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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Angus Craig Ihnen angetan hatte?«
    Chris schüttelte heftig den Kopf. »Um Gottes willen, nein. Das habe ich nie einem Menschen erzählt. Ich hatte damals nur Anzeige erstattet, weil ein Constable aus meinem Revier mich weinend und blutend vor dem Hotel gefunden hatte und ich ja irgendetwas sagen musste. Es war das Beste, was ich unter den Umständen tun konnte. Oh –« Ihr Atem stockte, als die Erkenntnis sie traf. » O Gott. Wenn ich es Jenny erzählt hätte, dann wäre sie nie mit ihm gegangen – Hat es sich so abgespielt? Ich weiß, dass sie in ihrer Wohnung ermordet wurde. Hat sie – Hat sie ihn auf einen Drink heraufgebeten?«
    »Was ist mit Rebecca, Mrs. Abbott?«, fragte Gemma. »Sie waren seit dem Studium befreundet. Hat sie nicht gezählt? Wenn Sie es ihr erzählt hätten, dann hätte sie an dem Abend, als sie vergewaltigt wurde, niemals Craigs Angebot angenommen, sie nach Hause zu fahren. Und jetzt ist sie auch tot.«
    »Warum hätte ich es Becca erzählen sollen? Sie war nun wirklich nicht die Freundin, an die man sich wendet, wenn man sich ausheulen will. Und außerdem hätte ich nie im Traum gedacht, dass sie genauso dumm sein würde wie ich. Becca hatte doch immer alles hundertprozentig im Griff.«
    Gemma fragte sich, was die Ursache von Abbotts Bitterkeit war, einer so tief sitzenden Bitterkeit, dass sie nicht einmal ein gutes Wort über ihre ermordete Freundin über die Lippen brachte. »Und am Freitagabend«, sagte sie, »wie hat sie da reagiert, als Sie ihr sagten, dass Sie nicht mitmachen würden?«
    »Sie war stinkwütend. Aber Becca hatte ja auch schon immer erwartet, dass sich alles dem unterzuordnen hatte, was sie wollte.«
    Gemma hatte eine plötzliche Ahnung. Sie warf sie aus wie einen Köder, um zu sehen, was sie damit fangen würde. »Ist sie deswegen am Samstag noch einmal zu Ihnen gekommen? Um noch einmal zu versuchen, Sie zu überreden?«
    Abbotts Miene wurde schlagartig verschlossen. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Ach, ich bitte Sie, Mrs. Abbott.« Gemma wusste jetzt, dass sie richtig gelegen hatte, und sie würde sich nicht abwimmeln lassen. »Wollen Sie, dass wir die Nachbarn fragen? Das ist eine kleine Straße hier, und ich bin sicher, dass jeder über jeden Bescheid weiß.
    Rebecca hatte ihren Wagen in London gelassen, nachdem sie sich am Freitag mit Ihnen getroffen hatte. Als sie am Samstagnachmittag zurückkam, um ihn zu holen, ist sie hierhergefahren, nicht wahr?« Gemma warf einen Blick zum Fenster, als ob sie überlegte, wie die Nachbarn einzuschätzen waren. »Was glauben Sie, wie viele Leute sich an ihren Wagen erinnern werden? Und an Rebecca? Sie war nicht gerade eine Frau, die man leicht übersieht. Haben Sie sich an der Tür gestritten?«
    Nach einer langen Pause zuckte Abbott mit den Achseln, eine Geste, die wohl gleichgültig wirken sollte. Gemma war sich sicher, dass sie zu dem Schluss gekommen war, lieber keine Nachbarschaftsbefragung zu riskieren, durch die sie als Lügnerin entlarvt werden könnte. »Na und? Dann war sie eben hier. Sie hat versucht, uns unter Druck zu setzen, wenn Sie es genau wissen wollen. Ross sagte ihr, sie solle sich zum Teufel scheren. Sie war schon immer gemein zu ihm gewesen, also würde ich sagen, dass sie es nicht besser verdient hatte.«
    Als ob sie plötzlich gemerkt hätte, wie gehässig sie sich anhörte, fuhr Abbott sich mit der Hand übers Gesicht und sagte: »Verstehen Sie mich nicht falsch – ich will damit nicht sagen, dass es mir nicht leidtut, dass Becca tot ist. Ich war am Boden zerstört, als ich es hörte. Das waren wir beide. Aber es hat nichts mit uns zu tun, und mir ist nicht klar, warum Sie damit überhaupt zu mir kommen.« Sie stand auf. »Nachdem Craig tot ist, spielt es sowieso alles keine Rolle mehr. Und mir reicht es jetzt.«
    Als ob die Bekräftigung der Tatsache, dass Craig tot war, ihr Mut gegeben hätte, fuhr sie fort: »Wie ich bereits sagte, ich muss meine Kinder abholen. Ihre Zeit ist um.«
    Gemma sah Melody an, und sie wusste, dass sie beide dasselbe dachten. » DCI Abbott«, sagte sie, »woher wissen Sie eigentlich, dass Angus Craig tot ist?«
    »Mrs. Craigs Hund?«, fragte Kincaid und starrte Imogen Bell an. »Verdammt – den Hund hatte ich völlig vergessen. Er muss sich irgendwie während des Feuers befreit haben.«
    DC Bell war verwirrt. »Während des Feuers? Der Nachbar sagt, er habe den Hund – es ist ein kleiner Whippet – gegen Mitternacht frei herumlaufen sehen. Er wollte

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