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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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hielt.
    »Na klar doch.« Abbotts Augen zuckten von Kincaid zu Kieran und zurück, doch er konnte sie unmöglich beide die ganze Zeit im Blick behalten. »Und ich bin der Weihnachtsmann. Er« – er wies mit der Pistole auf Kieran – »hat mich gesehen. Am Fluss. Er kommt hier nicht mehr lebend raus. Und Sie auch nicht.«
    Freddies Stimme ertönte hinter Kincaids Rücken. »Was ist mit mir, Ross? Willst du deinen alten Freund auch erschießen?«
    Ein rascher Blick verriet Kincaid, dass Doug hinter Freddie getreten war und seine Brille wieder aufgesetzt hatte. Kincaid fluchte leise. Es ging jetzt nur noch um Schadensbegrenzung. Wie viele von ihnen könnte Abbott niederschießen, ehe es jemandem gelang, ihm die Waffe zu entreißen?
    Kincaid versuchte, seine Stimme ruhig zu halten. Es hatte offensichtlich keinen Sinn mehr, irgendwelche Tricks und Täuschungsmanöver zu versuchen, aber vielleicht könnte er Abbott einfach niederreden. »Seien Sie doch kein Idiot, Mann. Ihre Frau weiß alles und wir auch. Wenn Sie noch jemanden verletzen, machen Sie alles nur noch schlimmer für sich selbst und Ihre Familie.«
    Ross ignorierte ihn; er hatte seine Aufmerksamkeit jetzt Freddie zugewandt. »Du bist ein Arschloch, Freddie Atterton. Du hast mich immer schon angekotzt mit deinem arroganten Geschwätz von wegen ›die Crew geht vor‹. Das war ja gut und schön für dich, weil du besser warst als wir alle. Hast du gedacht, ich wüsste nicht, wie du hinter meinem Rücken über mich gelästert hast?« Ross grinste und bleckte die Zähne. »Seit fünfzehn Jahren will ich es dir heimzahlen, und jetzt wird es mir das größte Vergnügen sein, dich auch zu erschießen.«
    Er hielt die Pistole ruhig – und sie war jetzt auf Freddie gerichtet.
    Kincaid spannte alle Muskeln an und versuchte zu berechnen, wie schnell er bei Ross sein könnte – während er betete, dass Freddie ihn noch einen Moment länger ablenken würde.
    Aber es war Kieran, der das Wort ergriff. »Wieso reden Sie von Craig und der Frau von diesem Schwein? Er hat Becca umgebracht, weil sie die Wahrheit über ihn kannte.«
    Ross fuhr wieder zu Kieran herum, doch der schien die Waffe völlig zu ignorieren. »Er hat beim Boat Race betrogen«, sagte er. »Becca hat es mir erzählt. Er hat einen anderen Ruderer sabotiert, um dessen Platz im Boot zu bekommen, und seinetwegen hat Oxford das Rennen verloren. Aber seine Frau war mit Becca befreundet, und Becca hat ihr versprochen, es niemandem zu verraten.«
    »Dieses Miststück!«, schrie Ross. Die Pistole schwang herum, flatterte einen Moment und richtete sich dann auf Kieran. »Das ist eine Lüge, du –«
    Doch Freddie trat auf ihn zu, und seine Stimme war kalt vor Abscheu. »Das war es also, Ross. Hast du ihm Abführmittel verabreicht? Ich hatte es ja schon immer geahnt. Sie hat dir einfach zu gut in den Kram gepasst, diese Lebensmittelvergiftung, aber ich konnte ja nicht einfach hingehen und einen Teamkollegen beschuldigen, oder? Das wäre doch unsportlich gewesen, und so etwas tat man in unseren Kreisen nicht.
    Aber Becca – Becca hat es die ganze Zeit gewusst.« Freddie machte keinen Hehl aus seiner Befriedigung. »Becca hat es am Ende benutzt, um dich unter Druck zu setzen, nicht wahr? Als Chris sich weigerte, ihr zu helfen, Craig zu Fall zu bringen, drohte sie, alles zu verraten.
    Und du wusstest genau, dass nichts so sicher deine Karriere ruinieren würde wie das – stimmt’s, Ross, alter Knabe? Du hast dein Boot verraten, deine Teamkameraden. Niemand hätte mehr etwas mit dir zu tun haben wollen, wenn sie es erfahren hätten. Du wärst für den Rest deiner Tage geächtet worden. Fünfzehn Jahre lang hast du aus diesem Blue Profit geschlagen, wenn du deine Deals gemacht hast, wenn du dich bei jedem eingeschleimt hast, der sich davon beeindrucken ließ – und sie wollte dir das alles wegnehmen. Also hast du sie umgebracht, du mieser kleiner Feig…«
    »Sei still.« Ross blickte wild umher und wandte sich dann wieder zu Freddie. »Halt bloß die Klappe –«
    Aber Freddie kam noch näher. »Und diesen nächsten Deal hättest du ganz dringend gebraucht, nicht wahr, Ross? Deine Geschäfte gingen den Bach runter. Es war kein Irrtum, dass deine Kreditkarte in der Bar abgelehnt wurde, nicht wahr? Du warst derjenige, dem das Wasser bis zum Hals stand.«
    Ein Blick in Ross Abbotts Gesicht genügte, und Kincaid wusste, dass Freddies mutmaßlicher Plan, ihn zur Aufgabe zu bewegen, fürchterlich danebengegangen

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