Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
Craig etwas mit dem Mord an Rebecca Meredith oder dem Anschlag auf Kieran Connolly zu tun hatte. »Wir wissen nicht –«, begann er, doch da klingelte sein Handy.
    Nachdem Kieran es endlich geschafft hatte, die beiden Hunde den Marktplatz hinauf bis zu Tavies Haus zu zerren, stellte er fest, dass sie nicht da war. Aber sie hatte ihm eine Nachricht auf der kleinen Schiefertafel in der Küche hinterlassen: Sie sei einkaufen gegangen, um ein paar Sachen fürs Abendessen zu besorgen.
    »Geht euch hinlegen, alle beide«, befahl Kieran den Hunden. Sie taten wie ihnen geheißen und trollten sich, als hätten sie ein schlechtes Gewissen. Finn jedoch hechelte und zitterte immer noch, und Kierans Herz pochte noch von dem Schock, seinen sonst so freundlichen und ruhigen Hund plötzlich so durchdrehen zu sehen. Als er sein Handy aus der Tasche zog, um Superintendent Kincaid anzurufen, merkte er, dass seine Hände zitterten, so wie damals im Irak, wenn seine Einheit in Kampfhandlungen verwickelt worden war.
    Er schloss die Augen und holte tief Luft, und als Kincaid sich meldete, bemühte er sich, ihm eine klare Schilderung des Vorfalls zu liefern. »Es war nicht wegen Freddie«, sagte er. »Beide Hunde haben gestern ein paar Stunden mit ihm verbracht, und da waren sie ganz ruhig. Es war der andere Mann. Ich habe Finn noch nie so erlebt. Ich dachte echt, er beißt dem Typen den Kopf ab.«
    »Und Sie haben ihn ganz bestimmt nicht erkannt?«
    »Nein. Hab den Kerl noch nie gesehen«, sagte Kieran.
    Doch nachdem er das Gespräch beendet hatte, schien sein Verstand ihm einen Streich spielen zu wollen – kleine Erinnerungsfetzen flogen vorüber wie Geister, die sich einfach nicht fassen ließen.
    Er schüttelte den Kopf, aber davon wurde ihm nur schwindlig.
    Tee. Tee würde helfen, dachte er. Doch anstatt das Wasser aufzusetzen, ging er spontan den Hundekuchen holen. Er kämpfte gegen das Karussell in seinem Kopf an, während er mit der Dose ins Wohnzimmer ging und sich zu den Hunden kniete, sie lobte, während er ihnen ihre Belohnung gab. Er hatte Finn angeschrien, dabei hatte Finn doch nur versucht –
    Kieran ließ sich so hart auf sein Hinterteil fallen, dass der Boden erzitterte. Ihn zu beschützen. Finn hatte versucht, ihn zu beschützen.
    Aber warum sollte Finn – Moment. Kieran streckte die Hand aus, berührte das dunkle Fell des Hundes, das jetzt warm vom Feuer war, als ob der Körperkontakt ihm die Antwort bringen könnte.
    Eine Erinnerung … Irgendetwas war ihm bekannt vorgekommen … Das Bild flackerte am Rand seines Bewusstseins, und dann wurden die verschwommenen Umrisse plötzlich schärfer …
    Der Mann am Flussufer, in der Abenddämmerung … Hatte Kieran Freddies Begleiter dort gesehen? Aber Finn hätte doch jemanden, den sie nur aus der Entfernung gesehen hatten, nicht als Bedrohung empfunden …
    » O Gott«, flüsterte Kieran, als ihn die Erkenntnis traf wie ein Schlag.
    Es war nicht der Anblick, es war der Geruch gewesen, den Finn wiedererkannt hatte. Der ihm so einen panischen Schrecken eingejagt hatte.
    Als Kieran und Finn die Stelle entdeckt hatten, wo Becca getötet worden war, da war er auch dort gewesen, nahe genug, um von Finn gewittert zu werden.
    Und später, als er ganz dicht an den Schuppen herangerudert war, um seinen Molotowcocktail zu werfen, da hatte Finn, wie Kieran sich erinnerte, den Kopf gehoben, mit geweiteten Nasenlöchern, nur einen Augenblick, bevor die Flasche durchs Fenster geflogen war. Sowohl das Fenster als auch die Tür waren offen gewesen, damit die Lösungsmitteldämpfe abziehen konnten.
    Es war nicht der Klang von Stimmen gewesen, der Finn an jenem Abend alarmiert hatte. Der Wind hatte flussabwärts geweht. Nein, Finn hatte die Witterung dieses Mistkerls aufgenommen.
    Und heute Abend – heute Abend hatte Finn diesen Geruch mit Kierans Angst damals am Flussufer in Verbindung gebracht und mit dem Schrecken des Feuers.
    Kierans Hand flatterte immer noch, als er wieder nach dem Telefon griff.
    Dann hielt er inne, und seine Finger auf dem Tastenfeld erlahmten. Da war noch etwas anderes.
    Er schloss die Augen und versuchte, sich das Gesicht des Mannes ins Gedächtnis zu rufen, wie er es zum ersten Mal gesehen hatte, in dem Moment, als er hinter Freddie aus dem Red Lion getreten war.
    Doch was Kieran vor dem schwarzen Hintergrund seiner Lider erblickte, war nicht die Szene vor dem Red Lion, es war ein Foto. Und auf diesem Foto sah er eine jüngere Version dieses Gesichts,

Weitere Kostenlose Bücher