Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
geschickt?«
    Roland hörte auf zu lachen und musterte des Königs Tochter. Bisher hatte er nicht gewußt, daß sie es war. Doch als er sie näher ansah, fiel ihm ihre Ähnlichkeit mit Edward auf. Sie hatte seine hellen blauen Augen. Sie war schön, und sie war großgewachsen und gut gebaut - ach, und diese dichten Locken, die ihr weit über den Rücken fielen! Einen kurzen Augenblick lang fühlte Roland Enttäuschung darüber, daß er zu spät gekommen war. Aber nur einen Au-genblick. Freundlich antwortete er: »Der König - Euer geschätzter Vater - hat mich nur gebeten, ich solle Euch kennenlernen.«
    »Ich bin schon verheiratet«, sagte Philippa mit leiser Stimme. »Allerdings ist es ungewiß, ob mein Gatte mich weiterhin als seine Frau ansehen wird. Als er erfuhr, daß der König von England mein Vater ist, hat er mich verlassen.«
    Roland zog seine schwarzen Augenbrauen zusammen.
    Lord Henry mischte sich ein. »Du brauchst diesem Fremden nicht alles zu erzählen, Philippa. Es geht ihn nichts an.«
    »Warum nicht? Der König hat ihn doch hergeschickt.« Zu Robert Burnell gewandt, fuhr sie entschlossen fort: »Selbst wenn mein Gatte die Ehe auflöst, will ich diesen Mann hier nicht haben. Habt Ihr mich verstanden? Ich will nie einen anderen Mann haben, nie. Habt Ihr mich verstanden, Sir?«
    »Ja, Madam, Ihr habt es ja laut und deutlich gesagt.«
    Bei Gott, dachte Roland, sie liebt de Fortenberry!
    Lord Henry schnaufte. »Es kommt nicht darauf an, was er versteht oder nicht versteht. Ihr seht, Roland de Tournay, daß meine Tochter de Fortenberry geheiratet hat, als noch keiner der beiden wußte, wer ihr leiblicher Vater ist. Damit ist alles erledigt. Ihr könnt mit gutem Gewissen Abschied nehmen.«
    Dabei starrte Lord Henry ihn an, als hätte er ihm am liebsten einen Pfeil durch den Hals geschossen.
    »Sprich nicht so grob mit ihm, Va ..., my Lord!« sagte Philippa. »Von mir aus kann er in St. Erth bleiben. Wir haben Platz genug und Bier auch. Wenn er allerdings vorhat, nach London zurückzukehren, kann er dem König berichten, was geschehen ist, und ...«
    Sie hielt auf einmal inne und sah Roland an. Aus ihren Augen sprach ein so tiefer Schmerz, daß er Mitleid mit ihr hatte. Plötzlich drehte sie sich um und verließ ohne ein weiteres Wort den Saal.
    »Dieser verdammte Flegel!« sagte Lord Henry. »Wenn er nicht ihr Mann wäre, würde ich ihm die Kehle durchschneiden.«
    Roland schüttelte den Kopf. »Soll das heißen, ihr Mann verließ sie, als er erfuhr, daß sie des Königs Tochter ist?«
    »Ja, genauso ist es«, erwiderte Lord Henry. »Ich könnte den jungen Schwachkopf in die Senkgrube werfen!«
    Roland lächelte. Das Schicksal meinte es gut mit ihm. Sein Glück hatte ihn vor einer drohenden Katastrophe bewahrt. Allerdings blieb ihm de Fortenberrys Handlungsweise unerklärlich. War der
    Mann verrückt? Dagegen waren seine eigenen Vorbehalte gegen eine Ehe wohlbegründet. Roland beschloß, auf St. Erth zu übernachten und morgen Graelam de Moreton seinen geplanten Besuch auf Wolffeton abzustatten. Um die uneheliche Tochter des Königs brauchte er sich nicht mehr zu kümmern. Er hatte dem König gegenüber seine Pflicht getan, und alles war, wenigstens für ihn selber, glatt und gut verlaufen.
    Er lenkte das Gespräch nun auf die widerspenstige Haltung König Alexanders und seiner schottischen Untertanen. Darüber vergaß er rasch den eigentlichen Zweck seines Besuchs. Die drei Männer ließen sich das Abendessen gut schmecken, tranken eine Menge von dem guten Bier der Burg und blieben in gehobener Stimmung bis spät in der Nacht zusammen.
    Der Herr von St. Erth, der zukünftige Graf von St. Erth, tauchte nicht auf. Und auch die von ihm verstoßene Gattin ließ sich nicht mehr blicken.
    Burg Wolffeton
    »Halt ihn fest, Rolfe! Beim Höllenfeuer, schnapp dir auch sein anderes Bein! Schnell! Er wollte mir damit ins Gemächte treten! Osbert, halte ja seine Arme auf dem Rücken fest! Nein, du brauchst ihm nicht gleich den Ellbogen zu brechen.«
    Lord Graelam de Moreton rieb sich über das schmerzende Kinn und sah dem Schauspiel zu. Zwei seiner Männer hielten Dienwald am Boden fest, ein dritter hatte sich ihm auf die Beine gesetzt, und ein vierter saß ihm auf der Brust. Dienwald brüllte und keuchte, und jetzt rang er nach Luft, denn Osbert war kein Leichtgewicht.
    Dienwald hatte Graelam völlig überraschend angegriffen. Er war als scheinbarer Freund und Verbündeter durch Wolffetons Tore geritten und von den

Weitere Kostenlose Bücher