnte sie sich nicht erklären.
    Asher drehte den Wasserhahn ab und sah einen Schatten an der Tür. »Das neugierige Kätzchen!«, dachte er erfreut und trat hoffnungsvoll aus der Dusche. Estelle schnappte nach Luft, griff nach ihren Strümpfen und floh ins Wohnzimmer. Dort zog sie hastig das sündhaft teure Kleid an, das sie vorhin gekauft hatte, während Asher in einer Umkleidekabine mit den Tücken moderner Herrenbekleidung kämpfte. Sie focht ihren eigenen Kampf mit dem Reißverschluss aus, als sie hinter sich ein Räuspern hörte. Da lehnte er in der Tür, nur mit einem Handtuch bekleidet, die Haare vom Frottieren in alle Richtungen abstehend. Das war mehr, als sie verkraften konnte. Dieses einseitige Grinsen ließ ihren Puls an Stellen schlagen, an denen kein Arzt ihn jemals gemessen hatte. »Kann ich helfen?«
    »Nein! Ja! Doch, dieser verflixte Reißverschluss klemmt!«
    Langsam stieß er sich vom Türrahmen ab und kam näher. Mehr Barbar als Mann. Estelle fühlte sich wie eine junge Antilope, die vor Angst starr und unfähig war, vor dem Leoparden zu fliehen. Stattdessen bewunderte sie das Spiel seiner Muskeln unter der leicht gebräunten Haut. Sollten Vampire nicht totenbleich sein? Unwillkürlich beschleunigte sich ihr Atem und sie sah zu ihm auf. Estelle war in diesem Moment überzeugt, wenn er versuchen sollte, sie zu küssen, würde sie es ihm gestatten – und alles andere auch. Schließlich stand er so dicht vor ihr, dass sie von seinem Duft eingehüllt wurde. Er roch nach herben Hölzern, nach Wildnis und nach Mann. Ein Tropfen löste sich aus seinem feuchten Haar, seine Lippen glänzten und ihr war deutlich bewusst, dass sich nur ein Handtuch und ihr dünnes Kleid zwischen ihren Körpern befand. »Dreh dich um!« Der Befehl kam unerwartet, doch sie befolgte ihn prompt. Oh, liebe Göttin, was kam jetzt?
    Die Wärme seiner Hände überraschte sie, Vampire waren für sie immer eiskalte Geschöpfe gewesen, seine Sanftheit aber jagte ihr köstliche Schauer über ihren Rücken. Behutsam zog er den Reißverschluss hoch und seine Hände verweilten einen Moment länger als notwendig an ihrem Nacken.
    »Das war schon alles, bitte schön.« Dieses Spiel konnten auch zwei spielen.
    Als Estelle sich umsah, verschwand Asher gerade im Schlafzimmer, und sie hätte

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