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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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lauter geheimnisvollen Ereignissen zu enden. Erst der wutentbrannte, unverständliches Zeug murmelnde Schwiegervater und nun ein Abgesandter des Königs von England. Indessen stieg Robert Burnell ungeschickt von seinem kräftigen Pferd. Dienwald ging ihm in den großen Saal voran.
    Dabei bemerkte er, daß alle seine Männer und Bediensteten ihnen nachschauten und untereinander flüsterten. Er konnte nur hoffen, daß niemand falsche Schlüsse zog. So leise, wie es Margot noch nie von ihrem Herrn gehört hatte, trug er ihr auf, Bier, Brot und Käse zu bringen.
    »Wo ist die Herrin?« fragte sie.
    Dienwald hätte ihr dafür gern einen Schlag versetzt. Doch er fuhr sie nur an: »Tu, was ich dir gesagt habe, und belästige mich nicht! Die Herrin ruht und darf unter keinen Umständen gestört werden.« Dann wandte er sich wieder Burnell zu. Innerlich fluchte er, weil die Bediensteten seiner Frau bereitwilliger zu folgen schienen als ihm. Und es war erst zwei Tage nach der Hochzeit. Wie würde es nach einer Woche sein?
    »Ich habe mich auf diesen Tag gefreut, Sir«, sagte Burnell und ließ sich auf dem Sessel des Hausherrn nieder. »Meine müden Knochen sind Euch für Eure Gastfreundschaft dankbar.«
    Dienwald lächelte. »Ihr könnt Euch hier so lange ausruhen, wie es Euch gefällt.«
    »Ihr seid sehr freundlich, Sir, aber ich habe mich einer dringenden Pflicht zu erledigen, die keinen Aufschub duldet.«
    »Hoffentlich will der König kein Geld von seinen Baronen haben. Ich habe nämlich keines und kann ihm von meinen wenigen Männern auch keinen für sein Heer abstellen.«
    Burnell wehrte ab. »Nein, der König will kein Geld von Euch. Im Gegenteil, er will Euch ein Geschenk machen.«
    Dienwald horchte auf und war sofort auf der Hut. Ein Geschenk vom König? Unmöglich! Das paßte nicht zu ihm, das war ein Widerspruch in sich selbst. Er witterte Gefahr und war sich bereits gewiß, daß ihm das, was Burnell ihm mitzuteilen hatte, nicht gefallen würde.
    »Lassen wir die Vorreden beiseite und kommen wir gleich zum Kern der Sache! Ich bin gekommen, Euch ein Geschenk anzubieten, das jede andere Gabe weit übertrifft.«
    »Wünscht der König, daß ich den König von Frankreich ermorde? Oder den Herzog von Burgund? Oder hat gar der Papst sein Mißfallen erregt?«
    Burnells nachsichtiges Lächeln verschwand. »Ich sehe, daß ich rasch zum Kernpunkt kommen muß. Sir, der König hat eine Tochter. Ich meine keine der Prinzessinnen, sondern, offen gesagt, Sir, eine uneheliche Tochter. Er hat den Wunsch, sie zu verheiraten. Sie ist trotz ihrer illegitimen Geburt eine Plantagenet, mit großer Schönheit gesegnet, und wird Euch eine Mitgift in die Ehe bringen, die jeder reichen Erbin in England würdig wäre ...«
    Dienwald gelang es weiterhin, nach außen hin gelassen zu bleiben. Er hob die Hand. »Ich muß Euch bitten einzuhalten, Lordkanzler. Ihr müßt nämlich wissen, daß ich gerade vor zwei Tagen geheiratet habe. Ihr werdet dem König in meinem Namen danken und ihm sagen, daß ich untröstlich bin, sein wunderbares Geschenk nicht annehmen zu können, aber wie Ihr einsehen werdet, stehe ich ihm hierfür nicht mehr zur Verfügung. Ich bin bereits mit einer prachtvollen Gattin gesegnet.«
    Er sollte des Königs uneheliche Tochter heiraten? Bei dem Gedanken wurde ihm ganz schwindlig. Aber dank Philippa und ihrer Flucht aus Beauchamp in einem Wollewagen war er allem enthoben.
    Burnell war verwirrt und konnte es nicht glauben. Er machte ein gequältes Gesicht. »Ihr seid verheiratet! Aber Lord Graelam versicherte mir doch, daß Ihr ledig wärt, noch kein Interesse an einer Ehe zeigtet und daß ...«
    »Lord Graelam de Moreton?«
    »Selbstverständlich habe ich vorher mit ihm gesprochen, da er Euch kennt. Man kann die Tochter des Königs von England schließlich nicht mit dem ersten besten vermählen, Sir!«
    »Ich bin aber bereits verheiratet«, wiederholte Dienwald. Seine Stimme klang immer noch ruhig. Aber er nahm sich vor, Graelam mit der Lanze aufzuspießen. Graelam wollte also, daß er der unehelichen Tochter des Königs zum Opfer dargebracht würde! »Wollt Ihr hier übernachten, Sir? Ihr seid willkommen. St. Erth kann sich nicht rühmen, je einen so erlauchten und bedeutenden Gast beherbergt zu haben. Ich bin ziemlich sicher, die Enttäuschung des Königs darüber, daß seine erste Wahl eines Schwiegersohns hinfällig ist, wird sich in Grenzen halten. Ich wage sogar zu behaupten, daß seine zweite Wahl seinem Geschmack viel

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