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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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wollen wir mal losschwimmen«, meinte Doug, doch seine Flapsigkeit klang gezwungen. Sie hatten alle keine Regenkleidung dabei und würden sicher wie Monster aus dem Sumpf wirken, wenn sie zur Tür hereinplatzten.
    Kincaid drehte sich zu Freddie um, der auf dem Rücksitz saß. »Ihren Schlüssel.« Als Freddie ihn nach vorne reichte, fügte Kincaid hinzu: »Sie halten sich im Hintergrund, solange ich Ihnen keine anderen Anweisungen gebe. Klar?«
    Er musste annehmen, dass Freddies Nicken die beste Antwort war, die er bekommen würde. »Also los – aber leise!«
    Er stieg aus, und sofort wurde ihm klar, dass bei diesem Regen kein Mensch das leise Schließen der Wagentüren hören würde. Im Nu war er klatschnass, die Haare klebten ihm am Kopf, und das Wasser rann ihm in Bächen übers Gesicht. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Doug seine Brille abnahm und in die Innentasche seiner Jacke steckte, und er fragte sich, ob sein Sergeant mit nassen und beschlagenen Gläsern noch blinder war als ganz ohne Brille. Ein feines Trio gaben sie ab.
    Und all seinen Ermahnungen zum Trotz war es Freddie, der vorangehen musste. Sie kamen an Kierans Land Rover vorbei, der dicht vor dem Gartentor parkte, und dann konnten sie durch einen Spalt im Vorhang des Wohnzimmerfensters sehen, dass im Cottage Licht brannte.
    Kincaid wusste jetzt wieder, wo er sich befand, und er bedeutete Doug und Freddie zurückzubleiben. Er hatte noch etwas anderes gesehen – einen schmalen Lichtstreifen, der durch die Haustür nach draußen fiel. Irgendjemand hatte sie nicht richtig geschlossen.
    Er schlich sich an die Tür heran und kam sich einen Moment lang lächerlich vor, wie ein Cop in einem amerikanischen Fernsehkrimi. In seiner Laufbahn hatte es die eine oder andere Situation gegeben, in der er sich gewünscht hätte, eine Waffe zu haben, und dies war eine solche Situation. Plötzlich glaubte er ein tiefes Grollen zu vernehmen.
    Er spähte durch den Türspalt und sah Kieran auf dem Boden sitzen, mit dem Rücken zum Sofa, die Arme um den wütend knurrenden Finn geschlungen, der sich aus seiner Umklammerung zu winden versuchte. Die ganze Aufmerksamkeit des Hundes war auf den Mann gerichtet, der zwischen Kincaid und Kieran stand, mit dem Rücken zur Tür.
    Ross Abbott, vermutete Kincaid.
    Kierans Augen weiteten sich, als sein Blick zur Tür ging, und das genügte, um Kincaid zu verraten.
    Abbott fuhr herum, und Kincaid sah, dass er eine kleinkalibrige Handfeuerwaffe hielt. In Abbotts großen Händen wirkte sie wie eine Spielzeugpistole, aber sie hatte zweifellos genug Durchschlagskraft, um einen Menschen tödlich zu verletzen. Die Waffe schwankte und ruckte nach oben, als Abbott einen Schritt zurückwich und versuchte, Kieran und Kincaid gleichzeitig im Blick zu behalten. Offensichtlich war er es nicht gewohnt, mit einer Pistole umzugehen. Kincaid war sich nicht sicher, ob ihn das eher ängstigen oder beruhigen sollte.
    »Verschwinden Sie«, sagte Abbott.
    Kincaid hob beide Arme und zeigte Abbott seine leeren Hände, während er ins Zimmer trat. »Sie sind Ross, nicht wahr? Legen Sie doch die Waffe weg. Ich bin sicher, dass das alles ein Missverständnis ist. Ich heiße übrigens Duncan Kincaid«, fügte er hinzu und machte noch einen Schritt auf Ross zu.
    »Sie sind ein Scheißbulle. Verkaufen Sie mich doch nicht für dumm. Glauben Sie, ich würde es nicht merken, wenn ich einen Bullen vor mir habe?« Abbott hörte sich an, als stünde er kurz vor einem hysterischen Anfall, doch er hatte sich instinktiv noch ein Stück von der Tür entfernt, sodass Kincaid weiter ins Zimmer vorrücken konnte.
    »Ihre Frau macht sich Sorgen um Sie«, sagte Kincaid, der sich keine Mühe gab, seine Identität zu leugnen. Gemma hatte ihm alles berichtet, was sie von Chris Abbott erfahren hatte, doch nun musste er entscheiden, wie viel er Ross verraten sollte.
    »Sie haben mit meiner Frau geredet? Sie Mistkerl!« Die Pistole richtete sich auf Kincaid.
    Finns leises Grollen steigerte sich wieder zu einem Knurren. Aus dem Augenwinkel sah Kincaid, wie Kieran den Hund fester packte.
    »Ihre Frau hat mit Kolleginnen von mir gesprochen, Mr. Abbott«, sagte er. »Wir wissen, was Angus Craig ihr angetan hat. Wir wissen, dass Sie allen Grund haben, sich aufzuregen. Aber Craig ist tot, und es gibt keine Veranlassung mehr, irgendetwas zu verheimlichen.« Er würde Abbott nicht sagen, dass sie wussten, dass er Rebecca ermordet hatte – nicht, solange Abbott eine Pistole in der Hand

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