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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Verräter, dieser erbärmliche Wicht! Ja, Philippa, ich weiß, warum er dich entführt hat und warum er dich zur Frau nehmen wollte ... aber warum hat er es denn nicht getan?«
    »Edmund - das ist Dienwalds Sohn - und ich konnten aus Crandall fliehen und Walter entkommen.«
    »Aha. Nun, das ist jetzt ohne Bedeutung. Jedenfalls habe ich Walter keine Belohnung ausgesetzt. Ich habe ihm die Wahrheit gesagt, und dieser elende Bösewicht wollte sein eigenes Süppchen kochen. Aber das ist ja jetzt gleichgültig. So oder so, mit mir ist es aus. Ob dieser oder jener Ehemann, mich bringen beide ins Verderben. Wenn du diesen Mann lieber haben willst als deinen Vetter, mir soll's recht sein. Wenigstens hat er dich geheiratet, ohne etwas über dich zu wissen. Ich jedenfalls bin so gut wie tot. Dann wird eben dieser Mann hier, dieser Halunke, dich trösten müssen, wenn du weinend an der Leiche deines Vaters kniest.«
    Philippa war versucht, ihn an den Schultern zu packen und zu schütteln. Doch sie faßte sich in Geduld. »Das ergibt doch alles keinen Sinn, Vater. Warum wollte denn Walter de Grasse mich unbedingt heiraten? Warum?«
    Lord Henry zauste sich das Haar. »Das ist doch jetzt egal, Philippa. Ich bin ein toter Mann. Man wird mich um einen Kopf kürzer machen. Vorher wird man mich schlagen und dann auf dir Streckbank legen und mich vierteilen, und die Krähen werden meine Gedärme fressen.«
    »Was plappert er denn da?« erkundigte sich Dienwald bei seiner jungen Frau. »Wer will ihn töten?«
    »Was ist los, Vater? Fürchtest du de Bridgports Rache? Dann brauchst du keine Angst zu haben. Mein Gatte wird es nicht zulassen, daß er dir ein Härchen krümmt.«
    Lord Henry barg stöhnend den Kopf in den Händen, wippte trostlos auf der Bank vor und zurück und jammerte: »Ich bin erledigt und abgetan, und meine Reste werden die Äcker düngen. Man wird mir und den Meinen Beauchamp nehmen. Maude wird im Elend sterben. Bernice wird nie einen Ehemann bekommen, weil es keine Mitgift mehr für sie gibt, und ohne Mitgift wird kein Freier diese launische Person haben wollen. Ihr Herz wird zu Stein werden, ihre Zunge Gift versprühen...«
    »Du wolltest aber mir keine Mitgift geben.«
    Lord Henry schenkte ihr keine Beachtung. »Ich sterbe, nur weil ich diesem albernen jungen Pfau de Vescy sein Verlangen nach dir ausreden wollte. Ich muß den Verstand verloren haben, als ich ihm diese Lüge erzählt habe.«
    »Welche Lüge? Sag es mir, Vater! Was hat Ivo de Vescy damit zu tun?«
    »Er soll Bernice heiraten. Das heißt, so war es geplant. Jetzt wird er sich hüten. Er wird nach York zurückkehren und sich woanders eine reiche Erbin suchen.«
    »Ihr redet sinnloses Zeug, alter Mann«, sagte Dienwald. »Sprecht endlich wie ein vernünftiger Mensch!« Es war genau der Ton, in dem er sonst mit Crooky sprach und der meist die gewünschte Wirkung erzielte. Doch nicht bei Lord Henry. Der schüttelte nur stöhnend den Kopf.
    Northbert kam in den Saal. Er mußte schnell gelaufen sein, denn sein Atem ging keuchend. Seine Miene verriet Aufregung und freudige Erwartung. »Herr! Schon wieder hält ein Reitertrupp vor unseren Toren. Ihr Anführer behauptet, er sei Robert Burnell, der Kanzler von England, und er sagt, er komme als persönlicher Abgesandter vom König selber zu Euch, Herr! Er hat 20 Männer bei sich, und sie tragen die königliche Standarte! Der Kanzler von England ist hier! Er kommt vom König Edward!«
    Dienwald explodierte. Er brüllte Northbert an: »Der Kanzler, von wegen! Bei den Fingern von St. Peter, dein Hirn ist schon so platt wie deine häßliche Nase! Ich vermute eher, es ist Lord Henrys ehrenwerter Neffe Sir Walter, der gekommen ist, um seinem Onkel sein Leid zu klagen.«
    Lord Henry war über die Nachricht so entsetzt, daß er aschfahl im Gesicht wurde. »Es ist der Kanzler, ich weiß es. Jetzt ist alles aus.« Er faltete die Hände zum Gebet. »O Herr, empfange mich gnädig in deinem Himmel! Ich kann doch nichts dafür, daß ich etwas Dummes gesagt habe und Philippa mich dabei belauschte. Vielleicht liegt ein Teil der Schuld auf ihren Schultern, weil sie herumschlich und Dinge mitanhörte, die nicht für ihre Ohren bestimmt waren. Nein, so darf ich nicht denken. Ich darf die Schuld nicht auf meine liebe Philippa wälzen. Sie war immer so aufgeweckt und arbeitswillig, daß mir das Herz im Leibe lachte. Ich werde in Würde sterben. Es ist aus und vorbei. In Kürze werden meine sterblichen Überreste Maudes Moschusrosen

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