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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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eher entsprechen wird.«
    Langsam erhob sich Robert Burnell. Diese Möglichkeit hatte er nicht vorausgesehen. Er war müde und tief enttäuscht.
    Glücklicherweise kam Margot gerade mit Bier, Brot und Käse. »Bitte, greift zu!« sagte Dienwald, goß Bier ein und reichte Burnell den vollen Krug. Der nahm einen langen Zug. Den hatte er sich auch wohl verdient. So viel Arbeit und nun alles vergebens. Es war ungerecht. Schon der Gedanke an des Königs Reaktion ließ ihn schaudern. Doch dann nahm er sich zusammen. Er war ein Mann Gottes, ein Mann, für den Frömmigkeit nicht in der Einhaltung bestimmter Gebote stand, sondern eine Lebenseinstellung war. Er sah den Mann an, von dem er gehofft hatte, er würde des Königs Schwiegersohn werden, und sagte: »Darf ich den Namen Eurer Gattin erfahren?«
    »Das ist kein Geheimnis. Sie ist die ehemalige Philippa de Beauchamp. Ihr Vater ist Lord Henry de Beauchamp.«
    Zu Dienwalds Überraschung blieb dem Kanzler der Mund offen stehen. Seine Wangen wurden knallrot. Er ließ den Krug fallen, warf den Kopf zurück und lachte, bis er keine Luft mehr bekam. Was ist daran so witzig? fragte sich Dienwald. Was hatte er denn so Komisches gesagt? Was zum Teufel war hier los?
    Schließlich wischte sich Burnell die Lachtränen aus den Augen und nahm wieder Platz. Er ließ seinen heruntergefallenen Krug liegen, nahm Dienwalds und goß sich Bier ein. Wieder trank er einen langen Schluck und schenkte seinem Gastgeber dann ein breites, wohlwollendes Lächeln. Das Schicksal war gnädig mit ihm umgegangen. Es hatte Gottes treuem Anhänger Gerechtigkeit widerfahren lassen.
    »Ihr habt mir eine Menge Ärger erspart, Dienwald. O ja, Sir, eine Menge Ärger. Ihr habt mir ein sichtbares Zeichen der Güte Gottes gegeben.«
    »So? Na, das bezweifle ich aber ernstlich. Was meint Ihr damit, Sir?«
    Burnell mußte rülpsen. Dann sagte er fröhlich: »Was ich damit meine, Sir? Der liebe Gott hat alles prächtig geordnet. Er hat uns Menschenkindern die Nichtigkeit unserer Pläne und Absichten vor Augen geführt und dann alles so gemacht, wie er es vorgesehen hat.« Er lachte wieder unbändig, bis er merkte, daß sein Gastgeber allmählich gereizt wurde. »Ich will Euch alles sagen«, fuhr Burnell fort. »Die Wahrheit ist, daß Ihr des Königs Tochter geheiratet habt. Ich weiß nicht, wie es dazu kam. Aber jetzt ist alles gut, Lob und Dank sei Gott.«
    »Ihr seid verrückt, Sir.«
    »Nein, denn Philippa de Beauchamp ist die uneheliche Tochter des Königs von England. Wollt Ihr mir jetzt sagen, wie es zu dieser Heirat gekommen ist?« Burnell lächelte. Dabei dachte er: Lord
    Henry hat mich also angelogen. Das Mädchen hat gar nicht die rote Ruhr gehabt. Sie war damals überhaupt nicht auf Beauchamp.
    In Dienwalds Kopf herrschte völlige Leere. Alles in ihm war taub. Philippa die uneheliche Tochter des Königs? Aber sie hatte doch nicht das goldblonde Haar der Plantagenets, sondern ein Blond mit den verschiedensten Schattierungen, wie es völlig einmalig war. Philippa, deren Augen so hell strahlten wie der Sommerhimmel ... ja, das war's: Sie waren wie die Augen des Königs, die Augen der Plantagenets. Es war unvorstellbar, unmöglich. Sie war aus einem Wollewagen in sein Leben getreten und seine Frau geworden. Sie konnte nicht des Königs Tochter sein. Das gab es doch nicht!
    »Ihr wollt wissen, wie das alles zustande kam? Sie war ihrem Vater ausgerückt diesem Lord Henry - weil sie aus seinem Munde gehört hatte, daß er ihr keine Mitgift geben und sie mit William de Bridgport verheiraten wollte, einem übellaunigen Mann von abstoßendem Charakter.
    Ungeduldig winkte Burnell ab. »Natürlich ging Lord Henry ihre Mitgift überhaupt nichts an. Ihre Mitgift war Sache des Königs, der ihr leiblicher Vater ist.«
    »Jedenfalls rückte sie aus und versteckte sich auf einem Wagen, der mit einer Wolladung zum Markt von St. Ives unterwegs war. Ganz durch Zufall kam sie hier vorbei. Und wir wurden, wie gesagt, vor zwei Tagen getraut.«
    »Gottes Wege sind wunderbar«, sagte Burnell. »Ich kann es kaum abwarten, Accursi die Geschichte zu erzählen. Er wird sie nicht glauben.« Selbstgefällig fuhr er fort: »Nun, dann erübrigt sich ja Euer Einverständnis, Sir. Ihr habt von Euch aus die richtige Frau gewählt. Alles ist gut. Alles ist nach Gottes Plan verlaufen.«
    »Ihr meint, nach des Königs Plan?«
    Darauf lächelte Burnell nur, als ständen sich der König und der liebe Gott so nahe, daß es darauf wirklich nicht

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